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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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natürlich bemühe ich mich nach Kräften, die Interessen meiner Insel zu schützen. Ich verfüge über keine nennenswerten Streitkräfte, Josua, und bin stets ein Spielball der Launen meiner Nachbarn gewesen. ›Wenn Nabban sich im Schlaf umdreht‹, sagt man in Ansis Pelippé, ›fällt Perdruin aus dem Bett‹.«
    »Eine gute Begründung, Graf«, lachte Josua, »und fast wahr. Aber es heißt auch, Ihr wärt der vielleicht reichste Mann in Osten Ard. Ist auch das allein die Folge der Wachsamkeit, mit der Ihr auf Perdruins Nutzen bedacht seid?«
    Streáwe richtete sich auf. »Was ich besitze, ist meine Angelegenheit. Ich dachte, Ihr wolltet mich als Verbündeten gewinnen, und jetzt beleidigt Ihr mich.«
    »Erspart mir Eure geheuchelte Empörung, teurer Graf. Es fällt mir schwer zu glauben, dass es eine Beleidigung ist, wenn man Euch reich nennt. Aber in einer Sache habt Ihr recht: Es ist unser Wunsch, mit Euch über gewisse Dinge zum beiderseitigen Vorteil zu sprechen.«
    Der Graf beugte feierlich das Haupt. »Das hört sich besser an, Prinz Josua. Ihr wisst, dass ich auf Eurer Seite stehe – erinnert Euch an die Botschaft, die ich Euch mit meinem Diener Lenti sandte! –, und ich bin begierig zu erfahren, wie ich Euch helfen kann.«
    »Wie wir einander helfen können, meint Ihr.« Josua hob die Hand, um Streáwes Protest im Keim zu ersticken. »Bitte, Graf, lasst uns das übliche Feilschen vermeiden. Ich bin in allergrößter Eile. Seht, ich verzichte bereits auf einen Vorteil beim Handel, indem ich Euch das mitteile. Nun vergeudet auch Ihr unsere Zeit nicht mit falschen Beteuerungen.«
    Der alte Mann biss sich auf die Lippen, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wie Ihr wollt, Josua. Ich muss gestehen, Ihr habt mein Interesse geweckt. Was ist Euer Begehr?«
    »Schiffe. Besatzungen. Genug, um unsere Heere nach Erkynland zu schaffen.«
    Streáwe war so überrascht, dass er erst einmal schwieg. Dann meinte er: »Ihr wollt jetzt zu Schiff nach Erkynland? Nachdem Ihr wochenlang verbissen um Nabban gekämpft habt und wir in diesem Augenblick, jetzt, während wir miteinander sprechen, vom schlimmsten Sturm bedroht werden, der uns seit Jahren vom Norden her heimgesucht hat?« Er deutete auf die verbarrikadierten Fenster. Draußen heulte der Wind über den Sancellinischen Hügel. »Letzte Nacht war es so kalt, dass in der Quellenhalle das Wasser einfror. Die Claves-Glocke war kaum im Hause Gottes zu hören, so vereist war sie. Und da wollt Ihr aufs Meer hinaus?«
    Als der Graf die Glocke erwähnte, zuckte Isgrimnur zusammen. Sofort warf ihm Josua einen warnenden Blick zu, damit er still blieb. Offenbar war auch ihm Nisses’ prophetisches Gedicht eingefallen.
    »Ja, Streáwe«, sagte der Prinz. »Es gibt verschiedene Arten von Stürmen. Manche müssen wir in Kauf nehmen, um andere zu überleben. Ich möchte in See stechen, so schnell es geht.«
    Der Graf hob die Hände und zeigte die offenen, leeren Handflächen. »Nun gut – Ihr werdet wissen, was Ihr wollt. Aber was kann ich dabei tun? Die Schiffe von Perdruin sind keine Kriegsschiffe und befinden sich zudem alle auf dem Meer. Sicher braucht Ihr doch die große Flotte von Nabban und keine kleinen Kauffahrer.« EineGeste zum Thron. »Camaris ist jetzt das Oberhaupt des Eisvogelhauses.«
    »Aber Ihr seid das Oberhaupt der Docks«, gab Josua zurück.
    »Benigaris hat mir gesagt, er habe Euch für seinen Gefangenen gehalten, während Ihr in Wirklichkeit seine Macht von innen aushöhltet. Habt Ihr dafür etwas von dem Gold eingesetzt, das die Katakomben unter Eurem Haus auf dem Sta Mirore füllen soll? Oder etwas Feineres – Gerüchte, Geschichten?« Er schüttelte den Kopf. »Gleichviel. Die Wahrheit ist, Streáwe, dass Ihr uns helfen oder uns hindern könnt. Ich möchte mit Euch über den Preis sprechen, ob Ihr Macht begehrt oder Gold. Wir brauchen auch Proviant. Ich möchte, dass die Schiffe in sieben Tagen oder weniger ausgerüstet und auf dem Wasser sind.«
    »Sieben Tage?« Der Graf verriet zum zweiten Mal Überraschung. »Das wird nicht leicht sein. Ihr habt doch gewiss von den Kilpa gehört? Neuerdings sind sie so zahlreich wie Quinisfische – nur dass Quinisfische keine Seeleute über die Reling reißen und dann auffressen. Die Männer wagen sich zurzeit nur ungern hinaus.«
    »Haben wir also angefangen zu verhandeln?«, fragte Josua.
    »Alles, was Ihr sagt, ist richtig. Es sind schwierige Zeiten. Was wollt Ihr – Gold oder Macht?«
    Unvermittelt fing

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