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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zu Tiamak.
    »Josua? Camaris?« Er wollte nicht daran denken, dass es etwas Schlimmeres sein konnte.
    »Wir werden es herausfinden.«
    Kuroyi bog in einen Seitengang ein und ging ein paar Schritte nach unten. Gleich darauf schoss er wieder heraus und zischte wütend. Aditu drängte sich an Tiamak vorbei und rannte zu Kuroyi. »Lauft nicht fort!«, rief sie ins Dunkel hinein. »Ich bin es, Aditu!«
    Wenig später tauchte mit gezücktem Schwert ein Mann auf.
    »Prinz Josua!« Tiamak war erleichtert. »Ihr seid unversehrt.«
    Der Prinz sah seine Retter lange an und blinzelte in das Licht der Kristallkugeln. »Bei Ädons Barmherzigkeit, Ihr seid es wirklich.« Er ließ sich schwer auf den Tunnelboden sinken. »Meine … meine Fackel ging aus. Ich laufe schon eine ganze Weile im Dunkeln herum. Ich glaubte Schritte zu hören, aber Ihr bewegt Euch so leise, dass ich nicht sicher sein konnte …«
    »Habt Ihr Camaris gefunden?«, fragte Tiamak.
    Der Prinz schüttelte bedrückt den Kopf. In seinen Augen lag Qual. »Nein. Ich war ihm noch gar nicht weit gefolgt, als er auch schon verschwand. Er wollte nicht anhalten, soviel ich auch rief. Er ist fort! Fort!« Mühsam rang er um Fassung. »Ich habe meine Männer führerlos und mein Volk im Stich gelassen. Könnt Ihr mich zurückbringen?« Flehend sah er sich im Kreis der Sithi um.
    »Der Sterbliche, den Ihr Herzog Isgrimnur nennt, ist ein tüchtiger Stellvertreter«, antwortete Likimeya. »Wir haben nicht genug Zeit, Euch zurückzubringen, und können auch keinen der Unseren entbehren, um Euch zu führen. Allein aber würdet Ihr den Weg nicht finden.«
    Josua senkte den Kopf, gebeugt unter der Last seiner Scham. »Ich habe etwas Törichtes getan und die, die mir vertrauten, enttäuscht. Ich wollte unbedingt Camaris finden … aber er ist fort, und mit ihm Dorn.«
    »Grämt Euch nicht über das, was geschehen ist, Prinz Josua«, sagte Aditu überraschend sanft. »Und fürchtet nicht um Camaris. Wir werden ihn finden.«
    »Aber wie?«
    Likimeya warf Josua einen kurzen Blick zu und sah dann den Gang hinauf. »Wenn das Schwert von Leid und der anderen Klinge angezogen wird, wie es nach Euren Schilderungen der Fall zu sein scheint, wissen wir, wo sein Ziel liegt.« Sie schaute zu Chiya hinüber, die nickte. »Wir werden, soweit das möglich ist, den geraden Weg dorthin nehmen. Entweder wir treffen ihn unterwegs, oder wir erreichen die oberen Ebenen vor ihm und können ihn erwarten.«
    »Aber er kann auf ewig hier unten herumwandern!«, entgegnete Josua traurig, und Tiamak dachte an das, was ihm selbst eben noch durch den Kopf gegangen war.
    »Das glaube ich nicht«, versetzte Likimeya. »Wenn ein Zusammenfluss von Macht die Schwerter zueinanderzieht – und das könnte unsere größte Hoffnung sein, denn dann kommt auch Hellnagel –, dann wird Camaris den Weg finden, selbst wenn sein Verstand so getrübt ist, wie Ihr sagt. Er wird sein wie ein Blinder, der in einem kalten Raum das Feuer sucht. Er wird seinen Weg finden.«
    Jiriki streckte dem Prinzen die Hand entgegen. »Kommt, Prinz Josua. Ich habe Nahrung und Wasser. Nehmt etwas zu Euch, dann suchen wir weiter.«
    Der Prinz sah ihn an, und etwas vom Eis der Sorge schmolz von seiner Seele. »Ich danke Euch. Danke, dass Ihr mich gefunden habt.« Er nahm Jirikis Hand und stand auf. Dann lachte er spöttisch über sich selbst. »Ich dachte schon … ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.«
    »Das habt Ihr zweifellos«, antwortete Jiriki, »und es werden nicht die letzten gewesen sein.«
    Tiamak musste feststellen, dass selbst die gleichmütigen Sithi sich bei Jirikis Bemerkung offenbar nicht ganz wohlfühlten.
     
    Langsam, fast unmerklich, begann die Umgebung sich zu verändern. Während Tiamak mit Josua den Unsterblichen durch die gewundenen Gänge folgte, fiel ihm als Erstes auf, dass der Boden ebener wurde und die Tunnel regelmäßiger wirkten. Bald bemerkte er dieunmissverständlichen Spuren bewusster Gestaltung, scharfe Winkel, steinerne Bögen, die größere Kreuzungen überspannten, sogar Stellen an der Felswand, in die etwas eingemeißelt zu sein schien, auch wenn es nur sich wiederholende Muster wie Wellen oder verschlungene Grashalme waren.
    »Diese äußeren Bereiche wurden nie fertiggestellt«, erklärte ihm Aditu. »Entweder entstanden sie, als es für Asu’a schon zu spät war, oder sie wurden zugunsten bequemerer Pfade verlassen.«
    »Verlassen?« Tiamak konnte sich so etwas nicht vorstellen. »Wer würde sich mit

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