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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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konnte, das rhythmische Steigen und Fallen der Sithistimmen.
    »Ich weiß nicht, aber es könnte sein. Ich habe ihnen in Naglimund tagelang zugeschaut und könnte Euch dennoch nicht sagen, was sie wirklich tun. Aber von Jiriki weiß ich, dass seine Leute damit einen bestimmten Zauber der Nornen abwehren.« Er zuckte zusammen, als Donner krachte, sich am Hang brach und hinter dem Heer des Prinzen durch die verlassenen Gassen von Erchester rollte. Ein neuer Blitz, und alles, was auf und vor den Mauern des Hochhorsts stand, schien für einen Moment zu Eis zu erstarren – Männer, Kriegsmaschinen, Schneegestöber und sogar Pfeile im Flug –, bis die Dunkelheit des Unwetters sich wieder darüber legte. Ein weiterer Donnerschlag ertönte. Der Wind heulte noch lauter. »Vielleicht sind deshalb keine Nornen unter den feindlichen Bogenschützen«, fuhr Isorn fast rufend fort. »Weil sie irgendetwas aushecken – eine Kriegslist, eine Hexerei –, jedenfalls etwas Unangenehmes. Oh, ich habe grausige Dinge in Naglimund gesehen, Sludig. Ich bete, dass Jirikis Volk stark genug ist, den Nornen Einhalt zu gebieten.«
    »Was für ein Irrsinn!«, schrie Sludig. »Ich kann kaum noch etwas sehen!«
    Wieder ein Krachen, nicht ganz so laut. Es war kein Donner. »Preis sei Usires! Der Rammbock hat das Tor erreicht!«, schrie Isorn erregt. »Schaut, Sludig! Sie haben den ersten Stoß geführt!« Das schwarze Schwert hoch erhoben, trieb er sein Pferd ein paar Schritte nach vorn. Mit dem Seedrachenhelm auf dem Kopf und dem vom scharfen Wind gepeitschten Mantel konnte selbst Sludig beinah glauben, dass er Camaris und nicht den Sohn seines Lehnsherren vor sich hatte. »Wir müssen Hotvigs Reiter finden und uns zum Stürmen bereitmachen, falls es ihnen gelingt, das Tor zu sprengen.«
    Sludig sah sich im Gewimmel der Fußsoldaten vergeblich nach einem Boten um. »Wir sollten es Eurem Vater mitteilen!«, rief er.
    »Dann geht, ich werde warten. Aber beeilt Euch, Mann. Wer hätte gedacht, dass wir so schnell vorankommen würden?«
    Sludig versuchte eine Antwort, die aber im Tosen des Sturms unterging. Er wandte sein Pferd und ritt den Berg hinunter zu Herzog Isgrimnurs Beobachtungsposten.
     
    »Der Rammbock ist am Tor«, jubelte Sangfugol. »Schaut ihn doch an! Er ist so groß wie drei Häuser.« »Das Tor ist noch größer.« Strangyeard schauderte. »Aber ich wundere mich über den geringen Widerstand.«
    »Ihr habt doch Erchester gesehen. Sie sind alle geflohen. Elias und sein Zauberer haben den Ort in eine Wüstenei verwandelt.« »Aber es scheinen doch genügend Männer hinter den Mauern zu stehen, um die Burg zu verteidigen. Warum haben sie keine Gräben ausgehoben, um die Belagerungsmaschinen zu behindern, warum so wenig Steine gesammelt, um sie auf die Sturmleitern niedergehen zu lassen?«
    »Die Steine, die sie hatten, haben jedenfalls ihren Zweck erfüllt«, versetzte Sangfugol, der sich ärgerte, weil Strangyeard seine Begeisterung nicht teilte. »Die Männer, die sie auf den Kopf bekamen, sind so tot, wie Ihr es Euch nur wünschen könnt.« »Elysia, Mutter unseres Erlösers!«
    Der Priester war entsetzt. »Sangfugol, sprecht nicht so von unseren Gefallenen! Ich meine ja nur, dass die Verteidiger auf eine Belagerung, von der Elias seit Wochen, sogar Monaten, gewusst haben muss, dass sie kommen würde, sehr schlecht vorbereitet zu sein scheinen und dass mich das wundert.« »Der König ist eben verrückt«, entgegnete der Harfner. »Ihr habt gehört, was die Flüchtlinge aus Erkynland sagen. Es sind nicht viele dageblieben, um für ihn zu kämpfen. Die Sache wird nicht schwieriger sein, als einen Bären aus seiner Höhle zu stochern. Der Bär ist zwar grimmig, aber er bleibt doch ein Tier und muss vor der Schlauheit der Menschen auf der Strecke bleiben.«
    »Schlauheit?« Der Archivar bemühte sich nach Kräften, den Schnee von seiner Decke zu schütteln. Selbst durch ihre niedrige Steinmauer schnitt der bitterkalte Wind. »Was haben wir schonSchlaues vollbracht? Wir haben uns von Anfang an wie ein Ochse am Ring an der Nase herumführen lassen.«
    Sangfugol wedelte sorglos mit der Hand, obwohl auch er vor Kälte schnatterte. »Isorn und diesen Nabbanai als Camaris und Josua auftreten zu lassen – Ihr müsst doch zugeben, dass das ein schlauer Einfall war, einmal abgesehen von Eurem kleinen Vorschlag, ich sollte den Prinzen spielen? Und von unten durch Höhlen und Tunnel die Mauern des Hochhorstes zu umgehen, das ist doch sogar sehr

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