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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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windig ist und die Bogenschützen des Königs so schlechte Sicht haben.«
    »Das sagt mir jeder«, brummte der Herzog. »Aber ich werde hier oben langsam verrückt. Dieser verfluchte Josua! Mich hier und jetztallein zu lassen!« Er blickte finster vor sich hin und schlug dann rasch einen Baum. »Verzeiht mir. Ich habe es nicht so gemeint.«
    Seriddan nickte. »Ich verstehe schon. Es ist schrecklich, nicht zu wissen, wo er steckt.«
    »Aber mir liegt noch etwas anderes auf der Seele. Es gibt immer noch viel zu viele offene Fragen.«
    »Was meint Ihr?«
    »Nun – wenn sie uns wirklich nur hinzuhalten brauchen – wenn dieser feurige Stern tatsächlich bedeutet, dass etwas eintreten wird, das Elias hilft –, warum haben sie dann nicht wenigstens versucht zu verhandeln? Außerdem sollte man doch meinen, dass der König seinen Bruder zumindest sehen möchte, und sei es nur, um ihn anzuschreien und ihn einen Verräter zu nennen.«
    »Vielleicht weiß Elias, dass Josua nicht hier ist.«
    Isgrimnur zuckte zusammen. »Woher soll er das wissen? Josua ist doch erst letzte Nacht verschwunden.«
    »Ihr versteht mehr von diesen Dingen als ich, Herzog Isgrimnur. Ihr bekämpft den König und seine unnatürlichen Verbündeten nun schon eine lange Zeit.«
    Isgrimnur trat an den Rand der Plattform und starrte zu den finsteren Mauern des Hochhorsts hinauf. »Vielleicht wissen sie es ja wirklich. Vielleicht haben sie Camaris irgendwie in die Burg gelockt – aber, verdammt, das bedeutete doch nicht, dass Josua hinterherrennen würde. Das konnten sie nicht einplanen.«
    »Ich habe keine Ahnung«, versetzte der Baron. »Eigentlich wollte ich Euch nur sagen, dass ich gern ein paar von meinen Männern an die Westmauer verlegen würde. Ich finde, es wird Zeit, dass wir sie noch von einer anderen Seite aus angehen.«
    »Nur zu. Aber das ist ein weiterer Punkt, der mich beunruhigt – Elias scheint sich nämlich überhaupt keine Sorgen zu machen. Mit dem Rammbock so dicht an der Tür hätte ich zumindest einen Ausfall erwartet, um uns zu hindern, ihn dort in Stellung zu bringen.«
    »Das kann ich Euch nicht beantworten.« Seriddan klopfte ihm auf den Arm. »Aber wenn das alles ist, was der Hochkönig zu bieten hat, werden wir das Tor in wenigen Tagen aufgebrochen haben.
    »Wenn uns so viel Zeit bleibt«, erwiderte Isgrimnur düster.
    »Wir tun unser Möglichstes.« Seriddan kletterte wieder nach unten und ging zu seinem Pferd. »Kopf hoch, Herzog Isgrimnur!«, rief er. »Es geht alles gut.«
    Isgrimnur hatte sich umgedreht. »Jeremias!«
    Der Junge drängte sich durch eine kleine Gruppe Gepanzerter im Hintergrund des Gefechtsstands. »Ja, Herr?«
    »Schau, ob du mir etwas Wein besorgen kannst, Junge. Meine Eingeweide sind kälter als meine Zehen.«
    Der Knappe eilte nach den Zelten. Isgrimnur richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das windige, schneeverwehte Schlachtfeld und starrte finster in die Weite.
     
    »Heiliger Himmel!« Sludig war vollkommen verblüfft. »Was tun sie denn jetzt?«
    »Sie singen«, erklärte Isorn. »Ich habe es vor den Mauern von Naglimund erlebt. Es dauert sehr lange.«
    Er blickte auf die zwei Dutzend Sithi, die vorgeritten waren und jetzt gelassen in Schussweite der Wälle standen, knietief im wehenden Schnee.
    »Was soll das heißen, sie singen?«
    »Es ist ihre Art zu kämpfen – zumindest, wenn es gegen ihre Vettern, die Nornen, geht. Wenn ich mehr davon verstünde, würde ich es Euch genauer erklären.«
    »Und das sind die Verbündeten, auf die wir so lange gewartet haben?« Sludig wurde vor Wut laut. »Wir kämpfen um unser Leben, und sie singen? Seht Euch das an! Da draußen sterben unsere Männer!«
    »Die Sithi können auch anders kämpfen, Sludig. Ich denke, Ihr werdet das noch erleben. Und in Naglimund hat ihr Gesang viel bewirkt, auch wenn ich nicht weiß wie. Die Mauern sind davon eingestürzt.«
    Sein Begleiter schnaubte höhnisch. »Ich verlasse mich lieber auf den Rammbock und die Belagerungstürme – und auf Männer mit starken Armen.« Er sah zum Himmel auf. »Es wird dunkler. Dabei kann es noch nicht viel über Mittag sein.«
    »Vielleicht verdichtet sich der Schneesturm.« Isorn beruhigtesein Pferd, das ängstlich auf der Stelle trat. »Er gefällt mir nicht. Seht Ihr diese Wolke über den Türmen?«
    Sludig folgte Isorns Zeigefinger mit dem Blick und blinzelte: »Es blitzt! Ist das das Werk der Unsterblichen?« Tatsächlich war fast das Einzige, das man im Heulen des Windes noch hören

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