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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Kampf mit der Nornenkönigin zu stehen schien. Ihre Gesichtsmuskeln wogten. »Und dorthin müsst Ihr ihm folgen. Das hier ist unsere Aufgabe.« Er wandte die Augen dem Teich zu.
    »Geht!«, drängte Aditu. Sie zog den stolpernden Tiamak in Josuas Richtung. »Wir werden die Macht des Ältesten Baumes anrufen und sie aufhalten, solange es möglich ist, aber wir werden ihren Plan nicht vereiteln können. Schon jetzt beginnt Utuk’ku, dem Meisterzeugen Kraft zu entziehen. Ich fühle es.«
    »Aber was tut sie? Was geschieht hier?« Tiamak hörte selbst, wie seine Stimme vor Angst schrill wurde.
    »Das können wir nicht sehen«, stöhnte Aditu mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir brauchen unsere ganze Kraft, um sie in Schach zu halten. Ihr und die Euren müsst das Übrige erledigen. Dies hier ist unser Kampf. Nun geht!« Sie kehrte ihm den Rücken.
    Das pulsierende Strahlen des Teichs wurde stärker. Lavendelblaue Flammen züngelten über die Wände und tanzten wie in einem scharfen Wind. Die ganze Halle war angespannt wie das Fell einer Trommel. Tiamak hatte das Gefühl zu schrumpfen, sich zu verdrehen, langsam erdrückt zu werden von den entfesselten Kräften. Eine Macht, die weder Gestalt noch Körper besaß, ging von der dunstigen Gestalt aus, die über dem Wasser schwebte.
    Schwankend wie im Sturmwind ordneten sich die Sithi vor dem Teich zu einer Reihe, fassten einander bei den Händen und begannen zu singen.
    Als ihre seltsame Melodie einsetzte, fingen die Lichter des Teichs von neuem heftig zu flackern an. Hilflos starrte Tiamak in den leuchtenden Nebel. Er hatte vergessen, wie man sich bewegt. Die Wände um ihn herum schienen sich erst nach innen, dann wieder nach außen zu wölben, ein und aus, als atmete der Raum. Am Ufer des Teichs taumelte Aditu und sackte vornüber. Ihr Bruder, der neben ihr stand, riss sie hoch. Das Lied der Sithi stockte einen Augenblick und begann dann wieder.
    Wie als Antwort auf die klagenden Töne begann sich im Dunst des Teichs ein neues Gebilde zu formen, das schnell in den bleichen Schatten der Nornenkönigin hineinzuwachsen schien. Tiamak nahm es als undeutliche, dunkle Masse wahr, einen gewaltigen Stamm mit wogenden Ästen und geisterhaften Blättern, die bebten, als liebkose sie ein Wind. Aditu hatte vom Ältesten Baum gesprochen. Tiamak konnte fühlen, wie uralt dieses Wesen war, er spürte seine tiefen Wurzeln und seine wachsende, nährende Kraft. Einen Augenblick empfand er etwas wie Hoffnung.
    Wie zur Antwort brannten die blauen Lichter im Wasser noch greller, bis ihr Schein die Höhle mit blendendem Licht übergoss. Der Umriss des Baums verlor an Schärfe. Utuk’kus würgende, eisige Macht quoll aus dem Teich der Drei Tiefen hervor, und der Wranna fühlte, wie er in sich zusammenfiel.
    »Tiamak!«
    Die Stimme kam aus großer Entfernung von irgendwo hinter ihm; sie war unwichtig. Nichts konnte den Nebel durchdringen, der seine Ohren, sein Herz, seine Gedanken füllte …
    Hoch über der Mitte des Teichs schwebte die Nornenkönigin und sah aus, als bestünde sie ganz und gar aus Eis. Doch in ihrem Herzen pochte etwas Schwarzes, und zackige, purpurrote und blaue Blitze umspielten ihren Kopf und funkelten auf der gleißenden Maske. Sie breitete die Arme aus und ballte die Fäuste in den Handschuhen. Plötzlich stieß Kuroyi einen lauten Schrei aus, ließ die anderen Sithi los und stürzte zu Boden. Er wälzte sich krampfhaft hin und her. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit begann seine Gestalt immer neue, grässlich entstellte Formen anzunehmen, als kneteten ihn unsichtbare Hände wie Teig. Seine Gefährten erschlafften und wichen zurück. Der Geisterbaum verschwand. Aber schon nach wenigen Augenblicken rafften Aditu und die anderen ihre Kräfte zusammen und kämpften darum, die Lücke zu schließen, die Kuroyi hinterlassen hatte. Mühsam, als stünden sie unter Wasser, versuchten sie, einander wieder an den Händen zu fassen. Der gefallene Sitha hatte aufgehört zu zucken und lag still. Sein Umriss hatte nichts Menschen- oder Sithiähnliches mehr.
    Etwas riss an Tiamaks Arm, einmal und noch einmal. Langsam drehte er sich um. Josua schrie auf ihn ein, aber der Wranna konnte nichts hören. Der Prinz zerrte ihn auf die Füße und schleppte den Taumelnden vom Teich weg. Tiamaks Herz raste, als müsste es ihm aus der Brust springen. Seine Beine wollten ihn nicht tragen, aber Josua zog ihn so lange weiter, bis er wieder allein laufen konnte. Dann ließ der Prinz ihn los und wankte

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