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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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könnte ich ohnehin nichts mehr essen. Und morgen sind wir auf der Straße nach Stanshire. Unterwegs finden wir bestimmt etwas fast genauso Leckeres.«
    Simon zuckte die Achseln. »Wo der alte Shem jetzt wohl stecken mag«, meinte er nach einer Weile. Das Feuer knisterte und prasselte, als die Blätter, in denen die Äpfel geschmort hatten, langsam schwarz wurden. »Und Ruben. Und Rachel. Glaubt Ihr, dass sie alle noch auf dem Hochhorst sind?«
    »Warum nicht? Der König braucht immer noch Knechte und Schmiede. Es wird immer eine Oberste der Kammerfrauen geben.« Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln.
    Simon lachte kurz auf. »Sehr wahr. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand Rachel von dort wegbringt, wenn sie es nicht selbstwill. Genauso gut könnte man versuchen, ein Stachelschwein aus einem hohlen Baumstamm zu zerren. Selbst der König – Euer Vater, meine ich – könnte sie nicht loswerden, bevor sie dazu bereit ist.«
    »Setz dich gerade hin.« Miriamel spürte einen plötzlichen Tatendrang. »Ich wollte dir doch die Haare schneiden.«
    Simon betastete seinen Hinterkopf. »Findet Ihr wirklich, dass es nötig ist?« Miriamel musterte ihn streng. »Selbst die Schafe werden einmal im Jahr geschoren.«
    Sie nahm ihren Wetzstein heraus und schärfte ihr Messer. Das Schaben der Klinge auf dem Stein war wie ein lauteres Echo der Grillen, die jenseits des Lichtscheins ihres kleinen Feuers zirpten.
    Simon spähte über seine Schulter. »Ich komme mir vor, als wollte man mich für die Abendtafel zerlegen.«
    »Beruhig dich, das wird erst passieren, wenn das Dörrfleisch zu Ende geht. Jetzt schau geradeaus und halte dich ruhig.« Sie stellte sich hinter ihn, aber es war nicht hell genug. Wenn sie auf dem Boden saß, war sein Kopf zu hoch für sie. »Warte.«
    Sie zerrte einen großen Stein herbei, der so schwer war, dass er in der feuchten Erde eine Furche hinterließ. Als sie sich darauf setzte, passte es. Miriamel lüftete Simons Haar und betrachtete es abwägend. Nur ein kleines Stückchen ab … nein. Eine Handbreit musste es schon sein.
    Sein Haar war feiner, als es aussah, zwar dicht, aber ganz weich. Allerdings war es von der tagelangen Reise schmutzig. Miriamel überlegte, wie ihr eigener Kopf aussehen musste, und runzelte die Stirn. »Wann hast du zuletzt gebadet?«
    »Was?«, fragte Simon überrascht zurück. »Gebadet?«
    »Ja, gebadet. Dein Haar ist voller Zweige und Schmutz.«
    Simon grunzte angewidert. »Was habt Ihr denn erwartet, nachdem ich nun schon seit Tagen durch diesen grässlichen Wald streife?«
    »Schon gut. Aber so kann ich es nicht schneiden.« Sie dachte kurz nach. »Ich werde es waschen müssen.«
    »Seid Ihr verrückt? Warum wollt Ihr es waschen?« Er hob so schützend die Schultern, als hätte sie gedroht, ihm das Messer in den Hals zu jagen.
    »Das habe ich doch gesagt. Damit ich es schneiden kann.«
    Sie stand wieder auf und holte den Wasserschlauch.
    »Das ist Trinkwasser«, protestierte Simon.
    »Ich werde ihn auffüllen, bevor wir gehen«, versprach die Prinzessin gelassen. »Jetzt lehn deinen Kopf nach hinten.«
    Sie hatte kurz erwogen, das Wasser anzuwärmen, war aber gerade erbost genug über sein Gejammer, um das Prusten und Schnauben zu genießen, das er ausstieß, als sie ihm den eiskalten Inhalt des Schlauchs über den Kopf goss. Dann nahm sie den groben Knochenkamm, den Vara ihr einst in Naglimund geschenkt hatte, und kämmte, so gut es ging, die verfilzten Stellen aus, wobei sie sich um Simons empörten Protest nicht kümmerte. Manche Zweige saßen so fest, dass sie sie mit den Fingernägeln herauspulen musste, eine mühevolle Arbeit, bei der sie sich dicht über Simon beugen musste. Der Duft der nassen Haare, der seinen kräftigen Eigengeruch verstärkte, war nicht einmal unangenehm, und sie ertappte sich dabei, dass sie leise vor sich hinsummte.
    Als sie die Knoten so gut wie möglich entwirrt hatte, griff sie wieder zum Messer und fing an, das Haar zu kürzen. Wie vermutet, genügte es nicht, die ausgefransten Enden abzuschneiden. Schnell, um Simon keine Gelegenheit für neuerliches Lamentieren zu geben, säbelte sie ordentlich los. Schon bald wurde der Nacken sichtbar, bleich von langen Monaten, in denen ihn keine Sonne berührt hatte. Während sie so auf Simons Nacken starrte, wie er nach unten breiter wurde und die rotgoldenen Haare nach oben zum Ansatz hin immer dichter wuchsen, fühlte sich Miriamel auf einmal sonderbar bewegt.
    Irgendetwas Magisches hat

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