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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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fürchte, das Ende ist nah«, erwiderte Jiriki, »ob zum Guten oder Schlechten.«

    Herzog Isgrimnur wusste, dass er gut auf alles achtgeben musste, was um ihn herum vorging – auf das Volk von Metessa und die Ausstattung und die Anzahl der Dienstleute in der Halle des Barons. Metessa war das östlichste der größeren Randlehen von Nabban und konnte sehr wohl der Ort sein, mit dem das Schicksal von JosuasFeldzug stand oder fiel. Dabei konnte der Erfolg von der geringsten Kleinigkeit abhängen. Isgrimnur hatte eine Menge zu erledigen, aber er konnte seinen Pflichten nur schwer nachkommen, solange der kleine Junge wie ein Schatten an seine Fersen geheftet blieb.
    »Du da«, sagte der Herzog, nachdem er zum dutzendsten Mal beinah auf das Kind getreten war, »was willst du eigentlich? Musst du nicht irgendwo anders sein? Wo ist deine Mutter?«
    Der hellhaarige kleine Junge mit dem schmalen Gesicht sah zu ihm auf, ohne Furcht vor dem hünenhaften, bärtigen Fremden zu zeigen. »Meine Mutter hat gesagt, ich sollte mich von dem Prinzen und den anderen Rittern fernhalten. Ich war anderer Meinung.«
    Der Herzog fand, das Kind drücke sich für sein Alter erschreckend gewandt aus. Sein Westerling war fast so gut wie Isgrimnurs eigenes. Merkwürdig, wie Priester Johans Warinstener Sprache sich in nur wenigen Generationen so weit verbreitet hatte. Aber wenn jetzt – wie es den Anschein hatte – alles auseinanderfiel, würde wohl auch die gemeinsame Sprache bald verschwinden. Reiche sind wie Deiche, dachte er traurig, selbst solche, die aus unseren besten Absichten gebaut sind. Die Flut des Chaos brandet gegen sie an, unaufhörlich und ohne Pause, und wenn niemand neue Steine einsetzt …
    Isgrimnur schüttelte den Kopf und knurrte den Kleinen ein wenig strenger an, als er es eigentlich meinte: »Nun, wenn deine Mutter dir gesagt hat, du solltest die Ritter in Ruhe lassen, was treibst du dann hier? Heute Abend geht es um Männersachen.«
    Der Junge reckte sich energisch, bis sein Scheitel die unterste Rippe des Herzogs erreichte. »Eines Tages werde ich auch ein Mann sein. Ich habe das Leben unter den Frauen satt. Meine Mutter hat Angst, dass ich fortlaufe, um in den Krieg zu ziehen, aber genau das habe ich vor.«
    In seiner grimmigen Entschlossenheit lag etwas so unfreiwillig Komisches, dass Isgrimnur wider Willen lächeln musste. »Wie ist dein Name, Sohn?«
    »Pasevalles, Herr fremder Ritter. Mein Vater ist Brindalles, Baron Seriddans jüngerer Bruder.«
    »Es gibt andere Berufe als den eines Ritters. Und der Krieg ist kein Spiel, sondern etwas Furchtbares, Pasevalles.«
    »Das weiß ich«, gab der Junge bereitwillig zu. »Aber manchmal, sagt mein Vater, hat man keine andere Wahl, und darum muss es Männer geben, die kämpfen.«
    Der Herzog dachte an Prinzessin Miriamel im Ghantnest und an seine eigene geliebte Gemahlin, die mit der Axt in der Hand vor Elvritshalla gestanden hatte, bereit, es mit ihrem Leben zu verteidigen, bis Isorn sie endlich überreden konnte, es aufzugeben und mit der übrigen Familie zu fliehen. »Auch Frauen kämpfen.«
    »Ja, aber sie können keine Ritter werden. Und das habe ich nun einmal vor.«
    »Nun, da ich nicht dein Vater bin, kann ich dich wohl nicht in deine Kammer schicken, und loswerden kann ich dich offenbar auch nicht. Darum kannst du genauso gut mitkommen und mir ein bisschen über alles hier erzählen.«
    Pasevalles hüpfte vor Freude ein paarmal auf und ab wie ein Welpe. Dann blieb er ebenso plötzlich stehen und heftete einen misstrauischen Blick auf Isgrimnur. »Seid Ihr auch kein Feind?«, fragte er scharf. »Denn wenn Ihr das seid, Herr fremder Ritter, darf ich Euch nichts zeigen, das meinem Onkel Schaden zufügen könnte.«
    Isgrimnur grinste säuerlich. »Heutzutage, junger Mann, lässt sich gar nicht so leicht sagen, wer wessen Feind ist. Aber ich kann dir versprechen, dass mein Lehnsherr, Prinz Josua, gegen niemanden, der in Metessa lebt, etwas Böses im Schilde führt.«
    Pasevalles dachte einen Moment über diese Worte nach. »Ich will Euch vertrauen«, meinte er dann. »Ich glaube, Ihr sagt die Wahrheit. Aber wenn nicht, dann seid Ihr kein Ritter, denn ein Ritter würde niemals ein Kind belügen.«
    Isgrimnurs Grinsen wurde breiter. Ein Kind! Dieser Bursche könnte Graf Eolair Nachhilfeunterricht in Staatskunst erteilen.
    »Sag mir nichts, das Feinden deines Onkels von Nutzen sein könnte, und ich will versuchen, dir keine Fragen zu stellen, die deine Ehre gefährden

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