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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Seriddan andere Pläne.
    Auch Josua war verblüfft, erklärte jedoch sofort: »Wenn Ihr mich anhört und davon ungerührt bleibt, Baron Seriddan, so werdet Ihr tatsächlich kurz nach Sonnenaufgang unsere Fersen sehen. Meine Leute, die vor den Mauern lagern, sollen keine Bedrohung für Euch sein. Ihr habt mir nichts Böses getan, und auch ich werde Euch keinen Schaden zufügen.«
    Der Baron sah ihn einen langen Augenblick an und wandte sich dann an seinen Bruder. »Was ist deine Meinung, Brindalles? Kommt es dir nicht auch merkwürdig vor, dass ein erkynländischer Prinz durch unser Land ziehen möchte? Was könnte sein Ziel sein?«
    Das schmale Gesicht seines Bruders hatte viel Ähnlichkeit mit dem Seriddans, aber dessen kühne, gefährliche Züge wirkten bei Brindalles nur müde und ein klein wenig vage.
    »Wenn er nicht nach Nabban will«, erläuterte er ruhig, »muss er wohl vorhaben, direkt zum Meer vorzustoßen.« Er lächelte matt. Isgrimnur konnte kaum fassen, dass dieser scheue Mann der Vater des lebhaften Pasevalles sein sollte.
    »Wir gehen nach Nabban«, sagte Josua. »Das ist kein Geheimnis.«
    »Und welche Absicht könntet Ihr damit verfolgen, die meinem Lehnsherrn Herzog Benigaris und auch mir nicht schadet?«, fragte Seriddan. »Warum sollte ich Euch nicht einfach gefangen nehmen?«
    Josua blickte in den Saal. Die Gespräche waren verstummt. Die Honoratioren von Chasu Metessa saßen an der langen Tafel und lauschten mit gebannter Aufmerksamkeit. »Seid Ihr sicher, dass ich offen reden soll?«
    Seriddan machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich will nicht, dass man mir später nachsagt, ich hätte Euch missverstanden, ganz gleich, ob ich Euch nun durch mein Land ziehen lasse oder hier festhalte. Sprecht, und mein Volk hier wird für mich zeugen.«
    »Wie Ihr wollt.« Josua sah auf Sludig, der zwar seinen Weinkelchschon mehrmals geleert hatte, aber mit wachsamem Blick alles um sich herum beobachtete. »Würdet Ihr mir die Schriftrolle geben?«
    Und während der gelbbärtige Rimmersmann in seiner Manteltasche danach suchte, erklärte Josua: »Wie ich Euch sagte, Seriddan, wollen wir nach Nabban, und wir gehen in der Hoffnung dorthin, Benigaris aus der Sancellanischen Mahistrevis zu vertreiben. Ein Grund dafür ist, dass Benigaris ein Verbündeter meines Bruders ist und sein Sturz die Stellung des Hochkönigs schwächen würde. Die Tatsache, dass Elias und ich im Krieg miteinander liegen, ist kein Geheimnis, aber die wirklichen Ursachen dafür sind weniger bekannt.«
    »Wenn Ihr sie für wichtig haltet«, antwortete Seriddan ruhig, »dann sagt sie uns. Wir haben reichlich Wein und sind hier zu Hause. Es ist Euer kleines Heer, das bei Tagesanbruch weiterziehen muss … oder vielleicht auch nicht.«
    »Ich will sie Euch nennen, weil ich keinen Verbündeten haben möchte, der nicht weiß, wofür er kämpft«, versetzte Josua.
    »Hea! Verbündeten? Kämpfen?« Das Gesicht des Barons verfinsterte sich, und er setzte sich gerader hin. »Ihr wandelt auf gefährlichen Wegen, Josua Ohnehand. Benigaris ist mein Lehnsherr. Schon der Gedanke, Eure Leute ungehindert ziehen zu lassen, grenzt an Wahnsinn, nachdem ich nun weiß, was ich weiß. Trotzdem lasse ich Euch aus Achtung vor Eurem Vater hier sprechen. Doch von Euch zu hören, dass ich an Eurer Seite kämpfen könnte – das ist Wahnsinn!« Er winkte. Etwa zwei Dutzend Bewaffnete, die während des ganzen Mahls reglos im Schatten der Wände gestanden hatten, nahmen klirrend Haltung an.
    Josua zuckte nicht zurück, sondern begegnete gelassen Seriddans Blick. »Nun denn. Ich will Euch die Gründe sagen, weshalb Elias vom Drachenbeinthron verjagt werden muss. Aber davon später. Es gibt anderes, das Ihr als Erstes wissen müsst.« Er streckte die Hand aus und nahm von Sludig die Schriftrolle entgegen. »Mein bester Ritter, Herr Deornoth von Hewenshire, kämpfte in der Schlacht am Stierrückenberg, bei der Herzog Leobardis, Benigaris’ Vater, meiner Burg Naglimund zu Hilfe kam.«
    »Leobardis entschied sich für Euch«, versetzte Seriddan kurz. »Benigaris wählte die Partei Eures Bruders. Der Entschluss des alten Herzogs hat keinen Einfluss auf meine Treue gegenüber seinem Sohn.« Trotz dieser Worte hatte der Blick des Barons etwas Verschleiertes; Isgrimnur, der ihn beobachtete, hatte den Verdacht, Seriddan mochte wünschen, der alte Herzog sei noch am Leben, um ihm die Lehnstreue leichter zu machen.
    »Und was hat nun Euer Herr-wie-auch-immer mit Metessa zu

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