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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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tun?«
    »Vielleicht mehr, als Ihr ahnt.« Zum ersten Mal lag eine Spur von Ungeduld in Josuas Ton.
    Vorsichtig, Mann. Isgrimnur zupfte sich besorgt am Bart. Lass dich von deinem Gram über Deornoths Tod nicht hinreißen. Bisher sind wir besser vorangekommen, als ich angenommen hatte. Immerhin hört Seriddan zu.
    Als hätte er die unausgesprochenen Gedanken seines alten Freundes gehört, hielt Josua inne und atmete tief. »Vergebt mir, Baron Seriddan. Ich verstehe Eure Treue zum Haus des Eisvogels. Ich will Euch nur etwas sagen, das Euch zu wissen gebührt, und Euch nicht vorschreiben, wo Eure Pflichten liegen. Ich möchte Euch Deornoths Bericht über die Ereignisse vom Stierrückenberg vorlesen. Vater Strangyeard hat sie niedergeschrieben …« Der Prinz deutete auf den Archivar, der fast am untersten Ende der langen Tafel saß und sich dort unsichtbar zu machen versuchte, »und Deornoth hat sie vor ihm als Priester und vor Gott selbst mit seinem Eid beschworen.«
    »Warum wollt Ihr mir ein Stück Pergament vorlesen?«, erkundigte Seriddan sich ungeduldig. »Warum tritt dieser Mann nicht selbst vor uns, wenn er etwas zu erzählen hat?«
    »Weil Herr Deornoth tot ist. Er starb unter den Händen von Thrithingsöldnern, die König Elias gegen mich ausschickte.«
    Im Raum entstand eine gewisse Unruhe. Die Thrithingbewohner waren für die Baronien am Rand von Nabban ein Gegenstand der Verachtung und Furcht zugleich – Verachtung, weil die Nabbanai sie für Wilde hielten, und Furcht, weil die grenznahen Lehen wie Metessa unter den regelmäßigen, barbarischen Raubzügen der Thrithingmänner am meisten zu leiden hatten.
    »Lest.« Seriddan war sichtlich erzürnt. Isgrimnur dachte, der schlaue Baron erkenne vielleicht schon die Falle, in die seine eigene Gerissenheit ihn gelockt hatte. Vermutlich hatte er gehofft, das ungewöhnliche und schwierige Anliegen des Prinzen dadurch von sich abzuwenden, dass er ihn zwang, seinen Hochverrat vor einer Vielzahl von Zeugen zu erläutern. Jetzt musste ihm klar werden, dass er Josuas Worte doch nicht so leicht übergehen konnte. Er steckte in der Klemme. Dennoch aber schickte der Herr von Metessa seine anderen Tischgäste nicht fort. Er hatte seine Entscheidung getroffen und würde dabei bleiben. Wieder musste der Herzog von Elvritshalla Seriddan für seine Charakterstärke bewundern.
    »Ich bat Deornoth vor der Schlacht um Neu-Gadrinsett, unserem Priester seine Geschichte noch einmal zu erzählen«, fuhr Josua fort. »Was er gesehen hatte, war so wichtig, dass ich das Risiko nicht eingehen wollte, es könnte mit ihm sterben, denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Kampf überleben würden, war gering.« Er hielt die Schriftrolle hoch und entrollte sie mit dem Stumpf des linken Arms. »Ich will nur das Stück vorlesen, von dem ich meine, dass Ihr es hören solltet, aber ich gebe Euch gern die ganze Rolle, Baron, damit Ihr sie Euch in Ruhe anschauen könnt.«
    Nach einer kurzen Pause begann er zu lesen. Die Zuhörer an der Tafel beugten sich vor, begierig nach noch seltsameren Dingen in einer Nacht, die jetzt schon so außergewöhnlich war, dass man in Metessa noch lange davon sprechen würde.
     
    … Als wir auf das Schlachtfeld kamen, waren die Nabbanai hinter Graf Guthwulf von Utanyeat und seinen Männern unter dem Feldzeichen von Eber und Speeren hergeritten, die sich jetzt in großer Eile nach dem Hang des Stierrückenberges zurückzogen. Herzog Leobardis und seine dreihundert Reiter näherten sich ihnen so, dass sie zwischen Utanyeat und das Heer des Hochkönigs gelangten, von dem wir annahmen, dass es noch ein Stück entfernt stehe.
    Prinz Josua, der fürchtete, Leobardis könne zu lange aufgehalten werden und im ungeschützten, offenen Gelände südlich von Nabban auf die Truppen des Königs stoßen, führte viele seiner Ritter aus der Burg, um Nabban vor dem Heer des Königs zu schützen und dabei vielleicht auch Utanyeat gefangenzu nehmen, der Elias’ bester Heerführer war. Josua selbst ritt an unserer Spitze, und bei ihm waren auch Isorn Isgrimnurssohn und zwanzig Rimmersmänner.
    Als wir den Ebern und Speeren in die Flanke fielen, erging es ihnen zunächst sehr übel, denn wir waren vielfach in der Überzahl. Aber Guthwulf und der König hatten uns eine Falle gestellt und ließen sie nun rasch zuschnappen. Von der Höhe des Stierrückenberges drangen Graf Fengbald von Falshire und mehrere Hundert Berittene auf uns ein.
    Am äußersten Rand des Gefechts sah ich hinter

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