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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gebein. An den schlanken Fingern glänzten schwere Ringe. Die Kerle sahen aus wie Zwillinge, denn auf ihren Schädeln wuchs kein einziges Haar. In ihrer Ahnenreihe mußten Schwarze und Weiße mehrmals Verbindungen eingegangen sein, es war nicht genau zu erkennen, welche Rasse bei ihnen überwog.
    Der Wirt sagte nichts. Er schaute zu, wie sich die beiden unserem Tisch näherten.
    Wir schauten hoch. Der billige Plastikstuhl, auf dem ich saß, klebte unter dem Hintern.
    »Ihr kommt mit.«
    »Zu Madame?«
    »Sie wartet.«
    Gezahlt hatten wir schon und standen gemeinsam auf. »Ist es weit?« fragte Suko.
    »Nein, wir fahren.«
    »Und wo ist Maria?« wandte ich mich an den Kerl, der in meiner direkten Nähe stand.
    »Welche Maria?«
    »Schon gut.«
    Sie nahmen uns in die Mitte. Als wir die alte Kneipe verließen, sah es aus, als würden wir abgeführt.
    Draußen empfing uns der Mief. Die Luft war einfach widerlich. Je länger ich mich in Rio aufhielt, um so schwerer fiel es mir, das Zeug einzuatmen. Wonach die Luft schmeckte, konnte ich nicht sagen. Darin war alles vorhanden. Bei jedem Atemzug hatte ich den Eindruck, auch eine verdünnte Säure zu schlucken.
    Maria Falanga sahen wir nicht. Wir konnten nur darauf vertrauen, daß sie uns den richtigen Weg gewiesen hatte.
    Als Fahrzeug benutzten die beiden Männer einen alten Jeep. Da er rot, grün und blau angestrichen worden war, fielen die Rostflecken an seiner Außenhaut nicht auf.
    Suko und ich mußten uns in den Fond quetschen. Die Sitzbank war zerfetzt. Damit jemand überhaupt sitzen konnte, war ein einfaches Brett darüber gelegt worden.
    Kinder umstanden den Wagen, aber keines hatte sich getraut, etwas abzumontieren. Auch eine Seltenheit in Rio, es sei denn, man genoß großen Respekt.
    Die Kinder schauten auch zu, als wir fuhren. Scheiben besaß der Wagen nicht. Seine Räder wirbelten den gesundheitsschädlichen Staub auf, der ihn wie eine Wolke umgab. Wir rollten durch eine schmale Straße, und es gab nicht wenige Menschen, die sich bekreuzigten, als wir vorbeifuhren. Der Wagen schien bekannt zu sein.
    »Wo geht es denn hin?« rief ich.
    »In die Berge.«
    Eine gute Antwort. Die Berge umgaben Rio. Sie waren nicht sehr hoch, aber dicht bewachsen, denn der Tropenwald fraß sich immer weiter vor, vorausgesetzt, man holzte ihn nicht ab.
    An den Hängen und weit weg von den Favelas lebten auch die Reichen und Superreichen. Ihre Villen und Häuser standen in dem waldreichen Gelände, und dort existierte ein Luxus, der kaum vorstellbar war. Die Reichen wurden ständig bewacht. Sie bezahlten ihre Privatarmeen, damit es nur keinem Armen gelang, in ihr Gebiet vorzustoßen und sich dort umzuschauen.
    Die dicht besiedelte Stadt und der Moloch Rio lagen sehr bald hinter uns. Die Piste führte in die Höhe. Meistens geradeaus. Die Luft wurde auch besser. Zwar blieb die Schwüle, doch die widerlichen Dämpfe aus der Stadt drangen nicht mehr in unsere Nasen.
    Ich drehte mich um, schaute zurück und mußte der Postkartenidylle recht geben. Wer sich Rio aus dieser Perspektive ansah, konnte von der Armut kaum etwas erkennen.
    Selbst das Meer sah aus wie blau bepinselt und verlor erst seine Farbe, wenn die Wellen schaumig gegen den Strand anrollten. Über allem stand grüßend und mit ausgebreiteten Armen die Christus-Statue, als wollte sie die Menschen segnen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Genau das Gegenteil war der Fall.
    »Das ist auch Rio«, sagte ich.
    Suko hob nur die Schultern. »Ich mag die Stadt trotzdem nicht. Und ich will ihn haben.«
    »Wen?«
    »Den Entertainer.«
    »Würde mich freuen.«
    Die Häuser standen nicht mehr so dicht. Jetzt gab es Platz zwischen ihnen. Das hier war genau der Weg, der zu den Superreichen führte. Irgendwann würden wir die Villen erreicht haben, wobei ich mir kaum vorstellen konnte, was eine Voodoo-Königin dort zu suchen hatte. Sie gehörte eher zu den Armen. Wahrscheinlich hatte sie mit ihrem Zauber soviel Geld verdient, daß sie sich ein Haus in dieser Gegend leisten konnte.
    Wir irrten uns.
    Ob wir die halbe Höhe der Berge erreicht hatten, war nicht festzustellen. Jedenfalls blieben wir nicht auf der gut ausgebauten Straße und bogen in eine schmale ab, die von dichten ›Waldwänden‹ eingerahmt wurde. Es ging in den Dschungel!
    Wir befanden uns nicht zum erstenmal in dieser Stadt und hatten auch die Außenbezirke in den Bergen kennengelernt. Erinnern konnte ich mich daran nicht mehr so genau. Ich wußte auch nicht,

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