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Der entzauberte Regenbogen

Der entzauberte Regenbogen

Titel: Der entzauberte Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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durchschaut werden sie am ehesten nicht von Wissenschaftlern, sondern von anderen Zauberkünstlern. Das ist der Grund, warum die meisten Wunderheiler und «Medien» regelmäßig unter Ausflüchten nicht auf die Bühne treten, wenn man ihnen sagt, in der ersten Reihe säßen lauter Berufszauberer. Mehrere gute Zauberkünstler, beispielsweise James Randi in Amerika und Ian Rowland in Großbritannien, machten in ihren Shows die «Wunder» berühmter Psi-Künstler nach – und erklärten dem Publikum dann, wie die Tricks funktionierten. Die indische Vereinigung der Rationalisten besteht aus engagierten jungen Zauberkünstlern, die durch die Dörfer reisen und so genannte «Heilige» entlarven, indem sie deren Kunststücke nachahmen. Leider glauben manche Menschen selbst dann noch an Wunder, wenn man ihnen den Trick erklärt hat. Andere verfallen in Verzweiflung: «Nun ja, vielleicht macht Randi das mit einem Trick», sagen sie, «aber das heißt nicht, dass andere nicht echte Wunder bewirken.» Darauf gab Ian Rowland die denkwürdige Antwort: «Nun ja, wenn sie wirklich Wunder tun, machen sie es sich aber verdammt schwer!»
    Mit der Irreführung leichtgläubiger Menschen lässt sich eine Menge Geld verdienen. Ein normaler Profizauberkünstler kann nicht darauf hoffen, aus dem Markt der Kindergeburtstage auszubrechen und durch das Fernsehen im ganzen Land bekannt zu werden. Verkauft er seine Tricks aber als echte, übersinnliche Vorgänge, sieht die Sache ganz anders aus. Die Fernsehsender spielen bei dieser Täuschung nur allzu gern den Handlanger – es nützt den Einschaltquoten. Statt höflich zu applaudieren, wenn ein gekonnter Zaubertrick vorgeführt wurde, keuchen die Moderatoren theatralisch und machen die Zuschauer glauben, sie seien Zeuge eines Vorganges geworden, der den Gesetzen der Physik widerspricht. Verwirrte Menschen schildern ihre Phantasien von Gespenstern und Poltergeistern. Aber statt sie zu einem guten Psychiater zu schicken, sind die Fernsehfirmen eifrig darauf bedacht, sie unter Vertrag zu nehmen, und dann werden Schauspieler engagiert, die solche Wahnvorstellungen publikumswirksam nachspielen – mit vorhersehbaren Folgen für die Leichtgläubigkeit ihres großen Zuschauerkreises.
    Ich laufe Gefahr, missverstanden zu werden, und es ist wichtig, dass ich mich mit dieser Gefahr auseinander setze. Es wäre zu einfach, selbstzufrieden zu behaupten, unsere derzeitigen naturwissenschaftlichen Kenntnisse umfassten alles, was man wissen könne, Astrologie und Geisterglaube seien Unsinn, und man brauche darüber nicht weiter zu diskutieren, einfach weil sie mit der heutigen Naturwissenschaft nicht zu erklären sind. Ist es wirklich so klar, dass Astrologie nur ein Haufen Quatsch ist? Woher weiß ich, dass eine Menschenmutter nicht tatsächlich eine Katze von acht Pfund zur Welt gebracht hat? Wie kann ich so sicher sein, daß Elvis Presley nicht tatsächlich in Glanz und Gloria wiederauferstanden ist und ein leeres Grab hinterlassen hat? Es sind schon seltsame Dinge geschehen. Oder, um genauer zu sein: Dinge wie das Radio, die uns heute alltäglich erscheinen, wären unseren Vorfahren ebenso unwirklich vorgekommen wie jede Geistererscheinung. Für uns ist ein Handy vielleicht nur eine Belästigung in der Eisenbahn. Aber den Menschen im 19. Jahrhundert, als Eisenbahnzüge etwas ganz Neues waren, wäre ein tragbares Telefon wie reine Zauberei vorgekommen. Arthur C. Clarke, der angesehene Science-Fiction-Autor und Prediger der unendlichen Macht von Wissenschaft und Technologie, sagte einmal: «Jede weit genug entwickelte Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.» Das wurde auch als Drittes Clarkesches Gesetz bezeichnet; ich werde darauf zurückkommen.
    William Thomson, der erste Lord Kelvin, war im 19. Jahrhundert der angesehenste und einflußreichste britische Physiker. Er war ein Stachel in Darwins Fleisch, denn er hatte mit gewaltiger Autorität – aber, wie wir heute wissen, mit einem noch gewaltigeren Fehler – «bewiesen», dass die Erde für eine Evolution zu jung war. Ihm sind auch die drei folgenden überzeugten Voraussagen zuzuschreiben: «Das Radio hat keine Zukunft»; «Flugmaschinen, die schwerer sind als Luft, sind unmöglich»; «Die Röntgenstrahlen werden sich als Betrug erweisen». Er trieb seine Skepsis so weit, dass er den Spott zukünftiger Generationen herausforderte – und erntete. Auch Arthur C. Clarke erzählt in seinem 1984 erschienenen, weitsichtigen Buch Profile der

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