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Der Erbe der Nacht

Titel: Der Erbe der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit einer Schnelligkeit, die seinem plumpen Äußeren Hohn sprach.
    Da sah ich vor mir einen Schatten durch den Nebel schimmern, und ich hörte das harte, metallische Hämmern beschlagener Pferdehufe. Der Nebel teilte sich und spuckte eine zweispännige schwarze Kutsche aus.
    Um ein Haar hätte sie mich über den Haufen gefahren. Ich sprang im letzten Moment zur Seite, kam durch die abrupte Bewegung aus dem Takt und schlug lang hin. Neben mir zog der Kutscher mit einem gellenden Schrei die Zügel an; die Pferde scheuten, brachten die schwarze Kutsche zum Stehen und bäumten sich wiehernd auf.
    »Robert! Bleib liegen!«
    Ich gehorchte instinktiv, obwohl ich viel zu verwirrt war, um die Stimme zu erkennen. Mühsam wälzte ich mich auf den Rücken und sah, wie der Kutscher mit einem kraftvollen Satz vom Bock sprang. Gleichzeitig flog die Tür der Karosse auf, und eine schmale Gestalt sprang ins Freie.
    H. P.!
    Mein Blick suchte das Ungeheuer. Die Bestie raste unbeirrt weiter auf mich zu; mein Vorsprung wenn man bei einem Mann, der lang ausgestreckt und halb gelähmt vor Schmerzen und Angst auf dem Straßenpflaster lag, noch von Vorsprung sprechen konnte war auf weniger als zwanzig Schritte zusammengeschmolzen.
    Ungläubig sah ich, wie H. P. an mir vorüberstürmte und dem Ungeheuer ohne das geringste Zeichen von Furcht entgegen-lief. In seiner rechten Hand lag ein kleines, graues Etwas.
    »H. P.!« brüllte ich verzweifelt. »Nicht! Es bringt dich um!«
    H. P. reagierte nicht. Er lief weiter, blieb erst drei Schritte vor dem Monster stehen und riß den rechten Arm zurück. Das kleine Ding, das er in der Hand gehalten hatte, flog durch die Luft und klatschte gegen die Brust des Unholdes.
    Das Ergebnis war verblüffend. Das Monster blieb so abrupt stehen, als wäre es gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Ein Zucken jagte wellenartig über seinen Körper. Seine Arme peitschten.
    Dann begann es sich zum zweiten Male aufzulösen.
    Aber diesmal war es anders. Sein Leib zerfloß nicht zu grü-
    nem Schleim, sondern verdampfte!
    Dort, wo H. P.s Wurfgeschoß getroffen hatte, begann sich grauer Rauch von seiner Brust zu kräuseln.
    Seine gallertartige Körpersubstanz begann zu kochen, zu brodeln und hin und her zu wogen. Mehr und mehr Rauch quoll hoch, und ich glaubte, ein leises, fast elektrisches Knistern zu hören.
    Es dauerte nicht einmal eine Minute. Der Rauch wurde so dicht, daß er mir die Sicht auf das Ungeheuer verwehrte, aber als er sich verzog, war nicht mehr die geringste Spur von ihm zu sehen. Dort, wo es gestanden hatte, lag nur mehr das kleine, graue Ding.
    H. P. ging mit raschen Schritten zu der Stelle hinüber, bückte sich und hob den Gegenstand, den er geworfen hatte, mit einem flüchtigen triumphierenden Lächeln auf. Eine Hand berührte mich an der Schulter, und als ich aufsah, blickte ich in ein breitflächiges, dunkles Gesicht, das mich besorgt musterte. Ich hatte nicht einmal gemerkt, daß Rowlf neben mir niedergekniet war.
    »Alles in Ordnung?« brummte er.
    »Ja« sagte ich und schüttelte den Kopf. Rowlf grinste, schob seine gewaltigen Pranken unter meinen Rücken und richtete mich ohne sichtbare Anstrengung auf.
    »Was … mein Gott, was war das?« stammelte ich hilflos.
    Rowlf antwortete nicht, sondern stand schweigend auf und stellte mich wie ein Spielzeug auf die Füße. Ich war so erschöpft, daß ich gleich wieder umgesunken wäre, wenn er mich nicht gestützt hätte.
    »Bring ihn in die Kutsche«, sagte H. P. Rowlf knurrte irgend etwas, nahm mich kurzerhand auf die Arme und trug mich trotz meiner Proteste in die Kutsche. Behutsam setzte er mich ab, grinste noch einmal und ging wieder nach vorne zum Bock.
    Wenige Sekunden später stieg auch H. P. zu mir herein, zog die Tür hinter sich zu, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    »Das war knapp«, sagte er lächelnd, nachdem er sich gesetzt und mich einen Moment lang prüfend angesehen hatte.
    »Ich … ich danke dir für die Hilfe«, murmelte ich verstört.

    »Aber woher …«
    H. P. lächelte. »Woher ich es gewußt habe? Gar nicht. Aber mein Gefühl sagte mir, daß es besser wäre, wenn ich dir nachfahre. Wie sich gezeigt hat, hat es nicht getrogen.«
    »Was war das?« fragte ich. »Dieses Ungeheuer …«
    »Ein Schoggothe«, antwortete H. P. gelassen. »Eine Art Dämon, wenn du so willst. Das Wort trifft es zwar nicht ganz, aber …« Er zuckte mit den Schultern, schwieg einen Moment und beugte sich vor, um meinen verletzten Fuß zu

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