Der Erbe Dschainas
Davon schien es gewiss reichlich zu geben, aber Cormac sah keine Möglichkeit, sie zu transportieren. Ihm fiel auf, dass der junge Outlinker eine Sauerstoffflasche auf dem Rücken des Exoskeletts trug, ähnlich der Cormacs; die Düse war anscheinend mit dem Universaladapter der Montur kompatibel.
»Wo steckt Narbengesicht?«, wollte Cormac wissen.
Gant deutete zur Decke. »Da oben; er hält Ausschau.«
»Das ist gut, obwohl ich vermute, dass er nicht viel sehen wird. Nun, soweit ich erkennen kann, müssen wir Hilfe finden, ehe uns der Sauerstoff ausgeht.«
»Und was für Hilfe soll das sein?«, staunte Gant. »Ich denke nicht, dass uns die Theokratie mit Milch und Honig empfangen wird.«
»Was wir von ihnen an Hilfe erhalten, wird vielleicht nicht freiwillig gegeben, aber wir erhalten sie trotzdem. Nein, wir müssen diese Unterwelt erreichen, und soweit ich informiert bin, führt der Weg dorthin durch diese Berge, die wir überflogen haben.«
An dieser Stelle meldete sich Apis zu Wort: »Diese Berge liegen jetzt zweihundert Kilometer entfernt.«
»Ich habe nicht behauptet, es würde einfach«, sagte Cormac.
»Diese Welt hat noch mehr Aspekte zu bieten, die die Lage schwierig gestalten könnten«, ergänzte Mika.
»Erfreuen Sie mich mit den entsprechenden Neuigkeiten«, verlangte Cormac.
»Natürlich habe ich, über unser Ziel informiert, in den Dateien der Occam nachgeschlagen, was dort über die Ökologie dieses Planeten zu finden war.«
»Gestatten Sie mir eine Vermutung: die volle Palette an Fleisch fressenden Monstern?«
»In den meisten Fällen ist damit zu rechnen«, pflichtete sie ihm bei. »Obwohl in einem Fall die betreffende Kreatur wahrscheinlich auch Metall verschlingen kann.« Sie sah Gant an. »Sollte keine Beleidigung sein.«
»Wurde ganz sicher auch nicht so verstanden«, sagte Gant.
Cormac drehte sich um und sah die Dinge an, die Apis aus den Spinden geholt hatte. »Okay, sehen wir mal, was wir mitnehmen können, und machen uns auf die Socken. Auch wenn die Theokratie derzeit genug Probleme mit Drache hat, schickt sie vielleicht doch jemanden los, der hier mal nach dem Rechten sieht.«
Cormac fand rasch bestätigt, dass sie keinen Mangel an Ausrüstung litten – blieb nur die Frage, wie viel davon sie tragen konnten und welche Einzelposten auszuwählen waren. Als Narbengesicht wieder ins Boot stieg und sie unverblümt darüber in Kenntnis setzte, dass das Feuer langsam erstarb – nachdem alle Luft verbraucht war, die sich wie ein Teich um das Landungsboot ausgebreitet hatte –, wurde Cormac klar, dass sie für den Drachenmann keinen Sauerstoff benötigten; der draußen herrschende Mangel daran machte ihm offensichtlich nicht das Mindeste aus. Leicht verwirrt fragte ihn Cormac: »Warum hast du auf Callorum Sauerstoff gebraucht?«
»Habe ich gar nicht«, erwiderte Narbengesicht. »Wollte nur nicht aufs Cyanid wechseln.«
Cormac warf Mika einen Blick zu und stellte fest, dass sie den Drachenmann fasziniert anstarrte und sich dann nach der Ausrüstung umdrehte, die sie mitgebracht hatte.
Genug große Armeetornister waren vorhanden, dass jeder einen nehmen konnte. Einen füllten sie mit Sauerstoffflaschen, und Narbengesicht griff sich mühelos diese gewaltige Last. In drei weitere Tornister steckten sie Lebensmittel, medizinische Güter, Energiezellen, Thermodecken und alles weitere, das ihnen für die vor ihnen liegende Strecke womöglich nützlich sein konnte. In den letzten Tornister packten sie sämtliche Gerätschaften, die Mika von der Occam mitgebracht hatte, und dieses Gepäckstück übernahm Gant; er hatte seine Kleidung durch Sachen aus einem Spind ersetzt und trug dazu auch eine dicke Fliegerjacke, die den Verlust an Synthofleisch verdeckte. Cormac wusste nicht recht, was die Sachen in diesem Tornister nützen sollten, war aber überzeugt, dass die Frau vom Lebenskoven darunter auch einige Dinge hatte, die zur Avantgarde der Polis-Technologie gehörten und demzufolge nicht weggeworfen werden sollten. Erst als sie das Boot verließen, fiel Cormac auf, dass es mehr als nur irgendein Landungsboot gewesen war; gewiss hatte es zum Absetzen von Bodentruppen gedient. Diese Information speicherte er für die Zukunft ab.
Draußen hatte das Feuer seinen kurzen Lauf genommen, und nur noch Dampf stieg vom erhitzten Erdboden auf. Wäre man hier auf der Erde gewesen, hätte sich aus diesen Flammen in den vertrockneten, toten Vegetationsstängeln ein Inferno entwickelt. Feuer
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