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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Thorn in die spiegelnden Schlünde der Laserrohre blickte. Alle sahen sich diese gleich bleibende Szene lange, schier ewig dauernde Sekunden an; dann beugte sich Polas plötzlich vor und zeigte mit dem Finger auf einen der kleineren Bildschirme, wo ein Wirrwarr aus Signalwellen zu sehen war.
    »Das war der Grund, um die Aufzeichnung in den Papierkorb zu verschieben. Unmöglich, dieses System zur Annahme einer Subraumsignatur zu bewegen – das vermurkst alles«, sagte er.
    »Subraum?«, wiederholte Lellan. »Sie springen nicht so dicht heran … was ist das?«
    Auf dem Bildschirm tauchte etwas Riesiges hinter der Laserstellung auf. Während sie hinsahen, wälzte es sich näher heran – eine gewaltige, unbegreifliche Gestalt. An einer Seite des Bildschirms fiel ein Gegenstand von dieser Gestalt weg; dann wurde der Monitor für eine Sekunde ganz weiß. Als das Bild wieder sichtbar wurde, war die Laserstellung nur noch eine sich ausbreitende Wolke aus Wrackteilen, durchzuckt von Flammen, und die Riesengestalt rollte davon.
    »Was zum Teufel war das denn?«, fragte Lellan.
    Polas fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und deckte sich den Mund ab. Fast als wollte er gar nicht, dass seine nächsten Worte hörbar wurden, murmelte er: »Es gab da Gerüchte. Etwas draußen bei den Zylinderwelten … Behemoth … nur ein Name.«
    »Hier liegt kein Geheimnis vor«, unterbrach ihn Thorn.
    Alle drehten sich zu ihm um.
    »Das war Drache«, erklärte er ihnen. »Und ich vermute, dass die Lage im Begriff steht, sehr kompliziert zu werden – und sehr tödlich.«
    Agonie und Grauen verschwanden aus ihm, aufgesaugt von der sich überall in der Occam Razor aufbauenden Dschaina-Architektur. Die Mitglieder seiner Kommandobesatzung, denen noch genug von ihrer menschlichen Natur geblieben war, um die eigenen Schmerzen zu spüren, saßen schluchzend da – insgesamt aber nur zwei: Aphran und der Mann, der die Subraumtriebwerke steuerte. Skellor brachte sie mit einem einzigen Gedanken zum Schweigen und machte sich an die Analyse dessen, was geschehen war. Als das Ergebnis vorlag, warf er einen finsteren Blick auf die Leiche Kommandant Tomalons und wünschte sich, er hätte es nicht so eilig gehabt, den Mann umbringen zu lassen. Die Probleme, die ihm Tomalon bereitet hatte, verdienten so viel Bestrafung, wie sie dieser verdammte Cormac erleben würde, sobald Skellor ihn schließlich in die Finger bekam.
    Wieder diese umfassende Löschung! Mit Hilfe der Crewmitglieder, die derzeit die komplette Energieabschirmung und die Schildgeneratoren der Occam Razor steuerten, lokalisierte Skellor die weit reichende Fehleinstellung. Insgesamt vierundachtzig Generatoren schirmten das Schiff vor der harten Strahlung des Weltraums oder Angriffen ab – und am wichtigsten: vor den Gedanken verwirrenden Effekten des Subraums, die selbst heute noch nicht ganz verstanden wurden, wenigstens nicht von irgendeinem menschlichen Verstand. Die Flachschirme – eine härtere Variante der Schimmerfelder und wie diese ein Produkt der Runcible-Technologie – mussten, sobald die Subraumtriebwerke das Schiff in dieses Kontinuum versetzt hatten, alle innerhalb einer Sekunde perfekt ineinander greifen. Danach gingen sie alle im Wechsel an und aus – und die kurze Zeitspanne, in der sie ausgeschaltet waren, ermöglichte es den Subraumtriebwerken, das Schiff weiter durch diese unerklärliche Dimension zu schleudern. Das war diesmal jedoch nicht geschehen, und das Schiff war ohne Abschirmung in den Subraum gefallen; Minuten später war es wieder hinausgezwängt worden, als die Schilde zu arbeiten begannen, jedoch nicht im Takt mit den Triebwerken. Alle diese Generatoren waren zu einem komplexen Netz verwoben gewesen und von etwas gesteuert worden, was irgendwo zwischen einer Sub-KI und einem einfachen Steuerprogramm angesiedelt war.
    »Du Stück Scheiße!«, fauchte Skellor und schaltete die Gravoplatte unter der Leiche des Kommandanten ab. Dann strengte er sich so stark an, dass ihm blutige Tränen in die Augenwinkel traten, und streckte einen Dschaina-Nebentrieb aus der Wand hinter der Leiche aus, packte sie damit am Hals und zog sie aufrecht mit dem Rücken an die Wand. Er sondierte die Leiche und fand keine Spur von Leben in ihr. Nicht die Schüsse hatten Tomalon getötet – sein Verstand war ausgebrannt wie alles andere auf diesem Schiff. Hier bot sich ihm keine Befriedigung.
    Skellor schloss die Augen, als der Zorn in ihm die Proportionen des menschlichen

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