Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
Vom Netzwerk:
Forschungseinrichtung an der Substruktur. Die zwischen Kristall und organischem Gehirn erreichte Synergie nahm riesige Ausmaße an, und Fragen knickten unter ihr ein wie Origami-Vögel unter einer Lawine. Die Struktur wuchs jedoch schnell und zerstörerisch. Skellors Herz und Lunge versagten mit dem gleichen Atemzug, und das organische Gehirn begann abzusterben. Minuten jetzt, nur noch Minuten … Er versuchte seinen gedanklichen Brennpunkt ganz in den Verstärker zu richten, während der Körper starb, aber er scheiterte dabei. Einen Augenblick lang schwankte er am Rand des Abgrunds, dann:
    Einfach so.
    Skellor stoppte das zufällige, tastende Wachstum der Substruktur.
    Einfach so.
    Er befreite den Mund von ihr, benutzte sie, um Herz und Lunge neu zu starten und sich an die Reparatur der Schäden zu machen, die sie dem Körper zugefügt hatte.
    Und so …
    Jetzt leitete er die Verbesserung der Natur ein und ließ in sich die Apparaturen und biomechanischen Werkzeuge wachsen, die er, wie er wusste, brauchen würde. Er blickte nach unten und sah, wie eine Ranke aus seinem Unterleib hervorbrach und den Stoff des Schutzanzugs durchbohrte, während sie nach dem Generator der Chamäleonware tastete. Sie drang dort ein, zerlegte und erkundete ihn, und parallel dazu baute Skellor eine stark verbesserte Ausgabe des Geräts im Körperinnern. Und während all dies geschah, verstand Skellor endlich das Dschaina.

Kapitel 4
    »Klein Molly Rotkäppchen folgte dem von Wegerich gesäumten Weg, um ihrer Großmutter Kartoffelmehlbrot und Wein zu bringen, aber unsichtbar für sie pirschte Vater Welsaran mit seinen grünen und goldenen Streifen durch das Flötengras«, erzählte die Frau und schüttelte erstaunt den Kopf über die verdrehte Geschichte. Das Bilderbuch, zeigte das dahinspazierende Mädchen, lächelnd und glücklich in ihrer erschütternden kindlichen Anhänglichkeit; dann zeichnete sich langsam eine Gestalt im hohen Gras ab. Früher hatte die abgebildete Kreatur leicht wölfisch gewirkt, aber jetzt nicht mehr … jetzt war sie entsetzlich real.
    »Lange bevor sie Omas Haus erreichte, traf sie Vater Welsaran, der vor ihr auf dem Weg lag. ›Wohin gehst du an einem so schönen Tag?‹, fragte er sie. Sie zeigte ihm die Speisen und sagte: ›Die bringe ich meiner Großmutter. ‹ «
    Die Frau unterbrach sich, und sowohl sie als auch ihr Sohn beugten sich vor, um das Bild genauer zu betrachten. Es war so wirklichkeitsnah, dass man den Eindruck gewann, die Monstrosität auf dem Pfad würde das Mädchen gewiss gleich an Ort und Stelle als Appetithappen auf die Oma verschlingen – aber dann blickte sie zu den vorbeifliegenden Aerofans auf mit den unwirklich erscheinenden, axtschwingenden Proktoren darin und schlich wieder in das Gras am Wegesrand zurück. Das Bild stoppte jetzt, denn der Text hatte sich seit einiger Zeit nicht mehr weiterbewegt, war weder durch Anfassen noch Stimme aktiviert worden. Die Frau fuhr nun fort:
    »›Ist das alles, was du ihr bringst, während die Flötenblumen blühen?‹, fragte das Monster. Klein Molly sah sich um und stellte fest, dass die Blumen tatsächlich in roter und gelber und goldener Blüte standen. ›Wenn du eine gute Enkeltochter sein möchtest, musst du Blumen für die Oma sammeln.‹ Und Molly folgte diesem Ratschlag, denn sie vermochte diesen schönsten Schöpfungen Gottes nicht zu widerstehen.«
    Einen Augenblick lang zeigte das Bild, wie das Mädchen Blumen pflückte, und blendete dann rasch zu einem archetypischen und völlig unrealistisch wirkenden Häuschen in der fremdartigen Landschaft um. ›Oma‹, begann hier der Text, ›hatte keinen guten Tag.‹
    »Brom möchte Sie sehen«, sagte die Frau.
    Thorn zuckte die Achseln und aß weiter.
    »Sofort«, sagte sie.
    »Das ist ausgezeichneter Fisch! Sie sollten ihn auch mal probieren«, sagte Thorn.
    »Es könnte Sie um Kopf und Kragen bringen, wenn Sie uns dumm kommen!«, sagte der Mann. Er beugte sich über den Tisch und reckte das Kinn vor. Das schien eine Gewohnheit von ihm zu sein. Thorn hielt ihn für völlig lächerlich und widerstand der Versuchung, ihm den Kiefer zu brechen.
    »Beruhige dich, Lutz. Mr. Stiles spielt gern den schwer Erreichbaren. Er muss schließlich an seinen Ruf denken«, sagte die Frau und setzte die Sonnenbrille ab. Thorn blickte in Augen mit seitlich geschlitzten Pupillen – das war anscheinend der letzte Schrei und eine kürzliche Neuerung von ihr, denn bei ihrer letzten Begegnung hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher