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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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noch offen stand.
    Sie hörte ein trockenes Rascheln ringsherum und spürte weiche Erde im Gesicht, ehe Fragmente der Erinnerung in ihr Bewusstsein traten. Ihr Körper fühlte sich taub an, und sie erinnerte sich plötzlich an die Qual, die der Treffer des Stachels und das Ringen nach Luft erzeugt hatten … Dent, der gelassen weggepustet wurde, während er am Boden lag … dann Fethan, wie er auf Proktor Volus zuging, von Schüssen getroffen wurde, dann selbst angriff … Eldene gewann diesen letzten Bildern einfach keinen Sinn ab und empfand ein echtes Gefühl des Entsetzens über das, womit sie mit Gewissheit konfrontiert sein würde, wenn sie die Augen wieder öffnete: entweder der Käfig oder die beiläufige Hinrichtung.
    Als sie dann die Augen aufschlug, war sie nur noch verwirrt über den Anblick, der sich ihr bot.
    Vor ihr war der Erdboden dicht besetzt mit Klumpen von Blasenmoos, hier und da ein leerer Trikonus und angeschwollene, kreisrunde Teiche, die den Gasriesen Kalypse reflektierten und dadurch wie ausgestreute Opalmünzen wirkten. Als Eldene den Kopf leicht anhob, erblickte sie eine Fläche aus Flötengras – von dort stammte das trockene Rascheln, ausgelöst von einer Brise, die durch die hohlen weißen Stängel fuhr. Am Fuß dieser Gräser wölbte sich jetzt die Erde auf, und Eldene vermutete, dass ein lebendiger Trikonus an die Oberfläche getreten sein musste, um sich an den in der Erde reichhaltig verfügbaren organischen Substanzen zu nähren. Was zum Teufel tat sie selbst eigentlich hier? Das hier sah nach einer der wilden Gegenden aus, die sie bislang nur gesehen hatte, wenn sie mit einer Arbeitsgruppe auf Rodung geschickt worden war. Dann erschrak sie auf einmal: Natürlich hatte Proktor Volus sie hier draußen ausgesetzt, wo sie ohne die Medikamente sterben würde, die die Vereinigung mit dem Skole ermöglichten. Zweifellos würde sich der Proktor irgendeine passende Geschichte ausdenken, um ihr selbst die Schuld am eigenen Tod zu geben …
    Hinter ihr ertönten metallische Geräusche.
    Einen Augenblick lang wagte Eldene nicht, sich zu mucksen, aber dann spürte sie, wie sich Wut und fester Überlebenswille in ihr rührten. Sie drehte sich langsam auf die Seite, um zu sehen, woher diese Geräusche stammten. Sofort meldete sich ihre Verwirrung zurück. Fethan hockte neben Volus' Aerofan, hatte dessen Lenksäule zerlegt und arbeitete an ihrem Innenleben. Fethan war am Leben, also … nein, das war unmöglich! Eldene konnte nur vermuten, dass der Proktor sogar auf die kurze Distanz das Ziel verfehlt hatte und Fethan mit einem versteckten Messer zum Gegenangriff übergegangen war. Eldene setzte sich auf, und der alte Mann blickte zu ihr herüber.
    »Fühlst du dich jetzt wieder munterer, Mädchen?«, fragte er.
    »Es ist mir schon besser gegangen«, antwortete Eldene, und die Stimme blieb ihr fast im trockenen Hals stecken.
    An dem alten Mann wirkte irgendetwas nicht überzeugend. Dann bemerkte Eldene, dass sich sein Overall an der Brust nicht mehr wölbte. Sein Skole war fort! Eldene wurde sofort klar, dass es der Skole war, den sie neben den Bestandteilen der Lenksäule am Boden liegen sah. Sie starrte erschrocken hinüber und versuchte dieses Bild mit der Tatsache in Einklang zu bringen, dass Fethan anscheinend mühelos atmete – aber es blieb ihr ein Rätsel. Fethan müsste eigentlich sterben. Sie starrte den alten Mann an, hoffte auf irgendeine Erklärung, aber was als Nächstes geschah, steigerte nur ihre Verwirrung.
    »Sie werden das Ding bald aufspüren«, sagte Fethan und deutete mit einem zylinderförmigen Werkzeug, das Linien aus rotem Licht enthielt, auf den Aerofan. »Ich möchte es bis dahin in die Luft bekommen haben, damit sie, falls der Angriff erfolgt, auch glauben, sie hätten uns erwischt.« Der Alte betrachtete das Werkzeug in seiner Hand und drückte dann einen Finger seitlich an den Skole, worauf sich das sackartige, insektenhafte Ding aufspaltete und aufklappte und sich damit als clever getarnter Behälter entpuppte. Fethan legte das Werkzeug hinein und holte ein anderes hervor, um damit seine Arbeit fortzusetzen.
    »Warum bist du am Leben?«, wollte Eldene wissen.
    »Na, das ist nun eine Frage, an der Philosophen seit Jahrhunderten zu knacken haben«, witzelte Fethan. »In meinem Fall würden viele natürlich einwenden, dass ich überhaupt nicht lebendig bin.«
    Eldene verbarg ihren Ärger. »Volus hat zweimal auf dich geschossen, und jetzt trägst du nicht mal

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