Der Erbe Dschainas
und fand darin zwei Rettungsanzüge mit kleinen Sauerstoffpaketen, ein paar Kabel und zwei große Behälter mit einem Dichtungsmittel für Rumpfschäden. Er zog die beiden Anzüge und zwei Kabel hervor und wollte gerade seiner Mutter eine der Monturen überziehen, als er sah, wie sich die Außenluke schloss. Rasch zog er seine Mutter durch die Lücke nach draußen.
Hier, wo keine Luft mehr die Entfernungen verzerrte, leuchteten die Sterne so hell wie Bogenlampen, und die Außenwand des Landungsbootes zeichnete sich in harter Klarheit ab. Apis sah Wrackstücke auf einem Parallelkurs dahintrudeln, aber das Ionentriebwerk auf dieser Seite des Bootes versperrte ihm den Blick nach hinten, und er versuchte, nicht daran zu denken, was mit den übrigen Outlinkern passiert war. Die Fähigkeit, fast eine Stunde im Vakuum zu überleben, war in einer solchen Lage keine Gnade. Nachdem er sich mit einem Kabel am Bootsrumpf festgemacht hatte, beendete er die mühsame Prozedur, einen der Rettungsanzüge über den aufgeblähten Körper seiner Mutter zu ziehen. In diesem Zustand, in dem sich der ganze Körper maximal ausgedehnt hatte, passte er nur mit knapper Not. Als Apis die Sauerstoffzufuhr aufdrehte, ahmte die Montur den Körper darin nach und wurde steif. Im Innern würde seine Mutter, wie er wusste, jetzt in den Normalzustand zurückkehren und sich, wenn sie wieder zu Bewusstsein kam, in einem Anzug wiederfinden, der ihr viel zu groß war. Er befestigte sie mit einem Kabel an der Bootsflanke und traf gerade rechtzeitig an der Kante der Außenluke ein, als sie sich wieder zu öffnen begann.
Es war derselbe Mann, der neben ihm gesessen hatte, wie Apis erkannte, aber nur noch anhand der Schädelperlen und der Verletzung. Der Mann schwebte mit schwach rudernden Armen aus der Schleuse hervor, angetrieben von dem Blut, das durch die Bauchwunde verdampfte. Die Augen quollen ihm hervor; blutiger Dampf umhüllte ihn, und der Mund war zu einem Schrei geöffnet, den niemand hörte. Apis packte den Mann für einen Augenblick, ehe er ihn weitertreiben ließ, bereits tot oder jeden Moment so weit.
Die andere Leiche klebte in der Luftschleuse, auch wieder ein Mann – wie es schien, trug keine Frau diese Uniform, ein weiterer Hinweis auf die primitive Kultur dieser Menschen. Diesem Mann fehlte ein Arm; der andere Arm war um eine der Haltestangen geschlungen, und vielleicht hatte das Gesicht eine Miene des Entsetzens gezeigt, ehe es vom Schädel geplatzt war, um in erstarrten Fetzen rings um den Kopf hängen zu bleiben. Apis sah, dass der Mann eine Waffe trug, streckte die Hand aus und zog sie aus dem Halfter, ehe er die Leiche genauer betrachtete. Der Mann hatte einen Laser gehabt, ihn aber nicht gezogen. Hatte er die Luftschleuse freiwillig betreten? Oder war er zu schwer verletzt gewesen, um sich zu wehren? Wahnsinn! Apis inspizierte die Waffe und dann die primitiven Schließmechanismen innerhalb der Luftschleuse. Er musste in diesem Wahnsinnsdrama mitspielen, falls er überleben wollte.
Rasch zog er sich hinaus, packte den aufgeblähten Raumanzug mit seiner Mutter darin und zerrte sie herein. Sobald er sie dort angebunden hatte, zielte er mit der Waffe auf die Automatiksysteme an der Wand und drückte den Auslöser. In unheimlicher Lautlosigkeit schmolz nacheinander jeder der Kästen, verdampfte und fiel auseinander. Die Außenluke, die sich langsam wieder zu schließen begonnen hatte, stoppte zitternd. Apis steckte die Waffe ein, probierte die Handsteuerung der Außenluke und stellte fest, dass sie funktionierte. Er wandte sich der Innenluke zu und inspizierte die dortige Handsteuerung. Aber ehe er etwas tun konnte, fiel grelles Licht von draußen herein, und die Schwerkraft zog ihn an die Seitenwand der Schleuse – die Ionentriebwerke waren gestartet worden. Apis arbeitete sich wieder zur Innenluke, musterte erneut die Steuerung und stählte sich innerlich für das Grauen, das er jetzt anrichten musste.
Beide Steuerungssysteme waren hydraulisch unterstützt, sodass es keine rohe Gewalt erforderte, eine dieser Luken zu öffnen oder zu schließen. Apis entdeckte nur wenige Vakuumsensoren, die er einen Augenblick lang forschend betrachtete, ehe er sie schmolz. Die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen überraschten ihn nicht – offenkundig hegten diese Leute keine große Achtung vor Menschenleben. Er drückte die Pistole an das Haftpolster seines Gürtels und drehte das Handrad, um die Innenluke zu öffnen … während die Außenluke
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