Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
die Arme vor der Brust und hob die Nase. „Bei Manuel“, ergänzte sie schnippisch.
Hatte er allen Ernstes diesem Gör die Aufklärung seines unschuldigen Sohnes übertragen? Verzeih mir, Lisa. Er musste von sämtlichen guten Geistern verlassen sein!
„ Bei Manuel?“ Mit drohender Miene kam Damien einen Schritt näher, packte Ena am Kragen und stellte sie unsanft auf die Füße. „Was willst du gesehen haben, was er gemacht hat?“
Jetzt hatte seine Stimme einen solch drohenden Unterton angenommen, dass Ena wahrhaftig vor ihrem Bruder erschrak.
„Mit Ali. Ich habe es genau gesehen“, versicherte sie ihm kleinlaut.
Damien spürte, wie ihm der Kamm schwoll und Zornesröte sein Gesicht verdunkelte. „Er hat sie ins Heu geworfen und … und sich auf sie gesetzt, obwohl sie sich gewehrt hat?“
„Na ja. Nicht so. Sie waren in Manuels Bett und …“
„Und w as?“
„ Und. Ganz. Nackt! Aber Ali hat sich nicht so zickig angestellt wie Shawn. Der ist doch noch ein Baby“, sagte sie mit wegwerfender Geste, worauf der Junge lauthals protestierte.
Aber da war Damien längst auf und davon.
25. Kapitel
Er stand kurz vor einer Explosion und ihm war anzu merken, welche Anstrengung es ihn kostete, nicht loszubrüllen wie ein Stier und mit gesenktem Kopf sein Opfer auf die Hörner zu nehmen. Er war ein überaus geduldiger und toleranter Mensch. Jawohl! Friedfertig und verständnisvoll und er wusste um die Bedürfnisse eines Mannes.
Jetzt allerdings reichte es ihm. Er schlug Manuel die Faust mit solcher Kraft in das unrasierte Gesicht, dass ihm der Arm bis hinauf zur Schulter wehtat.
Der Schlag kam völlig überraschend für den Älteren, der mehrere Schritte rückwärts stolperte, bis ihm ein Eimer den Weg versperrte und er auf seinem Hosenboden landete. Ihm war der Schock über diesen Angriff deutlich anzusehen und mindestens ebenso bestürzt blickte Damien seinen Bruder an, während er mit zusammengekniffenen Augen auf dessen Reaktion wartete und sich das taube Handgelenk rieb.
Manuel indes schwieg. Also war ihm der Grund für diesen Vulkanausbruch bewusst – gut! Dann gab es wohl doch noch einen Funken Verstand und Ehrgefühl in ihm.
L angsam hob Manuel die Hand an sein malträtiertes Kinn und lachte leise. „So viel also zum Thema Bestechung. Als wäre auf die Frauen und ihre Verschwiegenheit jemals Verlass gewesen. Ich hätte es besser wissen müssen.“
„Genau das hättest du , verdammter Idiot, der du bist! Ich hatte dich deutlich genug davor gewarnt, dich an Alicia ranzumachen.“
„Das hattest du. Ja. Und nun? Was willst du tun , da ich deine Warnung in den Wind geschlagen und meinen Gefühlen nachgegeben habe?“
„ Gib mir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken.“
„Guten Morgen euch allen.“ Lisa steckte ihren Kopf durch die Küchentür und grinste breit. „Bin ich schon zu spät?“
„Kommt drauf an, wofür. Guten Morgen, Kleine.“
Lisa schaute sich suchend um. „ Cá bhfuil Shawn? “
„ Keine Bange, der hat sich in aller Herrgottsfrühe zu Ena geschlichen und seit dem Frühstück sind sie draußen unterwegs.“
„Ah. Go raibh maith agat. “
„Fürs Frühstück bist du tatsächlich zu spät, aber es macht dir sicher nichts aus, hier in der Küche zu essen, während wir abwaschen. Áine und Fearghais haben heute einen freien Tag und Siobhán ist dermaßen erkältet, dass ich sie wieder zurück ins Bett geschickt habe, bevor sie uns alle ansteckt.“
Alicia stellte frisches Geschirr für ihre Freundin auf den Tisch, schenkte ebenfalls sich und Susanne eine Tasse Kaffee ein und setzte sich Lisa gegenüber.
„Wie geht es dir heute Morgen? Du hast dich gestern sehr zeitig verdrückt. Genau wie der Rest der Familie“, fügte sie mit einem bitterbösen Blick zu Suse an. „Ray musste nach zehn Minuten schon wieder weg, weil sein Vater eine Herzattacke hatte. Noel hat derweil Éamonn ins Krankenhaus gefahren, weil der sich einen kleinen Kampf mit An draíocht geliefert und sich dabei ein paar böse Blessuren eingehandelt hat. Und Ean habe ich überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Ich kam mir ziemlich alleingelassen vor.“
„ Sorry , ich … ich weiß nicht, was ich zu meiner Entschuldigung anführen soll. Ich war einfach nicht in der Stimmung. Ich wollte dir deinen Geburtstag nicht verderben.“
„Schon gut. Wenigstens Manuel hat sich rührend um mich gekümmert.“ Alicia warf der kichernden Lisa einen warnenden Blick zu. „Und dafür gesorgt, dass
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