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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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keine Ahnung, wer ich bin. Verstehst du, was das bedeutet? Außerdem hat er mir klargemacht, dass in seinem Leben kein Platz für eine Familie ist. Er will weder Verpflichtungen eingehen noch feste Bindungen. Die Seefahrt ist das Einzige, was für ihn von Wert ist.“
    „ Och , sieh das nicht dermaßen verbissen. Wenn er erst mal eine Weile auf Sean Garraí zugebracht hat, wird er nicht mehr gehen wollen. Und wenn er dich wirklich liebt, sollte nur noch zählen, was du aus dir gemacht hast und nicht, wer deine Eltern waren oder was du in Gabun erlebt hast. Also, sag endlich, wie ist er gewesen?“ Lisa hängte sich bei ihr unter und flüsterte ihr ins Ohr. „Im Vergleich zu den vorherigen, meine ich.“
    Alicia warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Tücher – schwanger hin oder her, Lisa hatte es sich schließlich selbst zuzuschreiben –, wurde allerdings einer Entscheidung enthoben, als Susanne in die Küche zurückkam.
    „W as war denn mit dir eben los? Wieso bist du wie von Furien gehetzt aus der Küche geschossen?“
    „Ich habe Ronan angerufen, weil mir wieder eingefallen ist, wo ich diesen ‚Ring’ schon mal gesehen habe. Máirtín Callaghan hat so einen getragen.“
    „ Der Bruder des Tänzers.“
    „D er ist doch vor zwanzig Jahren aus Killenymore verschwunden?“
    „ Genau der. Es ist schon so lange her, dass ich den ‚Ring’ bei ihm gesehen habe, und man wird leider nicht jünger, deswegen ist mir neulich nicht gleich eingefallen, woher ich den kenne. Im Übrigen wusste Ronan das längst von einem ehemaligen Schulfreund von Máirtín, weil er nämlich Derjenige war, der sein Abzeichen derart zerbeult hat.“
    „Und Gearóid taucht zur gleichen Zeit bei uns hier auf. Ist das nicht ein bisschen … seltsam? Ein Zufall, größer noch als Kerry?“
    „Das habe ich Ronan auch gefragt. Sie haben Fingerabdrücke auf dem Ring gefunden und oben, auf dem Hügel, einige Schuhabdrücke, Fasern und Haare und irgendwelchen anderen Dreck, den sie noch analysieren müssen. Und wenn sie wissen, wie lange der Ring schon im Freien lag, werden sie den Mann bald ausfindig machen.“
     
    Alicia blieb noch eine Weile am Küchenfenster stehen, um die Unterhaltung der Brüder zu verfolgen. Manuel diskutierte und wedelte dabei mit den Armen wie eine Windmühle. Er brachte Einwände vor. Und prahlte. Das erkannte sie daran, wie er seine Schultern hielt und gestikulierte, als erklärte er jemandem etwas, das dessen Horizont überstieg. Und dann beobachtete sie die Männer tatsächlich dabei, wie sie sich die Hand reichten und einträchtig nebeneinander her zu den Ställen gingen.
    Nein, sie würde sich noch so große Mühe geben können und ihn trotzdem nicht verstehen.
     

2 6. Kapitel
     
    Er lag mehr, als dass er noch aufrecht in seinem Sessel sitzen konnte. Susanne befürchtete nicht ohne Grund, er könnte jeden Moment den Gesetzen der Schwerkraft folgen und dabei den Blumenhocker mit umreißen. Nicht, dass es den Pflanzen darauf geschadet hätte – mehr als ein halbes Dutzend verschrumpelter Blätter waren dank permanenter Vernachlässigung nicht übrig geblieben. Da Susanne nicht mit einem grünen Daumen gesegnet war, galt ihre Sorge einzig dem Mann, dessen fleckiges Hemd, an dem zwei Knöpfe fehlten, aus der Hose hing. Und auch die stand offen.
    Mühsam hob er den Kopf und starrte sie aus blutunterlaufenen, glasigen Augen an. „Du? Wasss … wasss willsss’ du?“
    Sein Kopf wackelte bei diesem Kraftakt hin und her, bis er ihm schließlich wieder nach vorn auf die Brust sackte. Wie ein dichter Vorhang hing ihm die drahtige, ungebärdige rote Matte übers Gesicht. Es wurde höchste Zeit nicht nur für einen Haarschnitt. Susanne glaubte, die Reste eines früheren Mittagessens darin zu erkennen.
    „ Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du nicht zur Arbeit erschienen bist, a cheann rua . Kann ich etwas für dich tun? Was ist passiert? Warum hast du nicht angerufen und uns Bescheid gegeben?“
    Ihr Blick fiel auf das heillose Durcheinander, das Ean im Laufe der vergangenen Tage in der Wohnung angerichtet hatte. Der Telefonhörer hing herab und baumelte an der Schnur vor sich hin. Auf dem kleinen Tisch tummelten sich Dutzende leere Büchsen Bier und mehrere Flaschen Whiskey, in denen ebenfalls lediglich Restpfützen schwammen. Ein Stuhl lag umgestürzt auf dem Boden und einige Gläser schienen zu Bruch gegangen zu sein. Sie konnten von Glück reden, Ean einigermaßen unverletzt und nicht in einer Lache Blut

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