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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sie zu ihm sprach, war nicht mehr als ein sanftes Flüstern, ihre Worte allerdings trafen ihn dermaßen heftig, als wären sie aus einer Kanone auf ihn abgefeuert worden.
    „Und woher wissen Sie es besser? S ollten wir uns schon einmal begegnet sein? Kennen wir uns?“
    „Es war … lediglich eine Redewendung.“
    Eine dunkle Augenbraue hob sich fragend. Aus Manuels kühlem, distanziertem Blick sprach jetzt ein gewisses Interesse. Sie hatte eine Sekunde zu lang gezögert. „Woher wussten Sie, dass ich Deutsch spreche?“
    „Auf Sean Garraí sprechen es alle.“
    „ Aha“, murmelte er ausdruckslos, die Augen zusammengekniffen, nachdenklich. „Warum werde ich dann das Gefühl nicht los … Gehen Sie konkreten Antworten grundsätzlich aus dem Weg?“
    Sie erhob sich hastig, di e Finger um das Buch gekrampft. „Halten Sie davon, was Sie wollen. Für mich ist es zweifellos besser, Ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie entschuldigen mich.“
    Er trat einen Schritt vor. „Da Sie zuerst hier waren, sollten Sie sich von mir nicht stören lassen. Ich bin auf diesem Land nicht willkommen, also werde ich es sein, der verschwindet.“
    Sie konnte den Zorn in ihm spüren, den er geradezu heldenhaft zu unterdrücken versuchte, als er gemessenen Schrittes hinter dem Hügel aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie schüttelte seufzend den Kopf.
    „Manuel Adrian Patrick, was ist dir widerfahren, das dich zu einem derart verbitterten Menschen gemacht hat?“

4. Kapitel
     
    „He! Tusa, a deoraí! Du, da! Was willst du hier?“
    Sein Herz machte einen wilden Satz. Vor Schreck wirbelte er so heftig herum, dass er das Gleichgewicht verlor. Leise fluchend rieb er sich über den linken Oberschenkel und richtete seinen anklagenden Blick auf das marmeladenverschmierte Gesicht eines kleinen Jungen, der ihn ungeniert musterte.
    „Ich?“, fragte Manuel mit finst erer Miene und kam sich in der gleichen Sekunde reichlich idiotisch vor, war es doch offensichtlich, dass er das einzige menschliche Wesen weit und breit war, das der Junge gemeint haben konnte. „Redest du mit mir, a draoidín ?“
    „Ich bin kein Zwerg!“, protestierte der Winzling und fletschte bedrohlich seine Milchzähnchen. Dann holte er eine riesige Wasserpistole hinter seinem Rücken hervor und richtete sie mit einem gemeinen Grienen auf Manuel. „Aber du, du bist ein blöder Fremder und meine mam sagt, ich darf nicht mit Fremden reden. Nie-nie-mals .“
    „Nun, wenn das so ist, kann ich deiner mam zu ihrer Klugheit nur gratulieren. Und dann solltest du deine krummen Beine in die Hand nehmen und ganz schnell von hier verschwinden. Ansonsten werde ich dich nämlich in meinen Keller sperren, wo ich dich so lange füttern werde, bis du fett genug bist, um dich aufzufressen.“
    „Das glaub’ ich nich’.“ Trotzdem schob er sich sicherheitshalber ein Stück rückwärts und bohrte angestrengt in seiner Nase, ohne Manuel aus den Augen zu lassen.
    Manuel hörte ein unterdrücktes Kichern irgendwo über seinem Kopf und entdeckte zwischen den Ästen zwei nackte Beine, die lässig hin und her schwangen.
    „Was machst du da oben?“ , brüllte er die Füße an.
    „Meine Güte , was ’n das für ’ne dämliche Frage! Kommst du vom Mond oder bist du blind oder was?“
    Jetzt entdeckte er auch das Mädchen, welches durch das grüne Blättermeer linste. Sie hatte ihr Kinn in eine Hand gestützt, in der anderen hielt sie einen angeknabberten Apfel, und taxierte ihn, den Eindringling, mit abschätzigen Blicken.
    „Sei nicht so frech, a gharlach , sonst bist du gleich die Nächste, die ich in meinem Keller in Ketten lege.“
    „Pah! Dafür m usst du mich erst mal kriegen.“ Sie streckte ihm die Zunge raus, ein ausgesprochen langes Exemplar, und kletterte wieselflink noch einen Ast höher. Dann biss sie in den Apfel und pulte mit Akribie die Kerne aus dem Gehäuse. „Versuch ’s doch, a mheatachán ! Feigling!“
    „Schon gut! Ist ja gut , Mädchen. Du solltest besser nicht derart weit hinauf steigen. Die Äste sind viel zu dünn da oben. Sie werden dich nicht mehr tragen.“
    „Verschwinde erst aus unserem Garten!“
    „Das ist euer Garten?“
    Der Ast gab ein hässliches Knirschen von sich und Manuel zuckte erneut zusammen. „Komm sofort runter, zur Hölle!“
    „Ha! Dort wirst du hinkommen, wenn du weiter so fluchst.“
    „Und du wirst abstürzen und dir sämtliche Knochen brechen.“
    „Hau ab!“
    Sich ihm zu widersetzen , war ihr erster Fehler.
    Er stellte einen

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