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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Großer Gott, er konnte nicht zulassen, beim Anblick der erstbesten Frau den Faden zu verlieren und sich wie ein stammelnder Idiot zu benehmen!
    Er räusperte sich und grollte: „Dies ist das Grundstück meiner Familie!“
    Überraschung! Ihre Brauen zuckten in die Höhe. Demnach war das lang ersehnte Wunder wahr geworden und das schwarze Schaf der Familie hatte nach Sean Garraí zurückgefunden. Oh, er machte sich wirklich gut als Ekel. Sie lächelte über den leicht singenden Tonfall in seiner Stimme, welcher sich noch verstärkte, wenn er ärgerlich war, und betrachtete ihn eingehend von Kopf bis Fuß. In seinen Augen blitzte kalte, berechnende Intelligenz. Nicht das kleinste bisschen Wohlwollen lag darin. So musste ein Mensch aussehen, der sich alles, was er im Leben erreichen wollte, erkämpfte.
    N ein, sie hätte ihn nicht wiedererkannt, so sehr hatte er sich verändert, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte. Was natürlich kein Wunder war, mussten seitdem doch annähernd fünfzehn Jahre vergangen sein. Er war lang und mager und seine Wangen waren eingefallen. Er gab sich alle Mühe, einen unnahbaren Eindruck zu vermitteln, aber es war nicht so sehr Unhöflichkeit und Härte, sondern Trauer und Einsamkeit, die sie an ihm bemerkte. An der Oberfläche war er unbestritten ein glatter und ansprechender Mann. Was sie dagegen fühlte – und das war etwas ganz anderes –, mahnte sie zur Vorsicht. Dunkle, gefährliche Strömungen, die von ihm ausgingen und sie warnten. Sie hatte sich bereits mit genug Problemen herumzuschlagen und brauchte nicht obendrein noch einen Manuel Clausing auf diese Liste zu setzen.
    Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was sie in den letzten Jahren über ihn gehört hatte. Es war wenig genug und ein Großteil der Gerüchte kreiste nach wie vor um den überstürzten Aufbruch des Erben von Sean Garraí an dem Tag, als der Graf mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus geflogen werden musste.
    Es hieß, Manuel sei exzentrisch , mit einsiedlerischen Anwandlungen, wofür die Tatsache sprach, dass er sich in die Abgeschiedenheit eines Hochseeschiffes geflüchtet hatte, noch ehe er richtig trocken hinter den Ohren werden konnte. Ohne Frage bestach er durch Klugheit und Zielstrebigkeit wie sämtliche Clausings. Einige Leute hatten ihn als unaufmerksam beschrieben. Andere hatten das Wort „abwesend“ vorgezogen, was zweifellos das Erbteil seines leiblichen Vaters war, genau wie dessen Wortkargheit, die Susanne so manches Mal an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte.
    Sie kannte diesen abweisenden Gesichtsausdruck. Wie oft hatte man ihr selber vorgeworfen, nicht allein von kühler Schönheit zu sein, sondern ebenfalls ein Herz aus Stein zu besitzen? Und wie oft hatte sie sich gewünscht, es wäre tatsächlich an dem. Denn in Wahrheit war ihr Herz derart empfindsam, dass sie es gewissenhaft hütete, um zu verhindern, dass es zerbrach. Mit der Zeit hatte sie gelernt, sich zu schützen, bis sie letztendlich die Fähigkeit verloren hatte, ihr Herz zu öffnen.
    „Nun, ist Ihnen inzwischen eingefallen, was Sie hier zu suchen haben?“
    Die Arme über der Brust verschränkt, tat er, als hätte er alle Zeit der Welt. Er stand einfach nur da und wartete scheinbar gleich mütig auf ihre Antwort. Sein grimmiges Lächeln indes verriet, dass ihm vermutlich schon bald der Geduldsfaden reißen würde.
    Sie schob ihr Kinn trotzig vor und setzte eine höfliche und zugleich entschlossene Miene auf. „Vermutlich das Gleiche wie Sie“, antwortete sie schließlich auf Deutsch.
    Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Ihre Stimme hatte ruhig und besonnen geklungen und trotz allem Stärke und so etwas wie Eigensinn offenbart. Er glaubte sogar, die Spur eines französischen Akzents herausgehört zu haben. Sollte er sich vielleicht an sie erinnern?
    „Ich wollte allein sein. Meine Ruhe haben“, erklärte er gegen seinen Willen, als wäre er dieser Fremden Rechenschaft schuldig.
    Sie neigte leicht den Kopf zur Seite und ein überlegenes Grienen huschte über ihr Gesicht. Hab ich ’s nicht gesagt? sollte das offenbar bedeuten. Er dagegen empfand es wie Hohn und Spott, die sie aus vollen Kübeln über ihm ausschüttete. Seine Wut kochte hoch.
    „Sie haben mir noch immer nicht Ihren Namen genannt.“
    „Wüsste ich es nicht besser, müsste ich annehmen, Sie hätten keinerlei Erziehung in höflichem Benehmen genossen.“
    Er blinzelte überrascht. Der Ton, in dem

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