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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Fuß in eine der untersten Astgabeln und griff nach einem herabhängenden Zweig. Er erstarrte, als ihn ein Schuss aus dem Hinterhalt traf und er seine Hose an strategisch wichtiger Stelle nass werden fühlte. Mit demütig geschlossenen Augen und knirschenden Zähnen betete er um Geduld.
    „Das werde ich nicht tun. Und du, Bürschc hen, kannst dich schon mal warmlaufen“, knurrte er leise über seine Schulter hinweg. Wer war er denn, dass er sich von diesen beiden Dreikäsehoch vertreiben ließ? „Es ist nämlich genauso mein Garten.“
    „Du schwindelst!“, entrüstete sich der Kleine.
    „Du spinnst!“, schrie im gleichen Moment das Mädchen von oben herab. Sie war ohne Frage einige Jahre älter als der Junge.
    Und noch während Manuel das dachte, prasselten Apfelkerne wie Geschosse auf ihn nieder. „Das hättest du besser nicht getan, a cailín .“
    In ihrer Fantasie sah sie ihn mit rasanten Bewegungen und gebleckten Zähnen den Baum erklimmen und sie mit haarigen Klauen am Schlafittchen packen, da machte sie den zweiten Fehler. Sie kletterte weiter nach oben. Doch jetzt vergaß sie in der Eile zu prüfen, ob die Äste wirk lich stark genug für ihr Gewicht waren.
    Offensichtlich hatte der Baum im letzten Jahr nicht mit ihrem eigenen Wachstum Schritt halten können. Zuerst knarrte es, wenig später krachte es. Noch ehe sie einen Ton von sich geben konnte, stürzte sie wie eine reife Pflaume geradewegs nach unten.
     
    Sie hatte den Schrei gehört und sofort gewusst, dass er es gewesen sein musste. Mit der flachen Hand schirmte sie ihre Augen gegen die Sonne ab und ließ ihren Blick über die Wiese und den Obstgarten unterhalb des Hügels und die angrenzende Pferdekoppel schweifen, bis sie die kleine Gruppe unter der einzeln stehenden Eiche einfing. Sie verfolgte, wie Manuel auf dem Boden kniete und sich an einem Haufen aus Blättern und Ästen zu schaffen machte. Ob er darin sein gutes Benehmen suchte? Na dann, viel Erfolg! Schließlich richtete er sich auf und da bemerkte sie den Körper eines Kindes, den er auf seine Arme gehoben hatte.
     
    „Mein Gott, was ist passiert?“
    Offenbar war es dieses Mal kein Spiel, denn die Kleine hatte die Augen geschlossen und regte sich nicht. Ihre Arme und Beine baumelten schlaff hin und her.
    „Dieses wild gewordene Ding wollte ihren Freund gegen mich verteidigen. Und dazu musste sie sich mit einem völlig unangebrachten Beschützerinstinkt auf mich stürzen. Aus drei Metern Höhe, verdammt! Wir müssen sie ins Haus bringen und einen Arzt rufen.“
    „Du sollst nicht fluchen, Fremder.“
    „Sei still, Shawn“, ermahnte die junge Frau den Jungen und strich ihm liebevoll über das zerzauste Haar. „Sie sollte besser nicht bewegt werden, meinen Sie nicht? Sie könnte sich etwas gebrochen haben. Vielleicht ist sogar ein Wirbel verletzt.“
    Der Junge zupfte sie aufgeregt am Ärmel und deutete auf Manuel.
    „Der Außerirdische da hat sich unter den Baum gestellt und Ena aufgefangen. Mit. Seinen. Armen! Das hat einen ganz furchtbaren Platscher gegeben.“ Dann winkte er großspurig ab und ließ seine Hand auf Enas Oberschenkel klatschen. „Der ist bestimmt nix passiert, Ali.“
    Manuel fühlte sich unter dem bewundernden Blick, mit dem der Kleine zu ihm aufs chaute, überraschend unwohl.
    „E r hat …“
    A uch die junge Frau hob ihm jetzt das Gesicht entgegen und betrachtete ihn voller Dankbarkeit. Erst da fiel ihr auf, dass er hinkte und bei jedem Schritt vor Schmerz die Zähne zusammenbiss. „Haben Sie sich verletzt? Was ist mit Ihrem Bein?“
    „Es ist nichts!“
    „Aber Sie machen nicht den Eindruck, als wäre nichts. Sie humpeln.“
    „Herrgott nochmal, Weib!“, fuhr er sie an, ohne dabei die Stimme zu erheben. Doch gerade dieser emotionslose, eiskalte Ton war es, der ihr eine Gänsehaut bescherte. „Was hat Sie das zu kümmern, ob ich hinke oder nicht? Hätten Sie besser Ihre Bälger im Auge behalten, wäre es gar nicht erst so weit gekommen! Sie wäre nicht abgestürzt.“
    „Und Ihre Hose wäre jetzt nicht nass.“
    Sie beobachtete, wie ihm die Schamröte über das Gesicht kroch, und verschluckte tapfer ein albernes Kichern. Gleich darauf bekam sie erneut einen seiner farbenfrohen Flüche zu hören.
    „Wie kann man nur derart verantwortungslos sein und in aller Seelenruhe zusehen, wie kleine Kinder in Bäumen herumklettern und sich dabei zu Tode stürzen! Gab es hier nicht früher einen Spielplatz?“
    Den gab es in der Tat immer noch, wie er

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