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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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bemerkte. Der riesige Garten bot mehr Attraktionen als ein Freizeitpark: Schaukeln, Wippen, Klettergerüste, ein Baumhaus, das größer als ein Reihenhaus war, einen Pool, in dem locker die Weltmeisterschaften im Synchronschwimmen hätten stattfinden können und ein Trampolin von der Größe Kerrys. Aber nein, diesen verwöhnten Gören war das offenbar nicht gut genug! Sie mussten sich unbedingt einen Baum als Spielgerät aussuchen!
    „Wir sind nicht klein, a coimhthíoch! “
    „Und es sind genauso wenig meine Kinder“, berichtigte sie Manuel. „Im Gegenteil, Ena ähnelt dir in vielerlei Hinsicht. Susanne vergleicht sie gerne mit einem Behälter Nitroglyzerin, weil es am sichersten für alle ist, wenn man sie ständig im Auge behält. Und du hast dich als Kind ja wohl ebenfalls nicht im Haus anbinden lassen oder länger als fünf Minuten still auf deinem Hintern gesessen. Sie ist deine Schwester, Manuel.“
    Er war der maßen überrascht, seinen Namen aus ihrem Mund zu hören, dass er über seine Füße stolperte und zu Boden gegangen wäre, hätte sie ihn nicht blitzschnell am Arm gefasst und festgehalten.
    „Ich vermute, es war noch keine Gelegenheit , dir diesen Irrwisch vorzustellen.“
    „Meine … meine Schwester?“
    Zweifelnd betrachtete er das ramponierte Bündel in seinem Arm. Ein ellenlanger Riss in ihrer Hose zog sich vom Knie bis zur Wade. Auch der mit Grasflecken, Ölfarbe und Beerensaft gesprenkelte Pullover hatte vermutlich schon bessere Tage gesehen. Quer über ihre Stirn verlief eine blutige Schramme und verblasste Narben auf Nase, Schienbein und an den Armen zeugten von dem gefahrvollen Leben, dem Kinder in diesem Landstrich ausgesetzt waren.
    Zweifellos hatte die junge Frau seine Gedanken erraten, denn sie seufzte: „Das war bereits die dritte Hose in diesem Monat. Es ist echt ein Jammer, wie anfällig die Kinderkleidung heutzutage ist. Und wer weiß, wie lange wir noch darauf warten müssen, bis endlich jemand welche aus Stahl erfindet. Und dass, wo Susanne Näharbeiten auf den Tod nicht ausstehen kann.“
    Seine Schwester? Diese kleine Rotznase? Seine beiden jüngeren Brüder hatten genau wie er selber helles oder mittelblondes Haar. Diesem Gör dagegen hingen rabenschwarze Haare in das blasse Gesicht. Kein Wunder, dass er sie nicht erkannt hatte. Sie stellte das perfekte Ebenbild ihres Vaters dar. Der Spross von Matthias Clausing.
    „Und ihr Name ist … Ena?“
    E s war die weibliche Entsprechung des Namens Aidan, der Feurige, wie der Geburtsname seines Vaters lautete, bis Tomás Clausing ihn in seine Familie geholt hatte und er von da an Adrian Ossmann genannt wurde.
    „Ja?“, vernahmen sie das schwache Piepsen des gerupften Vögelchens in Manuels Armen.
    „Wie geht es dir, Wildfang?“, erkundigte sich die Frau und die Erleichterung war ihr anzuhören.
    „Nenn mich Prinzessin.“
    Sie schien sich ernsthaft am Kopf verletzt zu haben, war Manuel überzeugt. Mit einem theatralischen Seufzer, wie er angewidert fand, schlug das Mädchen die Augen auf. Statt auf die an sie gerichtete Frage zu antworten, musterte sie ihn unverhohlen interessiert.
    „Bist du der Prinz, der mich aus den Klauen des bösen Drachen befre it hat?“, wisperte sie geziert. Sie konnte dem herzzerreißenden Pathos dieser Idee nicht widerstehen und warf einen entwaffnend schüchternen Blick in seine Richtung.
    „ Meine Güte, ist sie nicht noch viel zu jung dafür?“
    „Sie ist manchmal recht dramatisch, aber ansonsten völlig harmlos. Na ja, zumindest meistens.“ Denn hin und wieder war ihr schon der Gedanke gekommen, dass Susanne ihre Tochter lediglich aus purer Bequemlichkeit noch nicht erdrosselt hatte. Sie lächelte und zupfte ein Blatt aus Enas Haar. „Es geht dir zweifellos schon wieder besser, meine Schönste. Tut dir irgendetwas weh?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Geh, Shawn, lauf voraus und bitte mamó , Doktor Ray anzurufen, damit wir sicher sein können, dass mit unserem Flederwisch alles in Ordnung ist.“
    Als der Junge losrannte, wandte sie sich wieder dem Mädchen zu. „Zu meinem großen Bedauern muss ich dich enttäuschen, Prinzessin. Dein Retter ist kein Prinz, sondern dein ältester Bruder.“
    „Mein Bruder? Aber ich kenne doch …“ Sie riss die himmelblauen Augen auf, bis sie ihr fast aus den Höhlen fielen. „Ist das … Manuel? Manuel, der Mörder?“
    Mit einem entsetzten Stöhnen ließ sie sich gegen seine Brust sinken und es war auf den ersten Blick nicht auszumachen, ob sie

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