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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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resigniert den Kopf. „Ich wusste, du würdest mir das eines Tages vorhalten“, erwiderte er tonlos und wandte sich zum Gehen, weil ihm der Schmerz durch die Brust fuhr wie ein Schwert und er befürchtete, nicht viel mehr zu ertragen.
    „Ich bin noch nicht fertig, Manuel. “
    Er blieb stehen und drehte sich gehorsam um , kalkweiß im Gesicht.
    „ Ich habe dir damals wie heute keinen Vorwurf aus dem gemacht, was mit Matt’n passierte. Meine Bitte hat nicht das Geringste mit ihm zu tun.“ Susanne machte einen Schritt auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille. „Ich dachte, dir wäre das inzwischen klargeworden. Manuel, Alicia ist niemand, der leichtfertig sein Herz verschenkt. Mag sein, dass ihr momentan euren Spaß miteinander und in dieser Situation alles andere im Kopf habt, als jetzt schon an das Morgen zu denken, irgendwann allerdings wird euch eine diesbezügliche Entscheidung abverlangt. Je länger ihr es hinauszögert, darüber nachzudenken, desto schwieriger wird es am Ende. Vergiss das nicht. Das ist das einzige, worum ich dich bitte.“
     

28. Kapitel
     
    „Cat! Shawn!“
    Ein e Reisetasche landete im Staub und im gleichen Moment eilte deren Besitzerin den Kiesweg nach oben.
    „Tan te Karo!“, kreischte der Junge übermütig, flitzte mit ausgebreiteten Armen auf die grauhaarige Dame zu, deren Frisur sich in keinster Weise an irgendeiner gängigen Haartracht zu orientieren schien, und ließ sich von ihr durch die Luft wirbeln und abknutschen.
    „Oh, Shawn, du bist ja ein richtiger Riese geworden!“, stieß sie keuchend zwischen zwei Schmatzern auf seine Wange hervor und wuschelte dabei durch seinen dichten Schopf.
    „Und schon viel zu schwer für solche Spielchen. Du wirst dir einen Bruch heben, Karo.“
    „Ich hoffe nicht, dass du mir damit durch die Blume zu verstehen geben willst, ich sei eine alte Schachtel!“, tadelte Karo mit spitzbübischem Grinsen und drohte der jungen Frau mit dem Zeigefinger. Dann zog Karo sie in ihre Arme und hielt sie so fest, als wollte sie Alicia nie wieder loslassen.
    „ Oh Cat, so lange habe ich dich nicht gesehen. Du treulose Tomate, es ist unverzeihlich, mich derart zu vernachlässigen. Du solltest dich wirklich, wirklich schämen.“
    Sie schob ihre Brille von der Nasenspitze nach oben, schniefte vor Rührung und musterte Alicia von Kopf bis Fuß. Der Schmerz zuckte um Karos Mund, was sie vergeblich mit einem Hüsteln zu kaschieren versuchte. „Mein Gott, du siehst Beate immer ähnlicher. Du hast das gleiche dichte, rotbraune Haar. Und du bist sogar noch größer als sie. Und so hübsch. Eine richtige Frau. Und dabei warst du gestern noch so ein kleines, spilleriges Ding, das kaum den Mund aufgekriegt hat.“
    Ich kann m ich kaum mehr an meine Mutter erinnern, dachte Alicia. Doch das wollte sie niemandem sagen.
    „Wie geht es dir, Karo? Was machen die Zwillinge? Haben sie sich endlich dazu durchgerungen , ihr Junggesellenleben aufzugeben?“ Sie lachte vergnügt, als Karo lediglich verächtlich abwinkte. „Und Sophia? Wie geht es ihrer Familie? Du bist doch nicht etwa alleine gefahren? Wo ist Danilo? Shawn, bitte nicht, du zerdrückst Karo, wenn du so weitermachst.“
    Tatsächlich umklammerte der Kleine noch immer geradezu ekstatisch Karos Hüften und wartete, ungeduldig von einem Bein aufs andere hüpfend, darauf, dass sich die beste Freundin seiner Oma wieder ihm allein widmete.
    „Soll ich deine Tasche holen , Tante Karo? Und wenn du in deinem Zimmer bist, darf ich dir dann beim Auspacken helfen?“, fragte er mit unschuldiger Miene und völlig durchsichtiger Hilfsbereitschaft.
    Lachend schwang Karo Shawn durch die Luft und setzte ihn sich auf die Schultern, während Alicia nach der Reisetasche griff.
     
    Die folgenden Worte, die die beiden Frauen wechselten, gingen in einem Dröhnen unter, das sich mit brachialer Gewalt in seinem Schädel ausbreitete, bis schließlich nur noch dieses eine Wort übrig blieb: „Cat!“
    Cat! Seit er diesen Namen gehört hatte, stand er wie zur Salzsäule erstarrt. Zwanzig Jahre war es her, da er diesen Namen das letzte Mal gehört hatte, und noch immer schmerzten die Erinnerungen, die damit verbunden waren. Er fürchtete sich davor, sich umzudrehen, fürchtete sich vor der Wahrheit. Mit geschlossenen Augen atmete er mehrmals tief durch und wappnete sich für das, was ihm jetzt bevorstand.
    Langsam wandte er den Kopf und ihm fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er Alicia neben der Freundin seiner

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