Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
die sein Körper hinterlassen hatte. Mit einem zufriedenen Seufzer zog sie es in ihre Arme und legte den Kopf darauf.
Er zuckte mit den Schultern. So einfach war er also zu ersetzen. Er lächelte, während er sich rasch ankleidete, dennoch gefiel ihm der Gedanke nicht, den er weiter spann. Eine etwas heftigere Reaktion hätte er sich schon gewünscht.
„ Wir sehen uns beim Frühstück.“
Alicia brummelte etwas Unverständliches vor sich hin und betrachtete unter halb geschlossenen Lidern seinen nackten Körper, den er jetzt ungeachtet ihrer begehrlichen Blicke mit gemächlichen Handgriffen bedeckte. Dann wandte er sich um, beugte sich über sie, um sie noch einmal zu küssen.
„Es fällt mir schwer zu gehen, wenn du mich so ansiehst.“
Ihre Augen gingen auf prov ozierende Weise auf Wanderschaft von seinen Lippen hinab zu den Knöpfen seiner Hose. Ihre Hand folgte und entlockte ihm ein seliges Seufzen.
„Du schaffst das.“
Als er die Tür öffnete und sich seiner Mutter gegenübersah, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte, erstarb dieses Lächeln, das einen äußerst zufriedenen Mann verriet.
„ Mam! Äh, guten Morgen, mam . Du bist … heute aber ungewöhnlich früh auf den Beinen.“
Er zwang sich, Susanne fest in die Augen zu schauen, und versuchte zu ignorieren, wie ihm die Röte den Hals hinauf kroch und in Windeseile sein Gesicht überflutete. So viel zu einem würdevollen Abgang, dachte er frustriert. Er rang sich ein selbstironisches Grienen ab und verrenkte sich fast bei dem Bemühen, unauffällig die Tür hinter seinem Rücken zu schließen, um Alicia vor einem neugierigen Augenpaar zu schützen.
„Und wie es aussieht, nicht bloß ich. Guten Morgen, mo mhac .“
Dem stählernen Blick, mit dem Susanne ihren Ältesten musterte, entgingen weder sein offen stehendes Hemd, noch sein ungekämmtes Haar oder die nackten Füße.
Gähnend tapste Shawn über den Flur und steuerte zielsicher auf seine Oma zu, die ihn auf die Arme hob, wo er, den Daumen im Mund, friedlich die Augen schloss.
„Habt ihr eine kleine Überraschungsparty für mich vorbereitet?“
Die entstehende Pause schrie förmlich nach einer Erwiderung, aber als Susanne nichts erwiderte, fuhr er gereizt fort: „Du findest es offenbar ausgesprochen amüsant, dass ich ein Privatleben habe.“
Sein Kopf schnellte zur Seite, als die Tür von Lisas Wohnzimmer aufging. „Das euch absolut nichts angeht!“
„Was ist denn hier los? Es ist noch mitten in der Nacht.“
„Warum habe ich das dumme Gefühl, ich sei wieder ein kleines Kind und mit der Hand in der Keksdose erwischt worden?
„Es scheint, als hättest du deine Hände noch ganz woanders gehabt“, konterte seine Mutter spitz.
Er kratzte den Rest seiner Würde zusammen und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. „Schuldig.“
„Schön. Und was gedenkst du jetzt zu tun?“
„ Erst einmal gehe ich mich duschen“, schlug er vor. „Und dann …“
„Du weiß genau, was ich meine!“
„Weil ich mit ihr schlafe?“
„ Also doch!“, platzte Lisa heraus und ein triumphierender Zug spielte um ihren Mund, während sie ihrer Schwiegermutter den leise schnarchenden Shawn aus den Armen nahm. Obwohl sie die Unterhaltung für ihr Leben gern weiterverfolgt hätte, zog sie sich diskret zurück. Hier ging es offenbar um mehr als harmlosen Tratsch und Klatsch.
„Liebst du sie? “, hörte sie noch Susannes eindringlichen Ton. „Hast du ernste Absichten?“
„ Mam , ich bitte dich! Ist es für eine solche Entscheidung nicht etwas zu früh? Ich kann mein Leben nicht von Grund auf ändern, bloß weil ich mal mit jemandem im Bett war.“
Noch während er das sagte, kam er sich wie ein Verräter vor. Denn plötzlich wusste er, dass es mehr war.
„ Das also war es für dich? Du warst bloß mal mit Alicia im Bett? Nicht, weil du sie magst, sondern weil deine Hormone verrückt gespielt haben und du jemanden gebraucht hast, um dich abzureagieren?“
„ Mam , ich … Hör zu, ich glaube nicht … Sei mir nicht böse, aber mein Intimleben ist nichts, was ich unbedingt mit meiner Mutter diskutieren möchte. Zumindest nicht am frühen Morgen. Mit hunderten von Zeugen.“
„Eine Diskussion darüber sollte sich tatsächlich erübrigen, weil ich überzeugt davon bin , dich zu einem ehrlichen, aufrichtigen und verantwortungsbewussten Menschen erzogen zu haben. Ich bitte dich lediglich, nicht gedankenlos mit den Gefühlen anderer umzugehen.“
Er schüttelte
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