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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Augen nach oben und sie wurde ohnmächtig.
    „Alicia, mein Gott, wach auf! Komm schon, was soll das?“
    Er legte sie vorsichtig auf den Boden, schlug ihr leicht auf die Wange, streichelte sie und beugte sich über sie, um zu kontrollieren, ob sie überhaupt noch am Leben war.
    „Ich wollte dir keine Angst machen. Ich weiß nicht mal, was ich gesagt habe. Alicia, rede mit mir. Um Himmels Willen, mach die Augen auf!“
    „Was ist los? Oh … Manuel, du bist leichenblass. Geht es dir nicht gut?“
    „ Ob es mir … Das fragst du mich ? Grundgütiger, du hast mich zu Tode erschreckst und fragst, ob es mir nicht gut geht? Du bist ohnmächtig geworden. Aus heiterem Himmel und ohne jede Vorwarnung. Du bist einfach umgefallen. Du hast dir ein Glas Wasser geholt und wolltest … Ich hole dir was zu trinken.“
    Als er aus dem Badezimmer zurückkam, saß sie auf dem Bettrand und lächelte ihn zaghaft an. „Du hast … Jetzt erinnere ich mich wieder. Du hast davon erzählt, was ich im Traum gesprochen habe.“
    „ Kann ich aus deiner Reaktion folgern, dass du diesen Stojkow und auch einen Marquess kennst? Was sind das für Kerle?“
    „Stojkow.“
    Der Name brannte wie Gift in ihrer Kehle und sie presste beide Fäuste auf ihr Herz. Und zitterte. Zitterte genauso wie an jenem Tag vor langer, langer Zeit, als Besuch in ihrer schäbigen Hütte aufgetaucht war. Immer wieder waren fremde Männer gekommen und hatten sich mit ihrer Mutter unterhalten oder sich einen Tee vorsetzen lassen. Manchmal hatten sie ihnen sogar sämtliche Vorräte weggegessen.
    Doch dieses Mal war es anders. Ihre Mutter hatte sie hastig in die mit einem Stück Stoff abgetrennte Nische geschoben und ihr bedeutet, sich unter dem Bett zu verstecken und, was immer auch geschehen mochte, mucksmäuschenstill zu sein. Dort hatte sie dann gelegen, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, die Augen fest zusammengepresst, und sie reden gehört. Die Stimme des Mannes klang hart und machte ihr Angst, obwohl sie nicht viel von dem verstehen konnte, was er sagte.
    Woher war diese Erinnerung gekommen? Sie war zu dieser Zeit nicht einmal sechs Jahre alt gewesen. Wieso ausgerechnet jetzt, fragte sie sich, während sie darum kämpfte, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Woher wusste sie, dass dieser Fremde, der ihre Mutter anschrie und schließlich schlug, bis deren leises Schluchzen von einem widerlichen Keuchen überdeckt wurde, Stojkow hieß und zudem ein Marquess war? Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Mutter ihn bei seinem Namen genannt oder ihn zu einem späteren Zeitpunkt erwähnt hatte.
    Manuel zog Alicia auf seinen Schoß, legte die Arme schützend um sie und wiegte sie wie ein verschrecktes, kleines Kind, minutenlang, ohne ein Wort, damit sie in Ruhe zu sich finden konnte.
    „Keine Angst, mo leannán . Schsch, es wird alles gut. Vertrau mir. Komm, trink das.“ Er strich ihr besänftigend übers Haar und in seiner Stimme lagen Trost und Zuneigung für sie. „Willst du darüber reden? Erzähl mir, wieso dich die Erinnerung daran so verstört. Was haben sie getan? Selbst wenn ich nicht helfen kann, bin ich ziemlich gut im Zuhören.“
    „Es gibt nichts zu sagen.“
    Etwas flackerte in seinen Augen auf, ganz kurz nur, bis sich eine starre Maske über sein Gesicht legte, unter der er seine heftigen Gefühle verbarg. Alicia legte eine Hand auf seinen Oberschenkel und verfluchte sich, als sie erkannte, dass sie ihn mit ihrer schroffen Ablehnung verletzt hatte. Er wollte ihr helfen.
    Aber si e schuldete ihm keine Erklärung! Es gab keine Verpflichtung, ihn über ihre Vergangenheit aufzuklären. Selbst wenn sich zwischen ihnen eine Beziehung entwickeln sollte – Wie nannte sie eigentlich das, was sie momentan hatten? –, musste sie ihm nichts von ihrer Vergangenheit erzählen. Es hatte nichts mit Betrug zu tun, wenn man einen Teil von sich zurückhielt. Das war lediglich ihr in vielen Jahren entwickelter Selbsterhaltungstrieb, mit dem sie sich sogar heute noch zu schützen versuchte.
    „Geht es dir etwas besser?“
    „Danke.“
    Und sie meinte es genauso, wie sie es sagte. Sie hatte sich lange nicht derart geborgen und sicher wie in seinen Armen gefühlt und beinahe geriet sie in Versuchung, sich zu wünschen, es könnte für immer so sein.
    „Du kommst zurecht?“
    „Natürlich.“
    „Dann werde ich jetzt wohl gehen.“
    Er küsste sie zärtlich auf die Stirn, bevor er aus dem Bett kletterte. Sie protestierte leise, doch er drückte ein Kissen in die Kuhle,

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