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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wurde so leise, als würde er nur zu sich selber reden. „Ich hätte alles gegeben, um zu ändern, was passiert ist. Und doch konnte ich nichts anderes tun, als zuzusehen.“
    Er wartete, bis sich Manuel ihm gegenüber setzte, dann begann er zu erzählen:
     
    Es waren unverkennbar Vater und Tochter, die auf die Passagiermaschine aus Afrika warteten. Seit Stunden war der Flug überfällig. Wegen eines Zwischenfalls am Flughafen von Ouaounde, wie eine freundliche Hostess am Informationsschalter mit unverbindlichem Lächeln den Wartenden erklärte.
    Das Mädchen s pürte die Anspannung ihres Vaters, seine Angst, die sich mehr und mehr in Panik wandelte. Die Kleine wusste, es war besser, sich ihre Fragen für später aufzuheben. Also setzte sie sich wortlos auf eine Bank und spielte mit der Puppe, die ihre Mama aus einem alten Kleid für sie genäht und mit Stoffresten gefüllt hatte. Immer wieder wanderte ihr Blick zu dem hoch gewachsenen Mann mit dem rabenschwarzen Haar, so als müsste sie sich vergewissern, dass er sich nicht plötzlich in Luft aufgelöst hatte. Nicht ein Mal schaute er sich nach ihr um. Ob er sie vergessen hatte?
    N ervös wanderte er vor der Glasfront auf und ab und spähte in den Himmel. Das Mädchen konnte seine Ungeduld nicht verstehen. Das Flugzeug, in dem ihre Mama nach Hause unterwegs war, hatte sich verspätet. Sie würden eben warten, bis es irgendwann landete.
    Er dagegen fühlte, dass etwas passiert war, genauso wie er sechs lange Jahre gewusst hatte, dass er seine Frau finden würde. Am Informationsschalter hatte man ihm keine Antwort auf seine Frage nach dem Zwischenfall in Ouaounde gegeben. Sein Herz verkrampfte sich und ätzende Übelkeit verbrannte sein Inneres. Aber Beate lebte. Ganz sicher.
    „Werden wir auch ein Baby haben, wenn wir zusammen in einem Haus wohnen?“, hatte ihn Alicia Katrin ers t gestern gefragt.
    Und er war leichtsinnig genug gewesen, mit einem eifrigen Kopfnicken seine Überzeugung zu bekunden, wünschte doch auch er sich mindestens ein halbes Dutzend Kinder. Ein zauberhaftes Lächeln hatte in seinen nachtblauen Augen gespielt, als er sich die himmlische Heerschar kleiner Engel vorgestellt hatte, die schon bald sein Haus bevölkern würde, um darin herumzutollen und zu lachen und von ihrer Liebe zu zeugen.
    „Wir werden deine maman fragen, ob sie das möchte, denn nur gemeinsam können wir eine Entscheidung treffen. Wir drei, weil wir eine Familie sind und alle drei die Verantwortung für dieses Baby tragen.“
    „Die Männer haben sie aber nicht gefragt.“
    „Sie hatten deine maman auch nicht lieb wie wir beide.“
    „Ich weiß, die Männer waren sehr böse. Aber wir werden maman fragen. Und dann gebe ich ihr einen Kuss und du auch und dann sagt sie ja.“
    Er zuckte zusammen, als sich eine kleine Hand in seine schob.
    „Papa?“
    Er zwang sich zu einem halbwegs interessierten: „Ja, Cat?“
    „Werden unsere Babys sterben?“
    Durch seinen Körper ging ein gewaltsamer Ruck. Als er sich jetzt hastig umdrehte und das emsige Treiben auf dem Rollfeld beobachtete, war es nicht der Nebel, der seinen Blick verschleierte.
    Geduldig wartete Cat auf die Antwort ihres Vaters, während sie sich die kleine Nase an der Scheibe platt drückte. Die Geschäftigkeit in der Abfertigungshalle und auf dem Flughafengelände, das andauernde Starten und Landen der Passagiermaschinen versetzten sie stets aufs Neue in Staunen, wenn sie Alain dazu überreden konnte, mit ihr den Flughafen zu besichtigen.
    Endlich wurde a uf der Anzeigetafel die Ankunft der verspäteten Maschine aus Afrika avisiert. In der Miene des Mannes zeigte sich keine Erleichterung. Er fasste Cats Hand fester und mit angehaltenem Atem wartete er an der Fensterfront, bis der letzte Passagier das Flugzeug über die Gangway verlassen hatte und in einem der Busse verschwunden war.
    Die drei, nach denen sie Ausschau hielten, waren nicht dabei.
    Wie in Trance wandte er sich zum Gehen, um an der Glastür hinter der Gepäckausgabe auf die ankommenden Passagiere zu warten. Vielleicht hatte er Beate übersehen. Ganz sicher war sie in der Menge der Fluggäste untergegangen.
    Dabei wusste er längst, dass Beate nicht zurückgekommen war. Sein Herz schlug schneller, bis er glaubte, es würde zerspringen. Cats Finger entglitten seiner schlaffen Hand. Dann rannte er los, ohne sich noch einmal nach seiner Tochter umzusehen.
    „Papa“, ein lautloses Flehen kam über ihre blassen Lippen. „Lass mich nicht allein. Wir

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