Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
Wut unter Kontrolle zu halten.
„ Was … was willst du damit andeuten? Du glaubst … Mein Gott, Manuel, das ist nicht dein Ernst! Glaubst du tatsächlich, ich würde versuchen, dir das Kind eines anderen unterzuschieben? Dass ich mit mehreren Männern gleichzeitig …“
Sie schoss abrupt in die Höhe und schlug mit aller Kraft ihre flache Hand in sein Gesicht. „Wie konnte ich mich nur dermaßen in dir täuschen? Wie konnte ich annehmen, du würdest irgendetwas für mich empfinden? Raus! Verschwinde!“
Langsam setzte er sich auf und schwang seine Beine aus dem Bett, eine Hand auf seine glühende Wange gelegt. Voll Zorn und Ekel betrachtete er die wulstigen Narben, die sich von der Leiste bis hinab zu seinem zerschmetterten Knie zogen. Die Ärzte hatten ihm prophezeit, in naher Zukunft wenigstens eine weitere Operation über sich ergehen lassen zu müssen. Eine, vielleicht mehrere. Eines Tages würde sein Bein kaum noch ein unversehrtes Stück Haut aufweisen.
Das allerdings war ihm zunächst vollkommen harmlos erschienen im Vergleich zu der niederschmetternden Diagnose, dass bei dem Unfall sein Samenleiter verletzt worden war.
Er riss seinen Blick los und erhob sich ruckartig. Mit bedächtigen Handgriffen streifte er sich seine Kleidung über.
„Nun, es gibt da etwas, das du von mir nicht weißt. Du weißt so vieles nicht. Und wären die Umstände andere, würde ich dieses Geständnis nicht einmal unter der Folter machen. So jedoch bin ich wohl gezwungen, dir davon zu erzählen. Meine Güte, ausgerechnet davon ! Nicht, dass du denkst, ich würde dich grundlos der Dinge verdächtigen, die du eben selbst ausgesprochen hast. Solch ein Monster bin ich trotz aller noch immer kursierenden Gerüchte nicht.“
„Wenn du es bisher nicht für notwendig erachtet hast, mit mir darüber zu reden, kann es nicht so wichtig sein, dass ich es gerade jetzt hören müsste“, schnappte sie mit einem Anflug von Trotz in der Stimme. „Behalte deine Geheimnisse für dich und mach mir weiterhin Vorwürfe, wenn ich es genauso halte.“
„I m Gegensatz zu dir hatte ich einen guten Grund, nicht darüber zu reden. Ich habe es niemandem erzählt, weil ich Fragen vermeiden wollte. Fragen und noch mehr mitleidige Blicke. Ich hätte es nicht ertragen. Tröstende Worte, mit denen sie lediglich in einer offenen Wunde gerührt, aber nichts an den Tatsachen geändert hätten.“
„ Ich würde etwas dazu sagen, wenn ich auch nur die geringste Ahnung hätte, wovon du überhaupt redest.“
„Seit dem Unfall auf der ‚Charley‘ bin ich zeugungsunfähig“, sagte er gelassen und zuckte gleichmütig mit der Schulter, doch sein gequälter Blick traf sie mitten ins Herz. „Du wirst mir Recht geben, dass es keinem Mann leichtfallen dürfte, einen solch unmännlichen Makel an die Öffentlichkeit zu tragen. Du kannst dir das Gerede bestimmt vorstellen.“
„ W-was?“, stammelte sie und blinzelte. Ungläubiges Entsetzen und völlige Verständnislosigkeit spiegelten sich auf ihrem Gesicht wider. „Aber das … das ist nicht möglich! Das kann nicht sein!“
Allmählich wurde ihr bewusst, dass er sie mit seiner Frage nicht hatte verletzen wollen. Vielmehr musste er im ersten Moment durch seine Entdeckung in seinen Grundfesten erschüttert gewesen sein und sie ahnte, wie tief diese Beichte seinen Stolz verletzte. Vermutlich hatte er im Traum nicht daran gedacht, er könnte eines Tages in diese Situation geraten.
„ Manuel, ich weiß nicht, wie … Ich habe keine Ahnung von Medizin, allerdings kann ich dir versichern, dass ich mit keinem anderen Mann zusammen war, seit ich nach Killenymore gekommen bin. Es kann nur dein Kind sein. Das ist das Einzige, was ich ganz sicher weiß.“
Sein Kind oder nicht – da es sich in der Zwischenzeit bis in den hintersten Winkel von Sean Garraí herumgesprochen haben musste, dass sie miteinander schliefen, konnte er schlecht behaupten, es sei nicht von ihm. Denn dann müsste er seiner Familie von den Untersuchungsergebnissen erzählen.
Aber er war noch nicht bereit, für alle Zeit verheiratet zu sein! Nicht, solange er nicht wusste, wie es mit ihm gesundheitlich und in Abhängigkeit davon mit seiner beruflichen Karriere weiterging. Andererseits, räumte er ziemlich kleinlaut ein, war er auch nicht unbedingt erpicht auf ein Leben ohne Alicia. Gütiger Himmel, was hatte er sich nur dabei gedacht? Seine Mutter hatte ihn gewarnt, Damien hatte ihn gewarnt, doch arrogant und eigensinnig, wie er war, hatte
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