Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
vehement den Kopf und schlug seine Hand zur Seite. Was zur Hölle wollte sie von ihm? Er hatte mit einem Aufschrei der Begeisterung gerechnet, mit ihrer Dankbarkeit, aber nicht mit einer solch offenen Ablehnung.
Alicia versuchte sich derweil einzureden, dass sie für seine Aufrichtigkeit dankbar sein sollte. Wenigstens hatte er sie von allen romantischen Phantasien befreit, ehe sie sich zum Narren machen konnte, weil sie gehofft hatte, er würde sie lieben.
„Schön, dass immerhin du einen Vorteil aus einer Vernunftehe ziehen würdest“, sagte sie.
„Wenn du von uns erer Verbindung mehr erwartest, dann bedauere ich das. Ich kann dir nichts von Liebe erzählen, wie du es dir möglicherweise wünschst. Es wäre eine Lüge.“
Sie sprang aus dem Bett und griff nach ihrem Morgenmantel. Er machte sich nicht einmal die Mühe, über Zuneigung zu reden. Beinahe hätte sie ihn für seine Ehrlichkeit bewundert, so grausam sie in diesem Moment auch sein mochte. Dabei hatte sie doch damit gerechnet, versuchte sie sich einzureden, dieser gequält vorgebrachte Antrag indes war schlimmer, als sie sich vorgestellt hatte.
„Ich höre immer nur: ‚ich, ich, ich’ aus deinem Mund. Interessiert dich meine Meinung überhaupt nicht?“
„Natürlich interessiert sie mich. Ich wüsste jedoch nicht, was du gegen eine Heirat einwenden könntest. Es ist ohne Frage das Beste für dich und das Baby. Wir passen recht gut zusammen und wir mögen uns. Zumindest die meiste Zeit. Deswegen habe ich keine Zweifel, dass wir uns irgendwann aneinander gewöhnen werden. Da ich nun hierbleiben und mitarbeiten werde, wird Sean Garraí bald genug Gewinn abwerfen, um noch zwei weitere Bewohner zu ernähren.“
Hieß es nicht immer, die Iren seien Poeten? Von ihren Zungen würden die Worte wie Honig fließen? Süß und betörend? Sämtliche Frauen würden sie mit ihren Reden mühelos um den Finger wickeln können? Aber das galt natürlich nicht für Manuel Adrian Patrick Clausing, den Count of Oldfield . Seine Lordschaft war ganz anders als die anderen. Für ihn galten eigene Maßstäbe. Und was kümmerten ihn andere Menschen und deren Gefühle? Es war unerträglich, wie wütend er sie machte. Dieser Trottel stapfte wie ein Elefant durch ihr Herz und erwartete, dass danach noch etwas davon übrig blieb!
„ An bhfuil tú ag éisteacht? “, stieß sie barsch hervor. „Hast du auch bloß ein einziges Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe? Ich würde im Traum nicht daran denken, mich einem Mann als Ehefrau aufzudrängen, der mich in Wirklichkeit gar nicht will. Denn weißt du, ich bin ganz gut zurechtgekommen, bevor du hier aufgetaucht bist, und ich habe nicht vor …“
„Da warst du auch noch nicht schwanger“, polterte er ungehalten. „Wie willst du mit einem Kind zurechtkommen?“
„ Sei versichert, ich kann sehr gut allein auf mich aufpassen. Und auch auf ein Baby.“
Sie durchquerte den Raum und streckte die Hand nach der Türklinke aus. Manuel indes war so schnell bei ihr, dass sie nicht angemessen reagieren konnte, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie an die Wand gedrückt. Mit einer Hand hielt er ihre Handgelenke über ihrem Kopf zusammen, die andere ließ er von ihrer Wange hinab zu ihrer Brust gleiten. Seine Augen waren fast schwarz vor Verlangen.
„ Und was ist mit diesem Verrückten, der auf dich losgegangen ist? War das nicht das beste Beispiel dafür, wie gut du auf dich aufpassen kannst? Bravo! Siehst du nicht selber, dass du jemanden brauchst, der sich um dich kümmert?“
„Ich brauche niemanden!“
„ All that blarney !“
Si e blickte ihm fest in die Augen und hob mit einem Ruck ihr Knie. Er zuckte zusammen und wappnete sich mit aufeinander gepressten Lippen gegen das Unheil, welches ihm jetzt blühte. Doch Alicia hielt inne, bevor sie Schaden anrichten konnte.
Sie beobachtete, wie er schluckte und langsam die angehaltene Luft ausstieß. Er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle, denn ihm war bewusst, dass sie ihr Knie nur kurz hochziehen musste, damit er zu Boden ging und unwiderruflichen Schaden nahm. Und sie würde es bei der nächsten unbedachten Äußerung ohne jeden Zweifel tun.
„D-deine … Selbstbeherrschung ist lobenswert. Wirklich. Trotzdem … würde es dir viel ausmachen, dein … dein Knie wieder herunterzunehmen?“
„Reicht eine Demonstration aus oder willst du weitere Kostproben?“
„ Oh, ich … glaube nicht, dass das erforderlich sein wird. Es war … völlig
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