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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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zumindest sagen. Máirtín war bereits tot, als er die Klippen nach unten gestoßen wurde. Pech für seinen Mörder, dass der Junge auf einem Felsvorsprung liegen blieb und nicht im Wasser landete wie zehn Jahre später der Unfallwagen. Denn dann wäre in der Tat nichts von ihm übrig geblieben.“
    „ Es ist kein Zufall, dass Máirtín an der gleichen Stelle wie das Auto beseitigt wurde. Máirtíns Mörder hat ebenfalls Betty Jane und die Zwillinge auf dem Gewissen.“
    „ Langsam, Alicia, langsam!“ Ronan hob beschwichtigend die Hände. „Soweit sind wir noch nicht.“
    D och die Frauen achteten nicht auf ihn, sondern sagten wie aus einem Mund: „Gearóid. Wer denn sonst?“
    Ronan wand sich unbehaglich. „ Nun, es besteht durchaus ein gewisser Tatverdacht gegen ihn. Allerdings … die Fußabdrücke auf dem Hügel sind zwei Nummern kleiner als Gearóids Schuhe, wobei das nichts heißen muss, da Sohlen größer oder kleiner als das Oberleder sein können. Die Haare auf dem Hügel stammen ebenfalls nicht von ihm und für den Tag von Betty Janes Unfall hat er damals ein einwandfreies Alibi geliefert.“
    „Was ist mit dem Ring?“
    „Könnte jeder andere gefunden, an sich genommen und wieder weggeworfen haben.“
    „Ausgerechnet bei uns auf dem Hügel?“
    „Den hätte Máirtín niemandem freiwillig überlassen!“
    „Mehr kann ich euch momentan nicht sagen. Ernsthaft. Wir bleiben an der Sache dran, bis wir wissen, wer Betty Jane, die Zwillinge und Máirtín auf dem Gewissen und deinen Unfall, Alicia, zu verantworten hat. Das könnt ihr ebenfalls Ean ausrichten“, murrte Ronan und verzog gequält das Gesicht. „Und auch, dass ich wesentlich schneller vorankäme, wenn er mich nicht ständig mit seinem Obst und anderem Grünzeug bombardieren und mit seinen Fragen von der Arbeit abhalten würde.“
    „Ich sag’s ihm. Aber du kennst ihn ja.“
    „Und, meine beiden Hübschen, was gibt es sonst Neues? Wie geht es Rays Vater nach der Herzattacke? Hab ihn lange nicht gesehen. Ray ist ziemlich beschäftigt mit der Sommergrippe, die momentan grassiert.“
     
    Da Alicia sehr zu ihrer Schande gestehen musste, nichts Neues von Familie Gaughan gehört zu haben, machte sie sich am nächsten Tag auf den Weg nach Mahoonagh zum Krankenbesuch, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Allerdings war sie nicht bei der Sache und verabschiedete sich schon bald von Rays Eltern, ohne den Doktor selber zu Gesicht bekommen zu haben.
    Unzufrieden mit sich und der Welt stapfte sie die Landstraße entlang. Immer wieder machten sich ihre Gedanken selbständig und kreisten um die ersten sechs Lebensjahre, die sie in Gabun verbracht hatte. Sie war fest davon überzeugt gewesen, ja, sie hatte tatsächlich gehofft, damals noch zu jung gewesen zu sein, um sich an irgendetwas zu erinnern, und wurde nun eines Besseren belehrt. Inzwischen war ihr klar, dass die Vergangenheit jeden einholte und sie schon allein aus einem ganz eigensüchtigen Grund etwas unternehmen musste: Sie wollte sich endlich wieder am Abend ins Bett legen und einschlafen, ohne Angst zu haben, von Albträumen geweckt zu werden. Außerdem war sie es ihren Eltern und deren Freunden schuldig, die bei dem Versuch gestorben waren, sie zu retten.
    Sie hatte keinen Blick übrig für die warmen Sonnenstrahlen, die über die grünen Felder huschten und die Blumen dazu brachten, ihre Farbenpracht zu entfalten. Stattdessen marterte sie zum hundertsten Mal ihr Hirn mit der Frage, wieso sich Danilo bislang nicht gemeldet hatte. Hatte es sich möglicherweise als unlösbare Aufgabe für dessen Freund erwiesen, ein paar Adressen zu beschaffen? Warum bloß hatte sie sich diese Angelegenheit aus der Hand nehmen lassen?
    Sie war schon nahe dran gewesen, sich ein Ticket zu kaufen und nach Tirol zu fliegen, um Danilo zum Reden zu bringen. Als sie schließlich bei Iwanows anrief, meldete sich lediglich der Anrufbeantworter. Von einem der Söhne erfuhr sie, Karo sei zu ihrer Tochter Sophia gefahren und würde auch so schnell nicht wieder zurück erwartet. Und Danilo? Der hatte von einem Fortbildungsseminar erzählt, bei der er als Gastredner auftreten würde. Wenn sie Genaueres wissen wollte oder es dringend sei, könnte sie ihn auf dem Handy erreichen. Ob sie seine Telefonnummer hätte?
    Mit hochroten Ohren hatte sie sich bedankt und aufgelegt. Sie führte sich auf wie ein verwöhntes Kind, das einmal nicht gleich seinen Willen bekam! Dabei hatte Danilo ein mindestens ebenso berechtigtes

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