Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
Interesse daran, eine Antwort auf die offenen Fragen im Zusammenhang mit Frithjof Peters zu erhalten. Er hatte ihr versprochen, sich darum zu kümmern, und das würde er tun. Punkt.
I hre Unzufriedenheit indes wuchs und Manuels anhaltende Reserviertheit trug ein Übriges zu ihrem Stimmungstief bei. Sie begegnete ihm zu den Mahlzeiten und beinahe jede Nacht liebten sie sich, ansonsten ging er ihr hartnäckig aus dem Weg. Sie konnte sich nicht erklären, weshalb er ihre Nähe mied und jeder Gelegenheit für ein Gespräch aus dem Weg ging. Vertraute er ihr trotz gegenteiliger Behauptungen noch immer nicht? Es schien, als suche er nach weiteren Anzeichen von Halbwahrheiten oder Geheimnissen in ihrem Leben.
Ihr war, als würde sie ständig unter Hochspannung stehen, ihre Stimmung schwankte konstant zwischen Hoffnung, wenn Manuel besonders freundlich zu ihr war, und Verzweiflung, wenn er sich kühl und distanziert verhielt. Sie wollte ihm zeigen, dass sie ihm vertraute, aber auch, dass sie sehr gut ohne seine Aufmerksamkeiten leben konnte. Es war schwer, diesen Mittelweg einzuhalten, und am Ende eines Tages war sie für gewöhnlich völlig erschöpft. Kam er nachts einmal nicht zu ihr, lag sie stundenlang wach und dachte über alles nach, was er zu ihr gesagt hatte, bis sie schließlich jedes einzelne Wort von ihm hinterfragte und in seine Bestandteile zerlegte. Am nächsten Morgen fühlte sie sich müde und überreizt, woran sie ihm die Schuld gab.
So ging d er Juli seinem Ende entgegen, von dem selbst die Einheimischen behaupteten, er sei außergewöhnlich trocken und warm gewesen. Der Garten von Sean Garraí stand in voller Blüte, die Blumenrabatten verströmten einen betörenden Duft und die ersten Stuten hatten prächtigen Nachwuchs zur Welt gebracht.
Und Alicia begann, ihre Rückkehr nach Frankreich vorzubereiten.
36. Kapitel
In seinem trägen Lächeln lagen vollkommene Befriedigung und Entspannung.
„Das war gar nicht so schlecht, was?“
Seine Selbstgefälligkeit ärgerte sie, allerdings war sie nicht in der Stimmung, sich mit ihm zu streiten. Er löste sich von ihr und rollte auf die Seite. Seine Hand streichelte über ihren Bauch, bis sie sich um ihre Brust wölbte, wo seine Finger sanft die Brustwarze umfasste. Alicia merkte nicht, dass er einen Moment innehielt und verwundert ihren Leib betrachtete.
Er jedoch wurde sich eines kalten Stachels in seinem Herzen bewusst, ein Stachel des Zweifels, der sich wie ein winziger Holzsplitter in sein Fleisch bohrte und ihn piesackte. Plötzlich entsann er sich, wie sie sich am Nachmittag beim Unkrautjäten unbehaglich gestreckt hatte, eine Hand ins Kreuz gedrückt. Mehrmals war ihm ihre Blässe aufgefallen, ihre Appetitlosigkeit, welche auf Heißhunger auf die unmöglichsten Speisen folgte. Morgens dauerte es neuerdings länger, ehe sie am Frühstückstisch erschien. Und hatte sie nicht schon einige Male abgelehnt, mit ihm auszureiten?
Sein Blick flog erneut über ihren wundervollen, nackten Körper. Ihre Brüste , die sie für viel zu klein hielt, wirkten voller und die Brustwarzen dunkler. Seine Hand legte sich fester auf ihren Bauch, als könnte er bereits spüren, was sich darunter verborgen hielt. Kälte kroch in sein Herz. Sie bekam ein Kind und hatte es ihm verschwiegen. Auch das!
Er rutschte ein Stück zur Seite und musterte ihr schmales Gesicht, das von ihrem Liebesspiel erhitzt war. Sie hatte die Augen geschlossen und räkelte sich wohlig.
„Seit wann weißt du es?“
Er spürte, wie sie erstarrte.
Langsam öffnete sie die Augen und erwiderte seinen eisigen Blick. Wie sollte sie ihm erklären, warum sie ihm bisher nichts davon erzählt hatte? Mit Vorwürfen hatte sie gerechnet, selbst auf misstrauische Fragen war sie gefasst gewesen. Seine völlige Reglosigkeit war dagegen beängstigender als alles, was sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass er ärgerlich auf sie war, obwohl sie natürlich nicht sicher sein konnte, denn er hatte wieder diesen stoischen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der sie zur Verzweiflung bringen konnte.
„Ich warte“, erinnerte er sie tonlos.
„Nun … also … ja, ich bin schwanger.“
„Hast du es bereits gewusst, bevor ich das erste Mal mit dir geschlafen habe?“
In der ersten Sekunde erschien ihr diese Frage derart widersinnig, dass sie laut auflachte. „Wie soll das denn gehen?“
Doch mit einem Schlag wurde sie totenbleich und sie musste einige Male tief durchatmen, um die aufsteigende
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