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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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klopfte seine Hosentasche nach dem Autoschlüssel ab.
    Es gelang ihm nicht, die Tür zu öffnen. Mit einem gefährlichen Knurren krallte er seine langen Finger in ihren Arm und zerrte sie auf die Fahrerseite.
    „Keine Mätzchen, hast du mich verstanden? Schön ruhig bleiben, dann passiert dir nichts.“
    Als er die Tür aufriss und sich nach etwas bückte, das auf dem Sitz lag, schob sich Alicia ein Stück zurück, während sie betete, es möge keine Schusswaffe sein, mit der er sie wesentlich effektiver bedrohen konnte.
    Die Wucht seines Schlages warf ihren Kopf zur Seite und für einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen.
    „Herrgott nochmal, ich hab gesagt, du sollst dich nicht von der Stelle rühren!“, kreischte er mit zornrotem Gesicht. „Los, die Hände nach vorn!“ Ein Seil baumelte zwischen seinen Fingern.
    Doch e r kam nicht dazu, sie zu fesseln. Alicia machte eine blitzschnelle halbe Drehung und rammte ihm mit aller Kraft den Ellenbogen in den Magen, sodass er lautlos und wie ein Taschenmesser zusammenklappte. Noch während er fiel, riss sie ihm das Seil aus der Hand und stieß ihm ein Knie gegen die Wirbelsäule. Sie wusste, damit waren seine Gliedmaßen für einen Moment gelähmt, und dass sie diese Sekunden ausnutzen musste, um ihm die Arme auf den Rücken zu ziehen. Es war ihre einzige und letzte Chance, jetzt, nachdem sie ihn aufs Äußerste gereizt und herausgefordert hatte. Er war gefährlicher, als sie alle vermutet hatten, skrupellos und brutal, ein Raubtier, das sich in die Enge gedrängt fühlte und bloß noch ein Ziel vor sich sah – seine Freiheit, für die er auch um den Preis eines weiteren Lebens zahlen würde.
    Ihr Atem flog und sie merkte, wie ihre Finger unkontrolliert zitterten, während sie versuchte, eine Schlinge zu knüpfen. Es wollte ihr nicht gelingen und sie spürte, wie Panik sie überfiel. Gearóid begann sich zu rühren und stöhnte leise. Hastig schlang sie ihm das Seil um ein Handgelenk und zog die Schlaufe zu, doch mit der Geschmeidigkeit einer Schlange rollte er sich auf den Rücken und riss das Seil mit sich, das Alicia nach wie vor in der Hand hielt. Sie verlor das Gleichgewicht, stürzte über ihn und fühlte im gleichen Moment kräftige Hände, die sich um ihren Hals legten und zudrückten. Und noch fester drückten, bis sie Sterne vor sich sah und ihr schließlich die Sinne zu schwinden drohten. Mit einer letzten verzweifelten Bewegung zog sie das Knie an und traf Gearóid so hart an empfindlicher Stelle, dass er aufheulte und seinen Griff etwas lockerte. Endlich fand Alicias Hand einen Stein, den sie ihrem Gegner an die Schläfe schlug, sodass er das Bewusstsein verlor.
    Ihr war klar, sich damit höchstens einen kurzen Augenblick Zeit verschafft zu haben, trotzdem gelang es ihr nicht, sich aufzurichten. Erneut verschwamm alles um sie herum und ihre Kehle war wie zugeschnürt, sodass sie nicht genug Luft bekam. Nur ein heiseres Krächzen kam über ihre Lippen, als sie mit einem Ruck weggezogen und ins Gras gelegt wurde. Dann verfolgte sie aus den Augenwinkeln, wie eine Faust mit ekelerregendem Knirschen auf Gearóids Kiefer krachte. Und noch einmal. Wieder und wieder.
    „Nicht. Bitte.“
    Er hörte sie nicht. Wollte sie nicht hören. Also rollte sie sich schwerfällig auf die Seite und hob sich auf alle Viere, bis sie die Kraft fand aufzustehen. Manuel zerrte den Tänzer mit einer Hand halb in die Höhe, seine Augen veränderten sich und Alicia begriff, dass er seinen Zorn und seine Gewalttätigkeit nicht mehr unter Kontrolle hatte, als seine Faust den Besinnungslosen an der Schläfe traf.
    „Manuel!“
    Alicias Aufschrei ließ ihn innehalten. Er schaute auf, einen Herzschlag lang, noch einen. Sie taumelte auf Manuel zu und ergriff seinen Arm. Die Härte seiner Muskeln erschreckte sie. Es war, als hätte sie einen stählernen Pfosten umfasst. Mit beiden Händen hielt sie ihn fest und obwohl es ein Leichtes für ihn gewesen wäre, sich von ihr zu befreien, ließ er den Arm sinken.
    „Es ist alles in Ordnung. Manuel, hör auf. Du bringst ihn um.“
    Er musterte sie eindringlich und hörte in ihren Worten die Wahrheit und die Verzweiflung. Ein Gefühl der Wildheit erfasste ihn, schnitt durch seinen Körper und ließ ihn bluten.
    „Nichts ist in Ordnung! Überhaupt nichts!“
    Der Gedanke, dass ihr etwas hätte zustoßen oder das Baby hätte verletzt werden können, erfüllte ihn mit eiskaltem Entsetzen. Ungehalten schob er Alicia zur Seite und ließ ein letztes

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