Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
seine Mutter unsanft zur Seite drängte und sich zu Ena hinab beugte. „Und warum hast du vorhin nichts davon gesagt? Herrgott nochmal! Mit wem ist sie weg?“
    Ena zuckte schnippisch mit den Schultern und schien zu überlegen, ob ihren Bruder das irgendetwas anging.
    „ Mit … wem?! Ich muss es wissen! Sag es mir!“
    „Er war riesig “, meldete sich Shawn zu Wort.
    „Und alt.“
    „Ur-alt!“, präzisierte der Junge.
    „Er sah aus wie einer aus dem Fernsehen.“
    „Wie ein Schauspieler? Welcher Schauspieler?“
    „Weiß nicht. Hab ich vergessen.“
    „Spiel keine verdammten Spielchen mit mir, a gharlach !“, schnaubte Manuel, obwohl ihm längst klar war, von wem die Kinder sprachen.
    „Ich hab sie aber gesehen.“
    „Und ich auch“, krähte Shawn.
    „Wohin sind sie?“
    Ena deutete die Straße hinunter. „Da lang.“
     

40. Kapitel
     
    Blind vor Wut bemerkte Alicia den hoch gewachsenen, schlanken Mann, der gemächlich näher kam und langsam in die Hände klatschte, erst in der Sekunde, als er schon dicht vor ihr stand. Erschrocken wich sie zurück und musterte ihn. Da wusste sie, dass sie ihn kannte.
    Der Tänzer!
    Sie wirbelte herum, doch Callaghan hatte bereits seinen langen Arm ausgestreckt und die Hand gegen die Tür zu Nolan’s Pub gestemmt. Mit der anderen packte er Alicia so fest am Oberarm, dass sie vor Schmerz den Mund verzog.
    „ Welche Überraschung, dich hier zu sehen. Und was für eine Freude. Wenn ich mich recht besinne, haben wir beide noch eine Rechnung offen, ist es nicht so, meine Süße?“
    Als sie seine Stimme vernahm, geriet ihre Welt aus den Angeln. Der Unbekannte, der sie auf dem Hügel überfallen hatte, war kein Unbekannter mehr. Sie blickte ihn an und fragte sich verwundert, w ie eine dermaßen kalte Stimme zu einem so angenehmen Aussehen gehören konnte. Alicia konnte sich lebhaft vorstellen, welch nachhaltigen Eindruck er in den weiblichen Besuchern seiner Theateraufführungen hinterlassen haben musste. Doch dann erkannte sie die Gefühllosigkeit in seinen rauchig grauen Augen und sie erschauerte.
    „Dieser Meinung bin ich ganz und gar nicht , Mister Callaghan. Gehen Sie bitte zur Seite.“
    „Oder?“
    „Oder ich schreie so laut, dass mir nicht nur die Gäste aus dem Pub, sondern die ganze Straße zu Hilfe kommt.“
    Mit einem selbstgefälligen Grinsen hob er blitzschnell das rechte Knie an und zog ein Stilett aus dem Stiefelschaft.
    „Das könntest du tun, davon bin ich überzeugt.“ Er beugte sich mit einem teuflischen Funkeln in den Augen vor und flüsterte verschwörerisch: „Allerdings würde ich schneller sein. Und diese Klinge, an der richtigen Stelle angesetzt, sollte ausreichen, um dich von etwas Unüberlegtem abzuhalten. Du weißt, ich habe nichts mehr zu verlieren. Auf einen mehr oder weniger kommt es also gar nicht an. Hast die gardaí auf mich gebracht, nachdem sie jahrelang auf mein Versteckspiel reingefallen sind“, äußerte er im Plauderton. „Das war nicht nett von dir, gar nicht nett. Und ich frage mich, ob du mir einen Grund nennen könntest, aus dem ich irgendwelche Skrupel haben sollte, einen weiteren Bastard aus der Welt zu schaffen.“
    Sie spürte die Spitze des Dolches durch ihre Kleidung hindurch. Er hatte sie auf ihren Bauch gerichtet, genau dahin, wo in diesem Moment ihr unschuldiges Baby friedlich und scheinbar sicher heranwuchs, und Alicia wurde totenbleich.
    „Gut . Ich sehe, du hast mich verstanden. Sehr gut. Wusste ich doch, dass du ein kluges Mädchen bist und wir miteinander auskommen werden. Tja, das ist der Nachteil, wenn man in einem solchen Kuhnest lebt. Geheimnisse haben keine Chance zu überleben. Und jetzt setz dich in Bewegung, schön langsam. Und lächeln, immer lächeln, als wären wir die besten Freunde und würden nichts als einen kleinen Spaziergang unternehmen.“
    „ Gearóid, was wollen Sie von mir?“
    „ Von dir will ich gar nichts, sondern für dich und zwar ausschließlich das Allerbeste, glaube mir. Ich werde dich hüten wie meinen Augapfel. Schließlich bist du meine Lebensversicherung. Und um ehrlich zu sein, verabscheue ich Gewalt. Ich bin Ästhet. Ein Künstler. Sicher hast du von mir gehört.“
    Alicia versuchte , einen kühlen Kopf zu bewahren und sich zu erinnern, was sie über die Arbeit von Verhandlungsführern bei Geiselnahmen gelesen hatte.
    „ Selbstverständlich. In Killenymore hat es nie einen bedeutenderen Künstler gegeben, erzählt man sich“, erwiderte sie ruhig, darum bemüht

Weitere Kostenlose Bücher