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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sie besser kennenzulernen und von ihr mehr zu erfahren, als sie ihm freiwillig von sich erzählen wollte? Hatte es ihn denn wirklich nicht interessiert?
    Sie war ein Doktor der Mathematik und wie er auf dem Umweg über Danilo erfahren hatte, strebte sie einen weiteren Doktortitel in Informatik an. Sie war ein Genie, er dagegen hatte sie behandelt wie ein unmündiges, dummes Kind. In seiner grenzenlosen Überheblichkeit hatte er ihr sogar vorschreiben wollen, was sie tun und lassen sollte. Dass sie den Rest ihres Lebens an seiner Seite zu verbringen hatte, weil sie die Mutter des Erben von Sean Garraí war! Dabei war sie sehr wohl in der Lage, ihre Entscheidungen selbst zu treffen und sich und ein Kind angemessen zu versorgen. Wenn er sich das Haus genau betrachtete, diesen Palast, musste er sich sogar eingestehen, dass es seinem Kind hier an nichts fehlen würde.
    An nichts – außer einem Vater.
    Doch wäre es ein Verlust, wenn es diesen Tu nichtgut von Vater nicht kennenlernen würde, dessen Gesicht sich im Glas der Bilderrahmen spiegelte? Hatte Alicia diese Frage für sich längst abschlägig beantwortet und ihm deswegen die kalte Schulter gezeigt?
    Langsam durchquerte er die Bibliothek und stieß eine angelehnte Tür auf. Er trat einen Schritt näher und nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er nur dastehen und in atemlosem Staunen verharren.
    Der fensterlose Raum war mindestens ebenso groß wie die Bibliothek. Die nüchterne Einrichtung indes stand im krassen Gegensatz zu den warmen Farben und dem Holz, welche der Bibliothek eine heimelige Atmosphäre verliehen, sodass er sich fragte, ob beide Räume zum gleichen Haus gehörten. Ein riesenhafter, zu einem Halbrund geschwungener Tisch beherrschte den Raum, auf dem Computer, Drucker, Telefone und Faxgeräte standen. Überdimensionale, flache Monitore waren an einer Wandseite befestigt. Eine Weltkarte nahm die gesamte Fläche an der gegenüberliegenden Wand ein.
    Großer Gott, was war denn das? Selbst wenn dies der Arbeitsplatz eines Doktors der Mathematik war, wozu benötigte jemand zwei Telefone und mindestens … er drehte sich einmal im Kreis, um nachzuzählen. Vier Computer und zwei Laptops! Und auf dem Fußboden in einer Ecke lagen achtlos aufeinander getürmt weitere Tastaturen, die sie vermutlich ausgemustert hatte.
    Er machte einen Schritt auf ein Kontrollpult mit Schaltern und Knöpfen zu, vorsichtig, als könnte er allein durch seine Anwesenheit einen Alarm auslösen.
    „ Ich muss sagen, Sie sehen ganz so aus, wie man sich einen werdenden Vater vorstellt.“
    Mit einem leisen S chreckensschrei fuhr er zusammen und wirbelte herum. Er starrte in das Gesicht einer älteren Frau, die lautlos die Bibliothek betreten hatte und nun lächelnd hinter ihm stand.
    „W -woher wissen Sie, dass … ich …“
    „Wer sonst würde es wagen , sich in einem fremden Haus aufzuführen wie ein Berserker?“
    „Oh … ich … Verzeihen Sie.“
    Das hatte sie bereits in dem Moment getan, als sie seine Ohrenspitzen bemerkt hatte, die tiefrot angelaufen waren.
    „Was ist das hier?“
    Die Frau blickte sich flüchtig um und hob die Augenbrauen. „Alicias Arbeitszimmer“, erwiderte sie in einem Tonfall, der ihre Zweifel an seinem Sehvermögen ausdrückte.
    „Das dachte ich mir. Ich meine … was … was tut sie hier? Entschuldigung.“
    Er schüttelte verwirrt den Kopf und besann sich auf den eigentlichen Grund seines Besuchs. „Ich bin nicht gekommen, um neugierige Fragen zu stellen, sondern um Alicia zu besuchen. Wo ist sie? Ich muss sie unbedingt sprechen.“
    Mit einem Schritt war er bei der Frau und die Verzweiflung in seinem Blick tat ihr beinahe körperlich weh. Auch Alain Germeaux hatte vor vielen Jahren so vor ihr gestanden, ohne Hoffnung, erfüllt von schmerzlicher Leere und Trauer um eine verlorene Liebe. An jenem Tag hatte er ihr mitgeteilt, dass er die Villa Chez le Matelot verkaufen würde und gezwungen war, sie auf die Straße zu setzen. Letzteres hatte er selbstverständlich nicht wörtlich gemeint. Seine großzügige Abfindung hätte ausgereicht, ihr ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen, ohne dass sie je wieder einen Finger dafür hätte krumm machen müssen.
    Gleichwohl hatte sie ohne Zögern „Ja“ gesagt, als er Jahre später vor ihrer Tür stand – in der Zwischenzeit nannte er sich aus Sicherheitsgründen de la Sicotière – ein kleines, schüchternes Mädchen an der Hand, und sie bat, aufs Neue seinen Haushalt zu

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