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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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mein Vater und der war Koch! Ein einfacher Schiff skoch, der nie im Leben einen dermaßen albernen Ohrring getragen hätte wie dieser Angeber! Und der genauso wenig einen Adelstitel geführt und ein Dutzend Autos, Lastwagen und Motorräder sein eigen genannt hatte oder gar ein Schloss mit unzähligen Bediensteten und Land und einer edlen Pferdezucht wie dieser aufgeblasene Gockel!
    Doch wenn ihm jetzt der Kragen platzen sollte, würde er seinen Unmut an jemandem auslassen, der es vermutlich nicht besser wissen konnte. Warum hatten sie Shawn nicht erzählt, dass sein Großvater ein ganz normaler Mensch gewesen war? Hatten sie sich für Adrian geschämt, weil der es lediglich bis zum Schiffskoch gebracht hatte?
    „Hast du auch so eine Uniform wie daideo mit goldenen Knöpfen, auf denen ein Anker ist?“
    „Sei still, Shawn!“, knurrte Damien gereizt.
    „Warum hast du deine Uniform nicht an?“, fuhr der Kleine fort, als er der Meinung war, lange genug still gewesen zu sein. Ungefähr fünfzehn Sekunden später. „Ist sie noch in deinem Koffer? Können wir ihn nach dem Essen holen und nachgucken? Wo ist dein Schiff jetzt? Und warum bist du nicht dort?“
    In seiner Verwirrung verlor Manuel für einen Augenblick die Kontrolle über seine unbewegte Miene und antwortete spontan: „Ich habe kein Schiff mehr.“
    „Und wieso nicht?“
    Da riss ihm der Geduldsfaden und seine nächsten Worte fielen wie Blei in die fassungslose Stille: „Es ist untergegangen! Deswegen!“
     

6. Kapitel
     
    „Untergegangen?“, wiederholte Alicia erschrocken. Ihre Stimme war lauter und klang schriller, als sie beabsichtigt hatte. Das Stimmengewirr am Tisch verstummte. Sie registrierte, wie alle mit Spannung auf Manuels Antwort warteten und in seine Richtung blickten.
    „Ja“, erwiderte er kurz angebunden und hoffte , das Thema damit beendet zu haben. Es ärgerte ihn, weil er für einen Moment die Beherrschung verloren hatte und es niemandem entgangen war. Er stieß seine Gabel so heftig in ein Stück Fleisch, als ob es noch lebendig wäre und er das arme Tier erst erlegen müsste.
    „Geh, Shawn“, versuchte Susanne , die Situation zu retten, und brachte mit einer energischen Handbewegung ihren Enkel auf Trab, der mit drastisch gesteigertem Interesse seinen neuen Onkel betrachtete. „Schau bitte in der Küche nach, was uns deine Mama als Nachtisch vorbereitet hat. Und dann darfst du Ena ein Schüsselchen davon in ihr Zimmer bringen. Aber wenn sie schläft, wecke sie bitte nicht auf.“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann gibt es trotzdem keine Kissenschlacht. Versprochen?“
    Vergessen waren seine Fragen und die entsetzten Blicke, die sich die Erwachsenen nach Manuels Antwort zugeworfen hatten, als der Junge sein Essen stehen ließ und mit leuchtenden Augen durch das Esszimmer flitzte und in der Küche verschwand.
    Lisa schaute auf und bemerkte, wie Alicia verstohlen zu Manuel lugte. Schon wieder! Dann trafen sich die Blicke der Freundinnen und sie lasen beide ein geheimes Einverständnis darin. Die Brüder – egal, ob sie nun nach ihrem leiblichen oder Adoptivvater gerieten oder, was beinahe noch schlimmer war, sogar nach ihrer Mutter – waren derart stur, dass sie sich ohne äußere Einmischung eher gegenseitig die Köpfe einschlagen würden, als von ihrem Standpunkt abzurücken.
    Sie mussten etwas tun.
    „Wem darf ich noch etwas von dem Wild auftragen? Damien?“
    „Danke, es hat hervorragend geschmeckt, inzwischen ist mir allerdings der Appetit vergangen.“
    Fearghais hob ebenfalls ablehnend die Hände und deutete auf seinen gerundeten Bauch, während Ean murmelte: „Muss noch die Bäume abladen, die ich vorhin im Gartencenter abgeholt habe. Tut mir leid, Noel, ich weiß, eigentlich wolltest du dir den heutigen Tag frei nehmen, dennoch werde ich dich um Hilfe bitten müssen.“
    „Darauf kommt ’s nun auch nicht mehr an“, ätzte er.
    Ein wohl gezielter Knuff seines Vate rs mit dem Ellenbogen brachte den jungen Burschen, der diese Unmutsbekundung mit einem für Teenager typischen, lässigen Achselzucken quittierte, zum Schweigen.
    „Vielleicht könnte ich dir helfen“, bot sich Manuel an, erntete jedoch nichts als ein verächtliches Schnauben von Ean.
    „Hat das nicht ausnahmsweise Zeit bis morgen?“, schaltete sich Susanne dazwischen. „Ean, deine Bäume werden bestimmt nicht davonlaufen.“
    „Das werden sie leider genauso wenig , wie sich selbst in die Erde setzen oder angießen. Nein, wir machen das heute. Für

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