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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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würden.
    Wortlos folgte sie ihm, blieb allerdings stehen, als er sich auf einer Bank niederließ. Sie wollte Distanz. Also stand er ebenfalls wieder auf und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm eines Apfelbaums.
    „ Ich möchte mich entschuldigen. Für das, was ich gestern Abend gesagt habe. Es war nicht nett von mir, dir zu drohen und zu behaupten, ich würde dir zu nahe kommen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, etwas Derartiges zu behaupten.“
    „Oh …“
    „Glaube mir, ich habe noch nie einer Frau meine Aufmerksamkeit aufgezwungen, ganz gleich wie viel ich getrunken hatte. Oder wie lange ich asketisch gelebt habe. Du bist in jedem Fall sicher vor mir.“
    Langsam begriff sie, wovon er redete. Eine leuchtendrote Flut stieg aus dem Ausschnitt ihrer Bluse auf, bis sie so rot war wie der Ketchup, den Ena zu ihren Pommes aß. Sie konnte sich genau vorstellen, wie er sie gesehen hatte in ihrem abgetragenen, viel zu kurzen Morgenmantel, der ihre dünnen Beine gerade mal bis zu den Knien bedeckte. Sie hatte den Stoff vor ihrem viel zu kleinen Busen zusammengerafft und gehofft, er würde ihn nicht bemerken.
    Offenbar war dem nicht so gewesen.
    „Selbstverständlich. Du solltest dir deswegen keine grauen Haare wachsen lassen, Manuel. Ich weiß, dass du bloß … mmmh … nett sein wolltest.“
    Er hatte versucht , ihr klarzumachen, dass er sie nicht begehrenswert fand und vermutlich nicht mal in volltrunkenem Zustand auf die Idee käme, sie als Frau wahrzunehmen.
    Er ahnte nichts von ihren Gedankengängen, deswegen stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus und blinzelte wie eine Eule, seine Version eines zusammengekniffenen Auges, was sie früher stets zum Lachen gebracht hatte. „Du bist eine sehr vernünftige Frau.“
    Sie mühte sich, vernünftig auszusehen und kam sich trotzdem höchstens wie eine Vogelscheuche vor. Alles an ihr war langweilig, vorhersehbar und ohne jeden Reiz und es behagte ihr überhaupt nicht, dass er sie darauf hinwies. Sie wagte gewöhnlich nichts, gab sich keinen Fantasien hin und vertraute bei jeder Entscheidung lieber auf ihren logischen Verstand.
    Außer bei Manuel. Ihre Gefühle für ihn hatten nichts mit Logik zu tun und waren schon gar nicht vernünftig.
    „Stell dir vor, ich habe einen Moment lang geglaubt, du hättest mein Geschwätz ernst genommen.“ Er atmete hörbar auf. „Es tut gut, hin und wieder jemandem zu begegnen, der einen versteht.“
    Er stieß sich vom Baumstamm ab und wandte sich zum Gehen. „Also dann, stürzen wir uns ins Gewühl. Wie ich es hasse“, waren die letzten Worte, die Alicia glaubte verstanden zu haben, als ihre Aufmerksamkeit auf Damien gelenkt wurde, der in ihre Richtung eilte, den Blick starr und finster auf seinen Bruder gerichtet.
    „Hallo, Damien“, grüßte sie ihn mit aufgesetzter Fröhlichkeit und wollte sich bei ihm unterhaken und von Manuel wegziehen.
    „Alicia, würdest du mich einen Augenblick mit ihm allein lassen?“
    Das war genau das, was sie hatte vermeiden wollen .
    „Bitte“, setzte er mit Nachdruck hinzu.
    Achselzuckend ließ sie d ie beiden Brüder stehen.
    „W as machst du hier? Mit ihr?“ Damien sah flüchtig hinter Alicia her, um sich zu vergewissern, dass sie nicht stehengeblieben war und ihn hören konnte. Er packte Manuel am Arm und schob ihn ein Stück vor sich her.
    „ Was soll das Theater, Kleiner? Selbst wenn ich etwas mit Alicia gemacht hätte, was nicht der Fall ist, ginge es dich nichts an.“
    „Du lässt die Finger von ihr, hast du mich verstanden?“
    „Wenn sie das möchte, wird sie es mir selber sagen, meinst du nicht?“
    „Lass diese Spitzfindigkeiten! Es geht um Alicia! Sie ist viel zu oft schon verletzt worden. Von Klugscheißern und Eigenbrötlern. Ich werde nicht zulassen, dass sie sich obendrein mit dir Großkotz auseinandersetzen muss.“
    „Wie meinst du das? Was weißt du über sie?“
    Damien musterte ihn schweigend. Offen sichtlich dachte er darüber nach, wie viel er seinem Bruder erzählen durfte, ohne Alicia bloßzustellen. Dann schüttelte er den Kopf und erwiderte lediglich: „Genug. Mehr als genug sogar, das kann ich dir versichern. Wenn sie es für richtig hält, wird sie dir sagen, was es über sie zu wissen gibt. Sei gewarnt, Manuel, kommst du ihr zu nahe oder tust du ihr gar weh, breche ich dir sämtliche Knochen im Leib.“
    Zweifellos würde Damien ihn – mochte er nun ein Krüppel sein oder nicht – leichten Herzens zusammenschlagen, sollte er nur eine

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