Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
nun davon.“
„ Mat hatte in der Tat ein bemerkenswertes Talent fürs Planen und Vorbereiten, Befehlen und Anführen. Du hast dir eine Menge bei ihm abgeschaut.“
„Es wird alles klappen “, rief Pól von der Leiter herab. „Es wird perfekt. Außerdem kann bei einem céilí gar nichts schiefgehen. Vertrau uns, Kleine. Wenngleich das Chaotische in Irland manchmal nervt, ist es doch haargenau das, was dieses Land ausmacht und wir über alles lieben.“
„Das musst du ausgerechnet mir sagen. Irgendwie klap pt hier wirklich fast alles – und wenn es in letzter Minute ist. Wo ist eigentlich … Ist Éamonn immer noch nicht zurück? Hoffentlich geht das mit den Fässern klar, die er im Nolan’s holen wollte.“
„Ich habe vorhin mit Shane telefoniert und alles abgesprochen. Er hat genügend Bier und Limonade auf Vorrat und es hat ihn gefreut, dass wir ihn um Hilfe gebeten haben. Und da er befürchtet, dass sich heute Abend keine Gäste in seinen Pub verlaufen werden, weil alle lieber auf euren Berg pilgern, bringt er die Fässer gemeinsam mit Éamonn zu uns und hilft beim Ausschenken.“
„Wann willst du eigentlich Seánín mit dem Stew abholen? Bekommt ihr den Topf überhaupt in euren Wagen, Pól?“
„Ich fahre mit dem Jeep“, erwiderte Fearghais und zog Susanne enger an sich. „Es -wird-ein-perfekter-Abend. Versprochen. Und nun hör auf, dir Sorgen zu machen. Wir sind an deiner Seite, was soll also passieren? Das einzige, was wirklich noch fehlt, sind unsere Gäste.“
Sie hatte es gewusst!
Pól drehte sich um, schirmte mit einer Hand seine Augen ab und deutete mit der anderen die Straße hinab. „Stimmt nicht! Wie’s aussieht, sind die ersten durstigen Seelen bereits im Anmarsch.“
Natürlich konnte sie sich sowohl auf die Ó Briains und das Personal als auch auf die Dorfbewohner verlassen, die sich ganz selbstverständlich bereit erklärt hatten, für das Essen und die musikalische Unterhaltung zu sorgen. Sie wollte einfach alles perfekt vorbereitet wissen. Schließlich war sie die Gastgeberin.
Da fiel ihr mit Schrecken der Limerick -Schinken ein, der seit geraumer Zeit in der Röhre schmorte. Mit fliegenden Haaren eilte sie zu seiner Rettung in die Küche.
Keine Stunde später flirrte die Luft auf Sean Garraí vor Betriebsamkeit und aufgeregtem, unverständlichem Stimmengewirr. Manuel betrachtete das Gewimmel aus sicherer Entfernung vom Fenster seines Zimmers aus. Ehe das Fest überhaupt begonnen hatte, war es ihm schon zu viel. Nicht, dass er während des Studiums oder seiner Zeit als Seemann auch nur eine der Vergnügungen, die sich ihm boten, ausgelassen hätte. Ganz im Gegensatz zu seiner Schulzeit war er bei späteren Saufgelagen stets der Erste gewesen, der auftauchte und der Letzte, der die Party verlassen hatte – mit mindestens einem Mädchen im Arm. Er war ein ausgesprochen gut aussehender Mann und da es ihm nie an Geld mangelte, hatten sich Männlein wie Weiblein um seine Gesellschaft gerissen.
Trotzdem hatte er sich damals einsamer gefühlt als heute.
Er fragte sich, wie groß die Katastrophe wohl ausfallen würde. Ihm selber war es herzlich egal, was die Leute von ihm dachten, aber er wusste, dass es seiner Mutter sehr viel ausmachen würde. Und nach dem, was er heute Nachmittag erlebt hatte, sahen seine Chancen recht bedenklich aus. Es war an sich bloß eine Kleinigkeit gewesen, als Barometer für die Einstellung der Einwohner von Killenymore indes recht vielsagend. Er war im Dorf einkaufen gewesen, hatte in den Regalen gekramt und die Kommentare von drei Frauen einen Gang weiter deutlich hören können.
„Auf jeden Fall besitzt er allerhand Unverfrorenheit“, hatte die eine ungeniert geäußert.
„Glaubt er ernsthaft, zehn Jahre sind genug, um zu vergessen, was er getan hat? Nun, er wird schon sehen, wie sehr er sich da täuscht.“
„Susanne hat sich schon immer blind und taub gestellt, wenn es um ihren Liebling ging.“
„Die Arme, sie hat einfach kein Glück mit den Männern in ihrer Familie.“
„Trotzdem sollte man meinen, dass sie davor zurücksch recken sollte, uns einen Mörder aufzudrängen.“
Er hatte sich nicht zu erkennen gegeben und auch sonst in keiner Weise darauf reagiert. Ob man ihn nun des Mordes an seinem Adoptivvater verdächtigte oder nicht, er war als Gentleman erzogen worden und das hieß, eine Dame in der Öffentlichkeit nicht in Verlegenheit zu bringen. Sollten sie halt reden. Er hatte sich nicht erst während der letzten zehn
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