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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Sekunde lang annehmen, er würde sich an Alicia heranmachen.
    Sie standen sich gegenüber und maßen einander mit besorgniserregend ernsten Blicken. Dann wandte sich Damien ab und ging hinüber zu seiner Frau, die sich bei dem Versuch, ihn zu sich zu winken, beinahe den Arm ausrenkte.
    I mmer, wenn er im Laufe dieses Abends zu seinem Bruder schaute, fiel ihm auf, dass Manuel Alicia nicht aus den Augen ließ. Seine Miene, dieses unbewusste, leichte Schmunzeln um seine Mundwinkel, das Leuchten in seinen Augen und seine entspannte Haltung verrieten, wie fasziniert er von ihr war. Allein dieser Gedanke brachte Damien zur Weißglut und sein Beschützerinstinkt drohte überhand zu nehmen.
    Auch Lisa hatte längst bemerkt, wie ihr Schwager Alicia betrachtete – mit einem Gesichtsausdruck, als sei er seekrank. Da dies für ihn als Seemann höchst unwahrscheinlich erschien, musste die Ursache also woanders zu suchen sein. Vergnügt fragte sie sich, ob sie ein ähnlich einfältiges Gesicht machte, wenn Damien vor ihr stand. Sie legte ihre Hand auf den Oberschenkel ihres Gatten und kniff ihn leicht. „Siehst du ebenfalls, was ich sehe?“
    „Was?“, knurrte er und hielt ihre Hand fest, die sanft immer höher strich und allmählich eine kritische Region erreichte.
    „Deinem Tonfall nach zu urteilen, weißt du genau, wen ich meine.“
    Er wandte sich seiner Frau zu und lächelte sie gequält an. „Wie gut du mich kennst. Man kann dir einfach nichts vormachen.“
    „Warum auch? Wir kennen uns, seit wir kleine Hosenscheißer waren, weshalb sollten wir uns also belügen?“
    Er ließ es zu, dass sie ihn an sich zog, seinen Kopf an ihre Brust legte und sanft über sein dichtes Haar strich. „Du weißt immer, was ich brauche. Manchmal denke ich, du kennst mich sogar besser als ich mich selbst.“
    „Er hat ein Auge auf sie geworfen.“
    Sein Kopf schoss in die Höhe. Er ließ seinen Blick über die Schar der Anwesenden kreisen. „Wer?“
    Ohne auf seine Frage einzugehen, sprach sie mit ungläubigem Staunen weiter: „Und ich glaube, er ist nicht einfach bloß in sie verknallt. Ist dir aufgefallen, wie traurig seine Augen normalerweise blicken, selbst wenn er lächelt? Heute dagegen scheint er wie verwandelt. Hast du das Blitzen in seinen Augen bemerkt? Diesen seligen Ausdruck auf seinem Gesicht? Der hat mich an dich erinnert. Und dabei dachte ich, das gibt es bei Manuel nicht. Er macht stets einen über die Maßen beherrschten, unnahbaren Eindruck, sodass man nie weiß, was in ihm gerade vorgeht.“
    „ Daid soll genauso gewesen sein. Er hatte nicht viel von einem romantischen Iren an sich.“
    Lisa schüttelte den Kopf. „Wenn ich die beiden genau betrachte, muss ich zugeben, dass ich mich geirrt habe. In dieser Sekunde kann ich nämlich genau erkennen, was er denkt. Wenn ein Mann eine Frau auf diese Weise in Augenschein nimmt, kann sie ihn verletzen.“
    „Du meinst, Alicia würde es schaffen, ihm das Herz zu brechen?“ Damien stieß einen unfrohen Ton aus, der vor keiner Jury als Lacher durchgegangen wäre. „Ausgerechnet ihm? Hat er überhaupt ein Herz? Alicia könnte keiner Fliege was zu Leide tun.“
    „Glaubst du, es sind mehr als freundschaftliche Gefühle, die sie für Doktor Ray empfindet?“
    „Ich weiß es nicht. Bíonn siad isteach agus amach le chéile. Ich werde mich hüten, mich einzumischen, wenn meine Meinung nicht gefragt ist. Und genau dasselbe rate ich dir mit aller Eindringlichkeit, mein geliebtes Eheweib“, erklärte er in einem Ton, der seine unendliche Geduld mit ihr verriet. „Das ist einzig und allein eine Sache zwischen Alicia und Ray.“
    „Und was ist mit Manuel?“
    „ Siehst du, genau an dieser Stelle beginnt es nach Ärger zu riechen. Und nun zerbrich dir nicht länger den Kopf anderer, sondern komm mit tanzen.“
     

11. Kapitel
     
    Aus sicherer Entfernung verfolgte er das rege Treiben. Und sie.
    Vor allem sie, wie er si ch verwirrt eingestehen musste. Wo immer sie auftauchte, war sie augenblicklich von Leuten umringt. Sie schäkerte mit den älteren Semestern genauso ungezwungen, wie sie mit den Kindern um die Wette rannte. Sie tanzte mit jedem Mann auf dem Fest, egal ob jung oder alt. Ungeachtet ihres sichtlichen Desinteresses an den ledigen Männern des Dorfes wurde sie auf Schritt und Tritt angeschmachtet und der Anblick ihrer glühenden Bewunderer ärgerte ihn maßlos.
    Sie dagegen amüsierte sich verdammt gut dabei. Wem winkte sie denn jetzt schon wieder zu? Und für wen

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