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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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war dieses strahlende Lächeln bestimmt? Doch nicht für … Also, wenn Jamie Lunny, der Sohn des Heraldikers, sie noch einmal zum Tanz aufforderte, würde er sich etwas für diesen Sexprotz ausdenken. (Kastration etwa kam ihm in den Sinn.)
    Alicia nippte an ihrem Becher Bowle und flirtete über dessen Rand hinweg mit Raymon Gaughan. Hatte sie vielleicht sogar an diesen Arzt gedacht, als er sie gestern in die Arme genommen und geküsst hatte? Er, Manuel, konnte es ziemlich gut , hatte sie mit gelangweilter Stimme beschrieben, was ihn wie eine Sense niedergemäht hatte.
    Mit einem Ruck löste er sich von der Mauer und hielt Ausschau nach seiner Mutter. Sie hatte ihn vorgewarnt, dass von ihm erwartet wurde, in nicht allzu ferner Zukunft die Honoratioren von Killenymore zu einem Arbeitsessen nach Sean Garraí einzuladen. Vielleicht langweilte sie sich genau wie er und könnte ihm einige Ratschläge für dieses Diner geben.
    B etont langsam schritt er an den Bankreihen vorüber und war sich der neugierigen Blicke der Dorfbewohner durchaus bewusst. Köpfe wurden gedreht, manch eine Brust empört herausgestreckt und aufgetakelte Matronen stoben vor ihm auseinander, als er sich durch ihre Mitte bewegte, ohne dem Glucksen Beachtung zu schenken oder sich von den Wellen der Hysterie, die er hervorrief, beeindrucken zu lassen. Seine Haltung war nicht die eines jovialen Gastgebers, sondern eher die eines Fremden, seine Schultern so abweisend steif, dass es fast arrogant wirkte.
    Es war ein herrlich amüsantes Schauspiel. Aber w as kümmerte ihn die Meinung anderer? Sollten sie sich ruhig in wilden Spekulationen über den Grund seines plötzlichen Auftauchens in Killenymore ergehen und neue Gerüchte in Umlauf bringen.
    Als er seine Mutter nirgends entdecken konnte, machte er sich auf den Weg ins Haus. Er hatte sich allen gezeigt, die ihn hatten sehen wollen, und damit seine Pflicht erfüllt. Und deswegen würde er die Gunst der Stunde nutzen und dem Elektroingenieur der „Charley“ schreiben, damit dieser Abend nicht vollkommen vertan war. Und dann würde er noch einige der Bewerbungen durchsehen, die während der letzten Tage eingegangen waren, nachdem er für einen neuen Buchhalter inseriert hatte.
    Die leise Stimme seiner Mutter riss ihn aus seinen Gedanken und so lenkte er seine Schritte in Richtung Küche.
    „ Du weißt, ich vertraue dir. Trotzdem muss ich dich etwas fragen.“
    „Mmmh.“
    „Alicia, du … du tust doch ganz bestimmt nichts, was vielleicht … Du bist in letzter Zeit auffällig oft mit Ean zusammen und da habe ich mich gefragt … nun ja, wieso?“
    „Ich mag ihn.“
    „Wir alle mögen ihn“, schnaubte Suse ungehalten. „Aber davon rede ich nicht. Du weißt, ich …“
    Manuel war auf dem Gang stehengeblieben, wo ihn die beiden Frauen nicht sehen konnten, und beobachtete, wie das Gesicht seiner Mutter rot anlief und sie um eine Erklärung rang.
    „Er redet n ach wie vor viel von Betty Jane. Und ich höre ihm zu. Das ist schon … nun ja, bei-na-he alles.“
    „ Eben. Das ist es nämlich, was ich meinte. Ich möchte nicht, dass ihr Ärger bekommt, weil ihr genau das tut, was ich befürchte.“
    „ Susanne, ich kann mich nicht tot stellen und auf gut Glück das Beste hoffen. Ich bin es gewohnt, die Dinge in die Hand zu nehmen – von klein auf. Was soll es schaden, wenn ich in dieser Sache ein bisschen nachhelfe? Ean tut es gut. Vielleicht hält es ihn sogar davon ab, irgendwelche Dummheiten, deren Tragweite er nicht überblickt, auf eigene Faust zu unternehmen. Die Verantwortung für mein Tun liegt ganz allein bei mir, Susanne. Ich verspreche dir, dass euch daraus keinerlei Schwierigkeiten erwachsen. Und je weniger du weißt, umso weniger könnte dir jemand …“
    Alicia brach abrupt ab, als sie den Schatten eines heimlichen Lauschers auf dem Gang entdeckte.
    „ Manuel? Was treibt dich um, mein Sohn? Dir ist hoffentlich nicht langweilig? Selbst wenn du diesen Trubel nicht gewohnt bist, hoffe ich, dass dir das Fest gefällt.“
    „Du hast es perfekt hingekriegt. Ich habe dich gesucht.“
    „Aus einem bestimmten Grund? Wir Mädchen wollten uns nur mal eben eine kleine Auszeit gönnen. Leistest du uns Gesellschaft? Komm mit nach draußen und dann erzähl mir, was du von mir wolltest.“
    Wieso hatte er sich nicht sofort in der Bibliothek verschanzt, wie er es eigentlich vorgehabt hatte? Tja, wieso wohl? Weil es ihm wichtiger erschienen war, Alicia zu belauschen! Weil er urplötzlich ein völlig

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