Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
bestürzenden Mangel an Selbstbeherrschung schüttelte er den Kopf. Eine bedrückende Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
„ Ich wollte dein momentanes Stimmungstief nicht ausnutzen.“
„Und ich hatte kein Recht , dermaßen heftig darauf zu reagieren. Es wird nie wieder vorkommen“, versprach er und hoffte inständig, dass sie ihm glaubte, denn mit einem Mal fürchtete er, sie könnte ihre Sachen packen und verschwinden aus Angst, er könnte wieder über sie herfallen wie ein wildes Tier. „Ich schwöre es dir.“
Diese Reaktion hatte sie kommen sehen. Seine Beteuerungen hatten sie wahrscheinlich beruhigen sollen. Stattdessen fühlte sie sich verraten. Was hatte sie denn erwartet? Er hatte nichts anderes als Trost in ihrer Berührung gesucht. Er trauerte um diese Oberstewardess und seine Sehnsucht nach ihr hatte ihn für eine Weile vergessen lassen, dass doch bloß sie, Alicia, es war, die er in die Arme genommen hatte. Schlussendlich war er schneller als erwartet wieder zur Besinnung gekommen.
„Ich verstehe“, versicherte sie in kühlem Ton. Sie würde es nicht er tragen, wenn er obendrein merkte, wie tief er sie verletzt hatte. „Wenn ich einverstanden gewesen wäre, diese Nacht mit dir zu verbringen, hätte ich dann als Gegenleistung dein Vertrauen bekommen?“
Sie spürte, wie seine Wut erneut aufloderte. Jeder Muskel seines Körpers spannte sich an.
„Herrgott nochmal, hältst du mich für einen solch berechnenden, skrupellosen Menschen?“
„Du vertraust niemandem, weil du befürchtest, dass die traumatischen Erlebnisse in der Vergangenheit deine Zukunft zerstören könnten. Deswegen willst du nicht einmal darüber nachdenken.“
Ihre Erklärung traf ihn mit voller Wucht, sodass er ohne zu überlegen hervorstieß: „Woher weißt du … Das ist doch Unsinn!“
Er war lange allein gewesen und das hatte tiefe Wunden in sein Herz geschlagen. Nun verkroch er sich wie ein verletztes Tier, das aus Angst vor weiteren Schmerzen keine Hilfe duldete. Seit seiner Kindheit hatte er erfolglos gegen das betäubende, entmannende Grauen vor dem Verlassenwerden gekämpft, das ausgelöst wurde durch die Demonstration der Mörder seines Vaters, wie schnell eine Liebe beendet werden konnte.
Das hatte sich damals als wahr erwiesen und galt seitdem unverändert. Erst hatte er sich von seiner Mutter und seinen Brüdern zurückgezogen, später von Geliebten und Freunden. Die Schuld lag bei ihm selbst und er kannte die Ursache, dennoch war es ihm unmöglich, diese Empfindung zu unterdrücken. Jedes Mal, wenn echte Liebe oder Freundschaft greifbar war, erhob sich das nackte Grauen davor, dass sie ihm wieder so brutal entrissen werden könnte. Gleichzeitig erwachten Misstrauen und Eifersucht und er war machtlos dagegen. Das schiere Bedürfnis nach Selbstschutz veranlasste ihn, alles, was an Freude, Liebe und Vertrauen dagewesen war, im Handumdrehen auszuradieren.
„Ich bin allein. Kennst du dieses Gefühl?“
Seine scharfen Worte überraschten sie so sehr, dass sie stehen blieb. Langsam drehte sie sich um. Er war vollkommen verkrampft und schien mit sich selbst zu ringen, gegen Angst und Zorn und eine gewisse Scheu anzukämpfen.
„ Ja. Ich kenne es, Manuel. Ich hab’s erfunden. Es ist meins.“
„ Dann verstehst du mich also. Ich brauche … jemanden. Ich …“ Er schüttelte frustriert den Kopf. „Ich weiß bloß, dass ich ganz allein bin. Dass ich dich heute Nacht bei mir haben und festhalten will.“
„Allein?“, wiederholte sie leise und spürte die Wut, die in ihr aufwallte. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Er brauchte also jemanden. Irgendjemanden, der seine körperlichen Bedürfnisse befriedigen würde, bis er eine passendere Begleitung gefunden hatte. Denn er würde gehen. Eines Tages wäre er weg. Und dann sollte sie besser aufpassen, dass er nicht ihr Herz mitnahm. Sie war nicht so stark, dass sie einen solchen Verlust noch einmal überleben würde.
Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, war die, ihm gar nicht erst ihr Herz zu schenken. HHHerzhhhhHe
„Das allerdings überrascht mich nicht“, erwiderte sie und schlug die Tür hinter sich zu.
1 4. Kapitel
„Junge, Junge, jetzt verrate mir aber mal, wie viele Verehrerinnen du hast. Der Menge deiner Post nach zu urteilen, kannst du dich vor Frauen kaum retten. Hast du keine Angst, irgendwann den Überblick zu verlieren?“, unkte Damien, der gestiefelt und gespornt aus dem Stall trat und An draíocht am Zügel
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