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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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dass vor einigen Monaten eine Fremde an Land gespült worden sei und seitdem im Koma lag. Sehr zu seinem Bedauern hatte er bislang allerdings nicht den Namen des Matrosen in Erfahrung bringen können, der diese Geschichte in Umlauf gebracht hatte.
    Dann hatte er sich lang und breit über mitunter völlig konträre Informationen ausgelassen, die ihm von verschiedenen Seiten zugetragen worden waren. Diese reichten, wie bei Gerüchten nicht anders zu erwarten, von einem blonden Teenager bis hin zu einem rothaarigen Vamp. Selbst bei der Augenfarbe war man sich nicht einig, einer wollte von einem wässrigen Blau gelesen haben, der andere hatte einen Einheimischen von meergrünen Augen reden hören. Sogar ihre Nationalität stand zur Diskussion, während einer behauptete, sie sei Französin, sprachen andere davon, dass sie bislang kein einziges Wort von sich gegeben hatte – was bei einer Komapatientin durchaus denkbar schien.
    Und überhaupt befürchtete er, seine Suche würde sich zu einem äußerst langwierigen Unternehmen entwickeln, wenn er, Manuel, weiterhin darauf bestand, an der Sache dranzubleiben. Was vermutlich heißen sollte, dass der E-Ing nicht länger gewillt war, sich lediglich um der guten, alten Zeiten willen damit zu befassen. Er müsste ihn also für seine Recherchen bezahlen. Oder sich selbst vor Ort vom Wahrheitsgehalt der Gerüchte überzeugen.
    Ausgerechnet jetzt, da er dabei war, sich auf Sean Garraí zu etablieren! Er wollte sich lieber nicht ausmalen, wie seine Familie es aufnehmen mochte. Würden sie nur wieder bestätigt sehen, dass er davonlief, wenn etwas nicht in seinen Kram passte? Dass auf ihn kein Verlass war und er ausschließlich an sich dachte? Möglicherweise würden sie ihn sogar verstehen, wenn er ihnen erklärte, warum er fahren musste. Wenn er Alicia darum bat, könnte sie ihm für eine Weile den Schreibkram abnehmen. Wenn nicht, würde er eben liegenbleiben müssen. Davon würde Sean Garraí nicht gleich in den Ruin getrieben. Bis dato war es ebenfalls ohne ihn gegangen.
    Aber er musste sich Gewissheit verschaffen. Vorher könnte er niemals eine Entscheidung treffen, die seine Zukunft betraf und auf die inzwischen alle warteten.
    Alicia. Während er mit sich rang, wie er weiter vorgehen wollte, ging ihm wieder ihr Gespräch vom Vortag durch den Kopf. Sie hatte ihn verletzt. Ich bin allein, hatte er gestanden und ihr damit seine Gefühle offenbart. Und sie hatte ihm eine Antwort gegeben, mit der sie ihn ausgelacht hatte. Dabei spürte er, dass sie weder ihm noch sich selbst gegenüber ehrlich gewesen war. Sie beide waren Gestrandete und sich ähnlicher, als gut für sie war.
     
    „Du stehst jetzt schon eine geschlagene Stunde hier und starrst aus dem Fenster, als würdest du auf …“ Alicia verstummte mitten im Satz, als sich Manuel umdrehte und sie sein angespanntes Gesicht und das Papier in seiner Hand bemerkte. „Ist das der Brief, auf den du gewartet hast?“
    „Was? Ja“, bestätigte er abwesend , mit den Gedanken bei Emilia. „Der Elektroingenieur der ‚Charley‘ hat sich für mich umgehört. Leider ohne nennenswerten Erfolg. Inzwischen halte ich es für das Beste, wenn ich nach Hause fahre, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“
    Er hüstelte verlegen und verbesse rte sich mit hochroten Ohren: „Ich meinte, nach Rostock.“
    „Natürlich.“ Alicias Stimme klang eigenartig hohl.
    „Ich muss ganz einfach Klarheit bekommen, das verstehst du doch? Vielleicht hat es gar nichts zu bedeuten. Blinder Alarm, wie so oft zuvor. Ich will mich vor Ort überzeugen, ob etwas an diesen Gerüchten dran ist.“
    „Ja.“
    „Was ist?“, fragte er verwundert, als er angesichts ihrer Einsilbigkeit auf die Idee kam, sie genauer zu betrachten. Er trat vor sie und hob mit dem Zeigefinger ihr Kinn an. „Was hast du? Ich werde schon wieder zurückkommen, mein Wort darauf.“
    Sie blickte stumm zu ihm auf. Ihr Gesicht war auffallend blass.
    „Ja, sicher. Immerhin wohnst du hier.“ Sie runzelte die Stirn, als müsste sie über das eben derart leichthin Gesagte nachdenken. „Das tust du doch, oder?“
    Sanft streichelte er über ihre Wange. „Klar. Allerdings habe ich mir für die Zeit zwischen den Reisen eine kleine Wohnung in Rostock gemietet und es wird höchste Eisenbahn, dort nach dem Rechten zu sehen. Staub wischen, Klamotten wechseln, Rechnungen begleichen und all sowas. Ich kann zwar nicht sagen, wie lange ich wegbleiben werde, aber ich komme zurück. Ich

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