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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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warf er beide Sprachen durcheinander.
    Der Raum war rund, wie es sich für einen Turm gehört, die Tische und Stühle waren antik oder sahen wenigstens so aus, das Publikum war gemischt. Die Bilder an den Wänden waren Originale. Man konnte sie kaufen, aber die Preise waren alles andere als erschwinglich. Ich hatte noch nie gesehen, dass einer das Caffee mit einem Bild unter dem Arm verlassen hätte.
    Merle und ich aߟen einen Sommersalat mit Knoblauchbrot und vermieden es zuerst, über Caro zu sprechen, weil sie uns beiden furchtbar fehlte. Hierher waren wir oft zu dritt gekommen.
    »Hat es geschmeckt?«, fragte die Bedienung. Sie war Ende zwanzig, sehr groߟ, sehr schlank und sehr hübsch. Sie arbeitete schon lange hier. An ihrer weiߟen Bluse war ein Namensschild befestigt, auf dem 
Anita
 stand.
    »Wie immer«, antwortete Merle.
    »Ganz toll«, sagte ich.
    »Ohne die Freundin heute?«, fragte sie, während sie Merles Teller auf meinen stellte.
    »Caro ist tot«, sagte Merle. Sie sagte es irgendwie trotzig. Als hätte Anita die Absicht gehabt, es abzustreiten.
    Anita wurde blass. Sie starrte uns wortlos an.
    »Sie ist ermordet worden«, sagte ich.
    Anita lieߟ die Teller los und hielt sich die Hand vor den Mund. Mit der freien Hand stützte sie sich auf dem Tisch ab.
    »Wann ist sie das letzte Mal hier gewesen?«, fragte Merle.
    Wir sollten ihr ein bisschen Zeit lassen, dachte ich. Damit sie sich wieder einkriegt. Die ist ja völlig durch den Wind.
    Anita schüttelte den Kopf. Sie kämpfte mit den Tränen. »Darauf achtet man doch nicht. Man rechnet ja nicht damit, dass jemand... umgebracht wird.« Ihre Stimme war von Wort zu Wort leiser und höher geworden. Das letzte Wort war nur noch ein Hauch.
    »Wissen Sie noch, ob sie allein hier war?«, fragte ich. »Die letzten Male, meine ich.«
    Sie dachte nach. Ihre Hand fuhr mechanisch über die Tischplatte. Es machte ein trockenes Geräusch. »Manchmal hat sie einen Freund mitgebracht. Nicht oft, vielleicht zwei, drei Mal.«
    Mein Herz schlug schneller. »Kannten Sie ihn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hab ihn vorher nie gesehn. Hinterher übrigens auch nicht mehr.«
    »Wie sah er aus?«, fragte Merle. Sie schien vor Spannung die Luft anzuhalten.
    »Groߟ. Kräftig, aber schlank. Durchtrainiert. Etwa dreiߟig. Dunkelhaarig. Gutes Gesicht.«
    Was immer das heiߟen mochte.
    »Irgendwas Besonderes?«, fragte ich.
    »Er war unwahrscheinlich braun«, sagte sie zögernd. »Aber echt braun, nicht wie aus dem Sonnenstudio. Zuerst hab ich gedacht, er wär aus dem Süden. Aber dann hab ich gemerkt, dass er akzentfrei gesprochen hat.« Sie lächelte. »Die beiden waren sehr verliebt. Richtige Turteltauben. Ich weiߟ noch, dass ich dachte: Der würde mir auch gefallen. Aber er hatte nur Augen für sie.«
    »Ist Ihnen sonst irgendwas aufgefallen?«, fragte ich.
    »Er hat wenig geredet. Er hat nur eurer Freundin zugehört, als hätte er Angst gehabt, ein Wort zu verpassen.« Sie nickte nachdenklich. »Das ist alles. Ich hab ja auch keine Zeit, meine Gäste zu beobachten und mir den Kopf über sie zu zerbrechen.«
    Jemand rief nach ihr und sie nahm die Teller und brachte sie in die Küche. Sie kümmerte sich um die anderen Gäste. Nach etwa zehn Minuten kam sie an unseren Tisch zurück. »Warum wollt ihr das alles wissen?«
    »Wir versuchen, Caros letzte Tage zu rekonstruieren«, sagte Merle.
    »So eine Art Abschiednehmen«, fügte ich hinzu.
    »Verstehe.«
    »Bringen Sie uns noch einen Cappuccino?«, fragte ich.
    »Klar«, sagte sie. »Und es wäre mir lieber, wenn ihr mich duzen würdet.«
    »Okay.« Ich lächelte sie an. »Ich bin Jette und das ist Merle.«
    Wir sahen ihr nach, als sie in die Küche ging.
    Merle beugte sich zu mir vor. »Vielleicht weiߟ sie ja noch mehr, Jette. Vielleicht fällt es ihr nach und nach ein.«
    Ich griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Mir war schwindlig vor Aufregung.
     
    Für Polizisten hatte Arno Kalmer einen Riecher. Schon an der Art, wie der dunkle Peugeot auf den Hof fuhr, erkannte er ihn als den Wagen eines Bullen.
    Dieser Kommissar stieg aus. Er warf die Tür zu und schloss nicht ab. Glaubte er etwa im Ernst, die Diebe würden um sein Eigentum einen Bogen machen, nur weil er von der Kripo war?
    Arno Kalmer spuckte aus. Er hatte gewusst, dass es noch nicht vorbei war. Die Ruhe war trügerisch gewesen. Wenn irgendwo etwas passierte, kamen seine Leute immer zuerst in Verdacht.
    Nicht, dass er das nicht nachvollziehen

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