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Der Erdrutsch (German Edition)

Der Erdrutsch (German Edition)

Titel: Der Erdrutsch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer
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leise.
    Wieder bewegte sich etwas vor ihnen. Es raschelte. Johan drückte
sich an Paul. Ein Schatten huschte über den Hof und verschwand in
den Büschen der Schlucht, die sich direkt an das Grundstück
anschloss.
    „ Hast
du das gesehen?“ fragte Johan.
    „ Ja,
das war ein Mann“, antwortete Paul. „Jetzt ist er weg. Lasst uns
reingehen.“
    Schnell brachten sie die letzten Meter bis zur Tür hinter sich,
bevor sie ins Haus schlüpften. Sie liefen leise die Treppen hinauf,
ohne Licht in den Fluren zu machen und kamen schnell und unbeobachtet
vor Johans Zimmer an. Er öffnete die Tür und die drei stürmten
hinein.
    Luise warf sich auf das Bett, wo sie die Kette aus der Tasche holte.
Johan setzte sich auf einen der beiden Stühle und Paul zog sich auf
dem Bett sitzend die dreckigen Schuhe aus. Dann beugte er sich zur
Seite, um Luise die Kette aus der Hand zu nehmen. Paul machte die
Lampe am Bett an, in deren Licht er die Kette und den Anhänger
genauer betrachtete.
    „ Was
war das da draußen?“, warf Luise in den Raum.
    „ Das
war sicherlich der gleiche Mann wie gestern in der Kirche. Dem gehört
bestimmt die Kette.“
    „ Ich
glaube das ist Gold“, meinte Paul. Er hielt Johan die Kette hin.
„Aber mit dem Anhänger weiß ich nichts anzufangen.“ Johan nahm
sie und hielt sie ins Licht der Lampe.
    „ Tatsächlich,
das ist Gold. Sowohl die Kette, als auch der Anhänger.“ Johan
reichte die Kette an Luise weiter, die sich gerade die Schuhe auszog
und sich auf dem Bett bequem hinsetzte.
    „ Das
ist ein Sternzeichen. Das müsste das Symbol für die Fische sein,
wenn ich mich nicht täusche.“ Sie hielt die Kette hoch. „Hast du
eine Zeitschrift hier. Wenn da ein Horoskop drin ist, dann sind
bestimmt die Symbole dabei.“ Johan ging zu dem Tisch an der Wand
und nahm ein Heft, das er Luise zuwarf.
    „ Du
liest also die Bravo …“, spottete Paul. „Das hätte ich mir ja
denken können.“ Er grinste.
    „ Ja
und? Hast du was dagegen?“
    „ Jungs,
jetzt hört doch mal auf. Hier sind nur so komische Symbole drin.
Nicht die richtigen. Holt doch mal eine Zeitschrift aus dem
Frühstückszimmer.“
    Johan verschwand, um ein paar Minuten später mit einer Zeitschrift
zurückzukehren. Es waren tatsächlich die Fische. Und dann entdeckte
Johan noch etwas. Auf der Rückseite war ein Datum eingraviert. Die
Gravur war alt, kaum noch zu erkennen. Der 4.3.1983. Was mochte das
bedeuten?
    „ Entweder
ist das ein Geburtstag oder ein Hochzeitstag“, meinte Luise.
    „ Ein
Hochzeitstag? Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte Johan. „Zur
Hochzeit bekommt man Ringe mit Gravur, aber nicht so eine Kette.“
    „ Dann
ist es wohl ein Geburtstag“, meinte Luise.
    „ Ist
doch völlig egal, was das ist“, entgegnete Paul. Eine Weile
blieben sie schweigend sitzen. Es war spät geworden.
    „ Ich
bin müde und gehe ins Bett.“ Luise stand auf.
    „ Wer
nimmt die Kette?“, wollte Johan wissen, der sie noch in der Hand
hielt.
    „ Nimm
du sie, Johan. Bei Paul weiß ich nicht, ob er sie nicht sofort an
den nächsten Bauern versetzt. Oder seine Mutter macht mal wieder
eine Taschenkontrolle auf der Suche nach Zigaretten, und dann ist er
sie los.“
    Paul streckt schon die Hand nach der Kette aus. „Vielleicht schenke
ich sie aber auch meiner Freundin.“ Er grinste. Wieder einmal.
„Aber meine Mutter bekommt sie ganz bestimmt nicht.“
    „ Ich
bin trotzdem dafür, dass Johan die Kette nimmt.“

13. Kapitel
    Luise lief die Treppen hinunter, über den langen Flur im Erdgeschoss
in Richtung Speisesaal, um zu gucken, ob ihre Mutter noch dort saß.
Da auf dem Fußboden Teppich lag, waren ihre Schritte nicht zu hören.
Deshalb wurde sie nicht von den beiden Männern bemerkt, die in der
Küche standen und sich im Halbdunkel leise unterhielten. Luise blieb
kurz vor der Küchentür stehen und lauschte.
    „ Als
erstes müssen da vernünftige Zäune hin. Und zwar sofort. Das habe
ich dir schon zehnmal gesagt. Sonst spült es dir den ganzen Hang
weg. Wer hat dann wohl die ganze Scheiße auf dem Hof? Ich.“ Diese
Stimme kannte sie. Das war der Lechner-Wirt. Er schien sehr
aufgebracht zu sein.
    „ Warum
sollte ich das denn tun? Die Zäune sind hervorragend. Die hat mein
Schwager gebaut und die sind sicher. Was soll denn passieren?“
Diese Stimme kannte sie hingegen nicht, aber sie schien nicht minder
wütend.
    „ Die
sind nicht sicher. Ich bin doch nicht blöde, die wackeln und stehen
viel zu weit auseinander. Wenn der nächsten

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