Der Erdrutsch (German Edition)
erzählen, was er gehört hatte. Deshalb verabschiedete er
sich und ging nach Hause.
37. Kapitel
Erst lächelte er Johan nur freundlich an, dann setzte er sich zu ihm
an den Tisch, betrachtete ihn eine Weile. Johan war irritiert. Er
versuchte sich zu erinnern, woher er das Gesicht kannte, kam aber
nicht darauf. Dass ihn der Mann lediglich ansah, ohne ein Wort zu
sagen, verunsicherte ihn. Ein unangenehmer Schauer rann ihm den
Rücken herab. Was sollte das werden? Gerade wollte er etwas sagen,
nur um die Stille zu durchbrechen, da begann der Mann zu sprechen:
„ Ich
habe mir doch gedacht, dass ich dich hier finde. Du treibst dich wohl
immer zwischen Büchern herum, oder?“ Bevor Johan etwas sagen
konnte, zog er eine der gebundenen Ausgaben der Tageszeitung zu sich
heran. „Alte Zeitungen liest du. Das ist ja ganz famos. Was steht
denn da so drin?“
„ Ich
wüsste nicht, was Sie das angeht.“ Johan brach der Schweiß aus.
Wer war der Typ? Was wollte er von ihm?
„ Oho,
und ob mich das etwas angeht. Aber das gehört nicht hier hin.“ Er
schob die Zeitungen zurück an ihren Platz. „Ich bin hier, weil du
etwas hast, was dir nicht gehört.“ Er rückte bedrohlich ein wenig
näher.
„ Was
soll das sein?“, fragte Johan tapfer.
„ Die
Daten. Ich will, dass du sofort die Daten löschst.“
„ Welche
Daten meinen Sie?“, erwiderte Johan. Jetzt fiel es ihm siedendheiß
ein, woher er das Gesicht kannte. Er hatte es bisher nur in der
Dunkelheit gesehen. Vor ein paar Tagen. Auf dem Parkplatz. Das war
der Mann, der in dem Auto auf dem Parkplatz in Südtirol gesessen
hatte. Was um alles in der Welt tat der hier?
„ Also,
als erstes hörst du mal auf, mich mit ´Sie´ anzusprechen. Und dann
denkst du ein bisschen nach.“ Der junge Mann lehnt sich auf seinem
Stuhl zurück, er verschränkte die Arme.
„ Was
ist, wenn ich die Daten nicht lösche?“ Johan wurde langsam
mutiger. Nur nicht einschüchtern lassen. Es kann nichts passieren,
es sind genügend Leute an den anderen Tischen, er brauchte nur zu
rufen, schon würden die anderen auf ihn aufmerksam werden. Leider
war Stefan schon gegangen, der wäre ihm sicherlich sofort zur Hilfe
gekommen.
„ Wenn
du die Daten nicht löschst, und zwar hier und jetzt, in meinem
Beisein, dann erzähle ich all deinen Freunden, dass du ihnen
heimlich hinterher guckst. Was glaubst du wohl, was dann los ist?“
Johan wurde rot, dann blass. Was sollt dieses Spiel? Sein Mut sank.
Was wusste dieser Mann von ihm?
„ Aber
das ist doch gar nicht wahr.“ Verzweifelt versuchte Johan sich eine
Argumentation zurecht zu legen. „Ich käme nie auf die Idee, das zu
tun …“
„ Mein
Lieber, es geht hier nicht um wahr oder falsch. Es geht darum, was
ich erzählen kann. Und vor allem geht es um die Daten. Die löschst
du jetzt, aber dalli.“
Als Johan nicht sofort auf die Anweisung reagierte, zog der Fremde
den Computer zu sich heran. Der Laptop war eingeschaltet. Die
gesuchten Dateien waren nicht versteckt, so dass er sie auf Anhieb
fand.
„ Ah,
ich sehe, du konntest sie auch nicht öffnen. Dann kannst du ja
sowieso nichts damit anfangen.“ Er verschob sie in den Papierkorb,
bevor er diesen dann leerte. Damit war alles weg.
„ Vielen
Dank für diesen Teil der Kooperation.“
Für einen Moment schien es, als würde er von Johan ablassen. Dann
suchte er aber mit der Maus nach weiteren Dateien auf dem Computer.
„ Jetzt
zum nächsten Thema: Von der Recherche, an der du da sitzt, lässt du
besser die Finger. Du wirst dich ansonsten ganz fies verbrennen.
Also: Auch diese Daten wollen nicht länger auf deinem Piss-Laptop
bleiben.“
Er verfuhr mit der Arbeit des gesamtes Tages genauso, wie mit den
Daten vorher. Eine halbe Minute später war alles weg.
Unwiederbringlich.
„ So,
das hätten wir dann wohl geklärt.“
Er schob den Computer von sich, bevor er sich ein weiteres Mal zu
Johan nach vorne beugte.
„ Jetzt
sage ich dir eine Sache ganz deutlich, und ich sage sie dir nur ein
einziges Mal: Wenn ich dich noch mal dabei erwische, wie du dich mit
Elsbeth König beschäftigst, dann kann ich für nichts garantieren.
Dann ist es Sense mit deinen Freunden. Dann sind das nämlich
gewesene Freunde. Und jetzt mach die Fliege.“
Johan klappte den Laptop zu, schnappte sich seine Jacke und verließ
fluchtartig die Bibliothek. Unterdessen blieb der Unbekannte am Tisch
sitzen und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
38. Kapitel
Seine Eltern waren nicht da, als Johan nach Hause
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