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Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K LeGuin
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ihr eine Frage zu stellen. Sie beantwortete sie laut in den Gärten des Neuen Palasts von Havnor, hunderte von Meilen von jenem Herd entfernt: »Sobald ich kann!«
     
    Am Morgen, einem strahlenden Sommermorgen, gingen sie alle vom Palast hinunter zum Kai, um sich auf die Delphin einzuschiffen. Die Einwohner der Stadt Havnor machten daraus ein Fest; sie drängten sich in den Straßen und am Kai, verstopften die Kanäle mit ihren kleinen Kähnen, sprenkelten die große Bucht mit Segelbooten und Jollen, allesamt mit farbenfrohen Fahnen geschmückt. Und Fahnen und Wimpel wehten auch an den Türmen der großen Häuser und den Fahnenmasten der Brücken, den oberen wie den unteren. Während sie sich ihren Weg durch die fröhliche Menge bahnte, dachte Tenar an jenen Tag vor langer, langer Zeit zurück, als sie mit Ged in den Hafen von Havnor eingelaufen war, die Friedensrune heimzubringen, Elfarrans Ring. Jener Ring hatte an ihrem Arm gesteckt, und sie hatte ihn hoch gehalten, damit das Silber im Sonnenlicht blitzte und die Leute ihn sehen konnten, und sie hatten ihr zugejubelt und ihr die Arme entgegengestreckt, als wollten sie alle sie umarmen. Sie musste lächeln, als sie sich daran erinnerte. Sie lächelte auch noch, als sie den Landungssteg hinaufging und sich vor Lebannen verneigte.
    Er begrüßte sie mit der traditionellen Förmlichkeit eines Schiffers: »Meisterin Tenar, seid willkommen an Bord!« Sie erwiderte, bewegt von einem Impuls, den sie nicht zu deuten vermochte: »Ich danke Euch, Sohn Elfarrans.«
    Er schaute sie einen Moment lang an, verblüfft über diesen Namen. Aber Tehanu folgte ihr direkt auf den Fersen, und er wiederholte die Begrüßungsfloskel: »Meisterin Tehanu, seid willkommen an Bord!«
    Tenar ging weiter zum Bug des Schiffes. Sie entsann sich einer Ecke dort in der Nähe einer Ankerwinde, in der ein Passagier den hart arbeitenden Matrosen nicht im Wege stand und trotzdem bestens verfolgen konnte, was an Deck und draußen am Kai geschah.
    Auf der Hauptstraße, die zum Dock führte, entstand jetzt Tumult: die Hohe Prinzessin nahte. Tenar sah mit Genugtuung, dass Lebannen oder vielleicht auch sein Majordomus dafür Sorge getragen hatte, dass die Ankunft der Prinzessin sich angemessen glanzvoll gestaltete. Berittene Eskorten bahnten ihr einen Weg durch die Menge; ihre Pferde schnaubten und trappelten stilvoll. Hohe rote Federbüsche von der Art, wie sie die Helme kargischer Recken zierten, wippten auf dem Dach der geschlossenen, prunkvoll ausstaffierten Kutsche, die die Prinzessin durch die Stadt gebracht hatte, sowie auf den Stirnriemen der vier grauen Pferde, die sie zogen. Eine Musikkapelle, die an der Wasserkante wartete, spielte einen zackigen Marsch mit Trompete, Tambour und Tamburin. Und als die Leute entdeckten, dass sie eine echte Prinzessin zu begaffen hatten, jubelten sie ihr stürmisch zu und drängten sich so nahe an die Kutsche heran, wie die Reiter und Fußsoldaten es zuließen. »Heil dir, Königin der Karg!«, riefen ein paar, und andere: »Sie ist es nicht«, und wieder andere: »Schaut sie euch nur an, sie sind alle in Rot, schön wie Rubine! Welche von ihnen ist sie?«, und wieder andere: »Lang lebe die Prinzessin!«
    Tenar sah Seserakh - natürlich verschleiert vom Hut bis zu den Füßen, aber unverkennbar an ihrer Größe und ihrem Gang - aus der Kutsche steigen und stattlich, als wäre sie selbst ein Schiff, auf den Landungssteg zusegeln. Zwei ihrer etwas spärlicher verschleierten Dienerinnen trotteten dicht hinter ihr her, gefolgt von Lady Opal von Ilien. Tenar bekam einen Schreck. Lebannen hatte verfügt, dass keine Diener oder Gefolgsleute auf diese Reise mitgenommen werden durften. Es sei schließlich keine Kreuzfahrt oder Vergnügungsreise, hatte er streng konstatiert, und die, die an Bord kämen, müssten gute Gründe dafür haben. Hatte Seserakh das nicht verstanden? Oder hing sie so sehr an ihren albernen Landsmänninnen, dass sie es darauf ankommen lassen wollte? Das würde einen höchst unglücklichen Beginn der Reise bedeuten.
    Aber am Fuß des Landungsstegs blieb der goldverzierte rote Zylinder stehen und drehte sich um. Hände streckten sich aus ihm heraus, goldhäutige Hände, an denen goldene Ringe funkelten. Die Prinzessin umarmte ihre Zofen, und aus den Gesten ging deutlich hervor, dass sie ihnen Lebewohl sagte. Auch Lady Opal umarmte sie in der bewährten würdevollen Manier, in der sich Mitglieder des Königshauses und des hohen Adels zu umarmen

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