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Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K LeGuin
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wird, wenn wir wirklich in schweres Wetter geraten!«
    Sie nahmen Seserakh in ihre Mitte, hoben sie auf die Beine und hüllten sie in ihren Zylinder aus rotem Tüll, ohne den sie natürlich nicht vor die Augen der Männer treten konnte; sie redeten mit Engelszungen auf sie ein und beschwatzten sie schließlich dazu, aus der Kajüte zu klettern, auf das Stück Deck seitlich von ihr, in den Schatten, wo sie alle in einer Reihe nebeneinander auf den weißen, makellosen Deckplanken sitzen und hinaus auf das blaue Meer schauen konnten.
    Seserakh teilte ihren Schleier gerade so weit, dass sie geradeaus blicken konnte. Aber meistens schaute sie hinunter auf ihren Schoß; nur gelegentlich rang sie sich zu einem kurzen, bangen Blick auf das Wasser durch, doch nur, um danach die Augen sofort wieder zu schließen und sie erst wieder zu öffnen, wenn sie sicher war, dass sie nichts weiter als ihren Schoß sehen würde.
    Tenar und Tehanu plauderten ein bisschen, zeigten auf Schiffe, die vorüberfuhren, auf Vögel, auf eine Insel. »Es ist herrlich!«, sagte Tenar. »Ich hatte ganz vergessen, wie gerne ich auf einem Schiff mitfahre.«
    »Ich liebe es, wenn ich das Wasser vergessen kann«, sagte Tehanu. »Es ist wie Fliegen.«
    »Ach, ihr Drachen«, meinte Tenar.
    Es war leicht dahingesagt, aber es war ihr nicht leicht gefallen, es zu sagen. Es war das erste Mal, dass sie etwas in dieser Art zu ihrer Adoptivtochter gesagt hatte. Sie wusste, dass Tehanu den Kopf zur Seite gewandt hatte, um sie mit ihrem sehenden Auge anzuschauen. Tenars Herz pochte heftig. »Luft und Feuer«, sagte sie.
    Tehanu schwieg. Aber ihre Hand, die braune schlanke Hand, nicht die verkrüppelte Klaue, ergriff Tenars Rechte und drückte sie fest.
    »Ich weiß nicht, was ich bin, Mutter«, sagte sie leise in ihrer Stimme, die selten mehr als ein Flüstern war.
    »Ich wohl«, sagte Tenar. Und ihr Herz schlug noch heftiger als vorher.
    »Ich bin nicht wie Irian«, sagte Tehanu. Sie versuchte ihre Mutter zu trösten, zu beschwichtigen, aber in ihrer Stimme schwangen Sehnsucht, schmachtender Neid, tiefes Verlangen mit.
    »Warte ab; warte und finde es heraus«, erwiderte ihre Mutter, der es schwer fiel zu sprechen. »Du wirst wissen, was du tun musst ... was du bist ... wenn die Zeit gekommen ist.«
    Sie sprachen so leise, dass die Prinzessin nicht hören konnte, was sie redeten - wenn sie es denn überhaupt verstehen konnte. Sie hatten sie vergessen. Aber Seserakh hatte den Namen Irian aufgeschnappt. Sie teilte den Schleier mit ihren langen Händen und wandte sich zu ihnen, und ihre Augen leuchteten aus dem warmen roten Schatten. »Irian, sie ist?«, fragte sie.
    »Irgendwo dort - da vorne ...« Tenar deutete mit einer vagen Geste zum Vorderschiff.
    »Sie macht sich selbst Mut. Ja?«
    Nach einem kurzen Augenblick erwiderte Tenar: »Sie braucht ihn sich nicht zu machen, glaube ich. Sie ist furchtlos.«
    »Aha«, sagte die Prinzessin.
    Ihre leuchtenden Augen schauten aus dem Schatten über die ganze Länge des Schiffes, zum Bug, wo Irian neben Lebannen stand. Der König zeigte nach vorn, gestikulierte, plauderte angeregt. Er lachte, und Irian, die neben ihm stand und ebenso groß wie er war, lachte mit.
    »Nacktgesichtig«, murmelte Seserakh auf Kargisch. Und dann auf Hardisch, nachdenklich, fast unhörbar: »Furchtlos.«
    Sie schloss ihren Schleier und saß reglos da.
     
    Die langen Gestade Havnors verloren sich hinter ihnen in blauem Dunst. Der Berg Onn schwebte blass und hoch über dem nördlichen Horizont. Die schwarzen Basaltsäulen der Insel Omer tauchten ragend zur rechten Seite des Schiffes auf, als es sich durch die Meerenge von Evabnor zur Innensee voran arbeitete. Die Sonne strahlte, der Wind war frisch, es war wieder ein schöner Tag. Alle Frauen saßen unter dem Sonnensegel, das die Matrosen für sie neben der Achterhütte gespannt hatten. Frauen brachten einem Schiff Glück, und die Seemänner konnten hinsichtlich kleiner Wohltaten und Annehmlichkeiten gar nicht genug für sie tun. Da auch Hexer einem Schiff Glück - oder aber Unglück - bringen konnten, behandelten die Matrosen die Hexer ebenfalls sehr zuvorkommend; ihr Sonnensegel war in einer Ecke des Achterdecks aufgespannt, wo sie gute Sicht nach vorn hatten. Die Frauen hatten Sitzkissen aus Samt (Ergebnis weiser Vorausplanung des Königs oder seines Majordomus); den Zauberern dienten Segeltuchpacken zum gleichen Zweck.
    Erle fand sich behandelt und betrachtet als einer der Zauberer. Er konnte

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