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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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dich.«
    »Braucht.«
    »Okay, dann korrigiere ich mich noch mal. Er hat ausdrücklich gesagt, dass er mit dir reden will.«
    »Und hat dich gebeten anzurufen?«
    »Nein, nein, das würde er nie tun.«
    »Nein.« Harry lächelte bei dem Gedanken.
    »Also, hast du irgendwann abends mal Zeit?«
    »Natürlich.«
    »Schön. Du könntest doch mal abends mit uns essen.« »Uns?«
    »Mit Oleg und mir. «
    »Hm. «
    »Ich weiß, dass du Mathias kennengelernt hast «
    »Stimmt«, sagte Harry schnell. »Scheint ja ganz nett zu sein.« »Ja doch.«
    Harry hatte keine Ahnung, wie er ihren Tonfall deuten sollte oder wollte.
    »Bist du noch dran?«
    »Ich bin noch dran«, sagte Harry. »Hör mal, wir haben hier einen Mordfall, und die Sache kocht gerade richtig hoch. Kann das nicht ein bisschen warten? Ich rufe dich dann an, wenn es besser passt.«
    Pause.
    »Rakel?«
    »Ja, das wäre schön. Und ansonsten?«
    Die Frage war derart fehl am Platz, dass sich Harry einen Augenblick fragte, ob sie ironisch gemeint war.
    »Die Tage vergehen«, sagte Harry.
    »Ist in deinem Leben nichts Neues geschehen?«
    Harry hielt die Luft an. »Ich muss los, Rakel. Ich ruf dich dann an. Grüß Oleg von mir, okay?«
    »Okay.«
    Harry legte auf.
    »Und?«, fragte Halvorsen. »›Wenn es besser passt‹?«
    »Nur ein Essen. Irgendwas mit Oleg. Was wollte Robert in Zagreb?«
    Halvorsen wollte etwas antworten, doch im gleichen Moment klopfte es. Sie drehten sich um. Skarre stand in der Tür.
    »Die Polizei aus Zagreb hat gerade angerufen«, erklärte er. »Stankic hat seine Kreditkarte durch Vorlage eines falschen Passes bekommen.«
    »Hm«, brummte Harry, verschränkte die Hände hinterm Kopf und lehnte sich zurück. »Was wollte Robert in Zagreb, Skarre? « »Ihr wisst, was ich glaube.«
    »Dope«, sagte Halvorsen.
    »Skarre, hast du nicht was von einem Mädchen erwähnt, das im Fretex im Kirkeveien nach Robert gefragt hat? Bei der die Leute im Laden meinten, sie käme aus Jugoslawien?«
    »Doch, diese Chefin hat was davon «
    »Ruf im Fretex an, Halvorsen. «
    Es wurde still im Büro, als Halvorsen die Nummer in den Gelben Seiten nachschlug und wählte. Harry begann mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln, wobei er sich fragte, wie er es formulieren sollte, dass er mit Skarre zufrieden war. Er räusperte sich einmal. Doch dann reichte Halvorsen ihm den Hörer.
    Sergeantmajor Rue hörte zu, redete und handelte. Eine effektive Frau, dachte Harry, als er zwei Minuten später auflegte und sich erneut räusperte:
    »Einer ihrer Paragraph-12-Jungs hat sich an das Mädchen erinnert, ein Serbe. Er meinte, sie heißt Sofia, war sich aber nicht sicher. Allerdings konnte er mit Sicherheit sagen, dass sie aus Vukovar stammte.«
     
    Harry fand Jon auf dem Bett in Roberts Wohnung. Auf seinem Bauch lag eine aufgeschlagene Bibel. Er sah übernächtigt und verängstigt aus. Harry zündete sich eine Zigarette an, setzte sich auf den klapprigen Küchenstuhl und fragte Jon, was Robert in Zagreb gemacht haben könnte.
    »Keine Ahnung, er hat mir nichts gesagt. Vielleicht hatte das mit diesem heimlichen Projekt zu tun, für das ich ihm Geld gegeben habe.«
    »Okay. Wissen Sie etwas von einer Geliebten, einem jungen kroatischen Mädchen namens Sofia?«
    »Sofia Miholjec? Sie machen Witze!«
    »Eigentlich nicht. Soll das heißen, Sie wissen, wer das ist?«
    »Sofia wohnt in einem unserer Häuser in der Jacob Aalls gate. Ihre Familie gehörte zu den kroatischen Flüchtlingen aus Vukovar, die der Kommandeur herausholen konnte. Aber Sofia … Sie ist erst fünfzehn.«
    »Vielleicht war sie einfach nur in Robert verschossen? Ein junges Mädchen. Ein hübscher junger Mann. Wissen Sie, so was wäre nicht wirklich ungewöhnlich.«
    Jon wollte antworten, schwieg dann aber.
    »Sie haben selbst gesagt, dass Robert junge Mädchen liebte«, sagte Harry.
    Jon starrte zu Boden. »Ich kann Ihnen die Adresse der Familie geben. Dann können Sie sie fragen.«
    »Okay.« Harry sah auf die Uhr. »Brauchen Sie irgendetwas?« Jon sah sich um. »Ich sollte mal kurz in meine Wohnung. Ein paar Kleider holen und die Kulturtasche.«
    »In Ordnung, ich werde Sie hinbringen. Ziehen Sie Jacke und Mütze an, es ist noch kälter geworden.«
    Sie brauchten zwanzig Minuten, um zur anderen Wohnung zu fahren. Unterwegs kamen sie an dem alten, verfallenen Bislett-Stadion vorbei, das abgerissen werden sollte, und am Restaurant Schrøder, vor dem ein Mann mit einem dicken Wollmantel und einer Mütze

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