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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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mit seinem Besteck und einem Tütchen Heroin in der Tasche gefunden, Holmen. Er kann sich nicht erschossen haben. Die Sucht kommt, wie gesagt, an erster Stelle. Auch «
    »… vor dem Tod. « Birger Holmen hatte den Kopf noch immer indie Hände gestützt, seine Stimme aber klang ganz klar. »Sie meinen also, mein Sohn wurde ermordet? Warum?«
    » Ich hatte gehofft, dass Sie uns diese Frage beantworten können.«
    Birger Holmen antwortete nicht.
    »Weil er Ihre Frau bedroht hat?«, fragte Harry. »Wollten Sie ihr Frieden verschaffen?«
    Holmen hob den Kopf: »Was reden Sie denn da?«
    »Ich schätze, Sie haben auf der Plata gestanden und gewartet. Und als er kam, folgten Sie ihm, nachdem er sich seine Dosis besorgt hatte. Sie nahmen ihn mit in den Containerhafen, da Sie ja wussten, dass er manchmal dorthin ging, wenn er keinen anderen Platz fand.«
    »Woher sollte ich das wissen? Das ist unerhört, ich ... «
    »Natürlich wussten Sie das. Ich habe dem Wachmann dort das Bild gezeigt, und der hat die Person erkannt, nach der ich gefragt habe.«
    »Per?«
    »Nein, Sie. Sie waren im Sommer dort und haben sich erkundigt, ob Sie in den leeren Containern nach Ihrem Sohn suchen dürften.« Holmen starrte Harry an, aber der fuhr ruhig fort:
    »Sie hatten das ganz genau geplant. Ein Bolzenschneider, um aufs Hafengelände zu kommen, ein leerer Container, der eine plausible Kulisse für das Ende eines Junkies abgab, und überdies ein Ort, an dem niemand etwas sehen oder hören würde, wenn Sie ihn erschossen. Mit der Pistole, die nachweislich ihm gehörte. Das konnte Ihre Frau jederzeit bezeugen.«
    Halvorsen beobachtete Birger Holmen und hielt sich bereit, aber Holmen sah nicht so aus, als würde er irgendetwas unternehmen wollen. Er atmete schwer durch die Nase und kratzte sich am Unterarm, während er vor sich hin starrte:
    »Sie können nichts davon beweisen.« Seine Stimme klang resigniert, als sei das eine Tatsache, die er bedauerte.
    Harry breitete die Arme aus. In der folgenden Stille hörten sie unten von der Straße lustige Glockenklänge.
    »Dieses Jucken will nicht aufhören, nicht wahr?«, fragte Harry. Holmen erstarrte.
    »Dürften wir sehen, was da so juckt?«
    »Das ist nichts.«
    »Wir können das hier oder auf dem Präsidium machen. Es ist Ihre Entscheidung, Holmen.«
    Das Glockengeläute wurde immer lauter. Ein Schlitten, hier, mitten in der Stadt? Halvorsen hatte das Gefühl, gleich müsste etwas explodieren.
    »Okay«, flüsterte Holmen, öffnete die Manschettenknöpfe und schlug den Hemdärmel hoch.
    Auf dem weißen, behaarten Unterarm waren zwei schmale Wunden zu erkennen, auf denen sich Schorf gebildet hatte. Ringsherum war die Haut leuchtend rot.
    »Drehen Sie den Arm um«, kommandierte Harry.
    Holmen hatte eine entsprechende Wunde auf der Unterseite seines Arms.
    »Diese Hundebisse jucken schrecklich, nicht wahr?«, sagte Harry. »Am schlimmsten so nach zehn bis vierzehn Tagen, wenn sie zu heilen beginnen. Ein Arzt in der Ambulanz hat mir gesagt, dass ich bloß nicht kratzen soll. Das sollten Sie auch nicht tun, Holmen.«
    Holmen starrte mit ausdruckslosem Blick auf seine Wunden. »Sollte ich nicht?«
    »Drei Löcher in der Haut. Mit dem Modell des Kiefers können wir beweisen, dass Sie ein ganz bestimmter Hund unten im Containerhafen gebissen hat. Ich hoffe, Sie konnten sich ein bisschen wehren. «
    Holmen schüttelte den Kopf. »Ich wollte nicht … ich wollte nur, dass sie frei ist. «
    Die Glocken unten auf der Straße verstummten abrupt.
    »Wollen Sie gestehen?«, fragte Harry und gab Halvorsen ein Zeichen, der sogleich in die Innentasche seiner Jacke griff, doch dort weder Papier noch Kugelschreiber fand. Harry verdrehte die Augen und schob ihm seinen eigenen Block hinüber.
    »Er sagte mir, er sei so müde«, sagte Holmen. »Dass er nicht mehr könne. Dass er jetzt wirklich davon loskommen wolle. Deshalb habe ich mich bemüht und tatsächlich einen Platz für ihn im Heim bekommen. Ein Bett und drei Mahlzeiten am Tag für 1200 Kronen im Monat. Man hatte ihm auch einen Platz im Methadonprogrammzugesagt, es ging nur noch darum, ein paar Monate zu überbrücken. Doch dann habe ich nichts mehr von ihm gehört, und als ich dort wieder anrief, erfuhr ich, dass er verschwunden war, ohne die Miete zu bezahlen, ... ja, und schließlich tauchte er hier zu Hause auf, mit dieser Pistole.«
    »Und da haben Sie einen Entschluss gefasst?«
    »Es gab keinen Ausweg mehr. Ich hatte meinen Sohn bereits verloren. Und

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