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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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war. Stankic ließ seine Hand bis zur Stirn wandern, aber nur für einen ironischen Gruß. Dann drehte er sich um und begann, über den Weg davonzulaufen.
    Harry schloss die Augen und spürte, wie ihm das Herz im Brustkorb hämmerte.
    Als er sich bis zu dem Parkweg vorgekämpft hatte, war der Mann längst vom Dunkel verschluckt. Harry überprüfte das Magazin seiner MP5. Natürlich. Wutentbrannt schleuderte er die Waffe weg. Wie ein schwarzer, hässlicher Vogel stieg sie vor der Fassade des Plaza Hotels in die Höhe, ehe sie herabfiel und mit einem weichen Platschen im schwarzen Wasser landete.
    Als Halvorsen kam, saß Harry mit einer Zigarette zwischen den Lippen auf dem Schneewall.
    Halvorsen beugte sich vor und stützte seine Hände auf die Knie. Seine Brust hob und senkte sich. »Verdammt, du kannst vielleicht rennen«, schnaufte er. »Weg?«
    »Wie vom Erdboden verschluckt«, sagte Harry. »Lass uns gehen.«
    »Wo ist die MP5?«
    »Ich dachte, nach der hättest du gerade gefragt?« Halvorsen sah Harry an und beschloss, nicht weiter nachzuhaken.
     
    *
     
    Vor dem Obdachlosenheim der Heilsarmee standen zwei Polizeiwagen mit blinkendem Blaulicht. Eine ganze Reihe schlotternder Männer, denen lange Objektive aus den Jacken ragten, drängten sich vor dem Eingang. Anscheinend war die Tür verschlossen. Harry und Halvorsen näherten sich über die Heimdalsgate. Halvorsen beendete gerade ein Telefongespräch.
    »Warum muss ich nur immer an die Warteschlange für einen Pornofilm denken, wenn ich das da sehe?«, fragte Harry.
    »Reporter«, sagte Halvorsen. »Woher wissen die jetzt schon wieder, dass wir hier sind?«
    »Frag unseren jungen Freund, der das Funkgerät bewachen sollte«, sagte Harry. »Ich schätze, der hat sich verplappert. Was sagt die Einsatzzentrale?«
    »Sie schicken sofort alle verfügbaren Autos zum Fluss hinunter. Und die Kriminalwache hat ein Dutzend Fußstreifen abkommandiert. Was meinst du? «
    »Der ist zu gut. Sie werden ihn nicht finden. Ruf Beate an und bitte sie zu kommen.«
    Einer der Journalisten hatte sie entdeckt und kam ihnen entgegen.
    »Na, Harry?«
    »So spät noch auf, Gjendem? «
    »Was ist denn hier los?«
    »Nicht viel.«
    »Ach ja? Ich sehe doch, dass euch jemand die Windschutzscheibe weggeschossen hat. «
    »Wer sagt dir, dass sie nicht eingeschlagen worden ist?«, fragte Harry den Journalisten, der sich an sie gehängt hatte.
    »Der, der da dringesessen hat. Er hat gesagt, es sei auf ihn geschossen worden.«
    »Ui, mit dem muss ich wohl mal ein Wörtchen reden«, sagte Harry. »Entschuldigen Sie, meine Herren.«
    Die Versammlung machte widerwillig Platz. Harry ging bis zur Tür und klopfte. Kameras surrten und klickten. Blitzlichter flackerten auf.
    »Gibt es einen Zusammenhang mit dem Mord am Egertorg?«, rief einer der Journalisten. »Sind Angehörige der Heilsarmee in die Sache verwickelt?«
    Die Tür ging einen Spalt auf, und das Gesicht des Fahrers kam zum Vorschein. Er trat zur Seite, um Harry und Halvorsen durchzulassen. Sie gingen durch die Rezeption, wo der junge Polizist auf einem Stuhl saß und vor sich hin starrte, während ein Kollege vor ihm hockte und leise auf ihn einredete.
    Im ersten Stock stand die Tür von Zimmer 26 immer noch offen.
    »Fassen Sie so wenig wie möglich an«, sagte Harry zum Fahrer.
    »Beate Lønn will gerne Fingerabdrücke und DNA sichern.«
    Sie sahen sich um, öffneten Schranktüren und blickten unters Bett.
    »Mann«, sagte Halvorsen. »Nichts, aber auch gar nichts. Der Kerl hat nur das, was er bei sich trägt.«
    »Er muss einen Koffer oder so was gehabt haben, worin er die Waffe ins Land geschmuggelt hat«, sagte Harry. »Natürlich kann er sich davon getrennt haben. Oder ihn irgendwo zur Aufbewahrung gegeben haben.«
    »Es gibt nicht mehr so viele Stellen in Oslo, die so etwas machen.«
    »Denk nach.«
    »Tja. Vielleicht ein Gepäckraum in irgendeinem Hotel, in dem er gewohnt hat? Und natürlich die Schließfächer am Bahnhof.« »Bleib noch ein bisschen bei dem Gedanken.«
    »Welchem Gedanken?«
    »Dass der da draußen durch die Nacht läuft und irgendwo eine Tasche hat.«
    »Die könnte er jetzt vielleicht gebrauchen, ja. Ich ruf in der Einsatzzentrale an und bitte sie, Leute abzustellen, um im Scandia und am Bahnhof und … wie hieß noch mal das andere Hotel, das Stankic auf der Gästeliste hatte?«
    »Radisson SAS am Holbergs plass.«
    »Danke.«
    Harry wandte sich an den Fahrer und fragte ihn, ob er auf eine Zigarette mit nach

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