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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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komme …« begann er.
    » Du wirst nie nach Hause kommen. Ebensowenig werden eure Wissenschaftler jemals der Zeit auf die Spur kommen. Ein Grundsatz unserer alten Wissenschaft lautet: Die Zeit ist unergründlich. Deine Maschine arbeitet jetzt mit eigenem Antrieb. Wenn du uns verläßt, fliehst du bloß von diesem Ort, um anderswo eine Chance zu suchen.«
    »Ich muß den Versuch machen«, antwortete File. »Ich kann
nicht hier bleiben, wenn noch ein Funken Hoffnung ist, daß ich
zurückfinde.«
Aber er blieb unschlüssig.
    Der Häuptling schien seine Gedanken zu erraten. »Sorge dich
    nicht um uns«, sagte er. »Dir geht es nicht viel besser als uns. Wir sind allesamt ohne Aussicht auf Rettung.«
    File nickte und stieg auf den Sessel der Maschine. Als er mit dem Hemdsärmel Staub und Dreck von den Armaturen wischte, suchten seine Augen den Datumsanzeiger, um dessen Stand er sich bei seiner Ankunft nicht gekümmert hatte. Auch jetzt erhoffte er davon keinen Aufschluß, zumal die Uhr zu wenig Stellen besaß, um das gegenwärtige Erdzeitalter zu registrieren. Doch als er den Zahlenstand ablas, traf ihn der Schock.
    000008.324.01.7954. Weniger als neun Jahre waren seit seiner Abreise von Genf vergangen!
    Er straffte den Rücken und drückte den Schalter.

    Diesseitige Rotation im Uhrzeigersinn … jenseitige Rotation in entgegengesetzter Richtung … dann ein heftiger Impuls nach vorn. Er stürzte in das Zeitkontinuum.
    Minuten vergingen ohne ein Zeichen dafür, daß die Maschine automatisch anhalten würde. Kurz entschlossen bediente er den Stopschalter.
    Mit der auslaufenden Drehung der durchsichtigen Stäbe kehrte die Maschine in die normale Raum-Zeit-Lage zurück. Die Gegend, in die File entlassen wurde, ließ seinen Atem stocken.
    War es Kristall? Die Welt der siegreichen Raxa? Die phantastische Landschaft mit ihrem glitzernden, bizarren, geometrischen Bewuchs legte diese Vermutung nahe. Aber dann erkannte File, daß dem nicht so sein konnte – es sei denn, die Raxa hätten sich über ihre mineralischen Vorfahren hinausentwickelt.
    Es war eine Welt aus geometrischen Formen, die permanente Bewegungen vollzogen, oder besser gesagt: Transformationen durchmachten, denn die Bewegungen waren weniger fließend als plötzlich. Das plötzliche Ausdehnen und Zusammenziehen, sowohl auf vertikaler wie auf horizontaler Ebene, bot einen allzu verwirrenden Anblick. Als File näher hinsah, bemerkte er, daß es überhaupt keine dreidimensionalen Formen gab. Alles bestand aus Flächen, die durch Verschiebung ineinander eine räumliche Illusion hervorriefen.
    Und die Farben … auch sie machten einen ständigen Wandel durch, dessen Abstufung und Abfolge mathematischen Prinzipien zu gehorchen schienen – vergleichbar etwa mit dem Spektrum von prismatisch aufgefächertem Licht. Die Farberscheinungen waren unendlich reich an Vielfalt, so wie zarte, kunstvolle Musik aus fünfzig Instrumenten, die die sieben Töne der diatonischen Tonleiter ausschöpfen.
    File blickte auf den Datumsanzeiger. Laut Messung war er
seinem Genfer Ausgangspunkt, zu dem er zurückzufinden
hatte, um fünfzehn Jahre voraus.
Er startete einen neuen Versuch.
    Eine Welt mit üppiger Vegetation wogte und rauschte in einer heißen Brise. Eine Horde von Tieren, die wie Armadillen aussahen, aber die Größe von Pferden besaßen, trampelte durch die Lichtung, auf der Files Maschine gelandet war. Das Leittier kam ohne zu zögern näher, um ihn beiläufig zu beschnuppern, schwang den Kopf zur Seite und grunzte den anderen zu. Sie beäugten ihn neugierig und verschwanden dann hinter einem Vorhang aus wehenden Grasbäumen. Noch lange hörte File ihr Krachen im Dschungel. Und wieder ein Versuch.
    Nackter Fels. Der Himmel war mit einem Netz von Wolken verhangen, die allem Anschein nach aus Staub bestanden. Auf dem Boden jedoch war nicht ein Staubkörnchen zu entdecken. Ein starker, kalter Wind wehte. Er blies wahrscheinlich allen Staub in die Atmosphäre und scheuerte so die Felsen blank und zackig. File konnte kaum glauben, daß diese auf Hochglanz polierte Landschaft die Oberfläche eines Planeten war und nicht irgendeine künstliche Kulisse. Und wieder.
    Jetzt befand er sich im All, geschützt durch ein Kraftfeld, das die Maschine um den Sessel herum aufgebaut hatte. Ein Planet, so groß wie Jupiter, hing da, wo die Erde hätte sein müssen. Und wieder.
    Immer noch das All. Eine schwache Sonne überflutete ihn mit blutrotem Licht. Zur Linken blendete ihn ein winziger,

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